S wie Sprachassistent
Theorie: Ein Sprachassistent ist nichts weiter als eine Software, die gesprochene Sprache erkennt, analysiert, semantisch interpretiert und logisch verarbeitet. Wir reden also von Maschinen, die den Nutzenden zuhören und – je nach Ausprägung – auch mit ihnen sprechen. Etwas enthusiastischer könnte man auch sagen: Sprachassistenten sind die nächste Evolutionsstufe der Mensch-Maschine-Kommunikation – tschüss GUI, hallo VUI.
Realität: Zu kaufen gibt’s solche Systeme fürs breite Publikum etwa seit Ende 2011, in Form von Siri auf dem iPhone 4. Danach kamen auch die übrigen Grossen der Branche flugs mit eigenen Lösungen auf den Markt. Mittlerweile hat sich die Technik so prächtig verbreitet, dass die Marktforscher komplett aus dem Häuschen sind.
Weltweit soll es laut Juniper Research bis 2023 mehr Sprachassistenten als Menschen geben. Comscore erwartet, dass in den USA schon 2020 die Hälfte aller Suchanfragen im Internet über die Stimme gesteuert wird. Splendid Research berichtet, dass 2018 schon 60 Prozent der Menschen in Deutschland mal einen Sprachassistenten genutzt haben.
Nur die Schweiz will hier nicht richtig mitziehen. Kümmerliche 37 Prozent haben hier laut einer Studie von Farner und der Uni Luzern überhaupt schon einen Sprachassistenten genutzt. Woran das wohl liegen mag? Es ist ja nicht so, dass wir uns keine Sprachassistenten leisten könnten. Das Problem liegt – zumindest, was die Deutschschweiz betrifft – wohl eher darin, dass uns die meisten Systeme zum Gebrauch der deutschen Standardsprache nötigen. Die wird oft als Fremdsprache empfunden. Vielen klingt sie gestelzt und nicht wenige fürchten, sie gäben sich der Lächerlichkeit preis, wenn sie öffentlich mit ihrem Handy Schriftdeutsch reden.
Fazit: Eine gute User Experience beim Nutzen von Sprachassistenten werden Deutschschweizer(innen) wohl erst haben, wenn sie Dialekt quasseln dürfen. Das wird zwar noch etwas dauern, heisst aber nicht, dass man Sprachsteuerung bei der strategischen Planung vergessen sollte.