Kolumne: Digitale Transformation der IT

Das ziellose Streben nach dem Wert

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Wertorientierung ist das neue Mantra, wenn es um zukunftsgerichtete Arbeitsweisen geht. Mit dem Aufkommen der agilen Vorgehensweisen wird alles mehrfach hinterfragt, ob bestehendes Tun auch wirklich noch einen Wert generiert oder besser im Kübel der Verschwendung entsorgt werden soll. Nur was einen klaren Mehrwert ausweisen kann, hat Chancen, in der Prioritätenliste nach oben gepusht zu werden, um dann hoffentlich auch in der nächsten Programm-Increment-Planung zur Umsetzung berücksichtigt zu werden. Ergibt im Grunde ja auch Sinn und sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Aber wer definiert überhaupt, was Wert hat und was nicht? Darüber lässt sich grundsätzlich auch streiten.

Wert oder Neudeutsch "Value" liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und ist nicht immer als greifbares und messbares Kriterium fassbar. Eigentlich obliegt es dem Business, zu entscheiden, was wertvoll ist und umgesetzt werden soll. Nur das Business kann beurteilen, wie man sich von den Konkurrenten differenziert, beziehungsweise was für den Kunden wertvollen Nutzen schafft. Und so ein Wert ist in der ak­tuell schnelllebigen Zeit auch relativ flüchtig. Der Wert kann bei der nächsten Planungs-Iteration schnell wieder an Bedeutung verlieren. Darin liegt auch der wahre Wert des agilen Vorgehens: Was interessiert mich das Geschwätz von gestern. Nur das, was aktuell für gut und wertvoll befunden wird, gilt es zu verfolgen. Wert ist also nicht absolut zu verstehen.

Dadurch birgt die Wertbestimmung auch eine gewisse Gefahr der Willkür. Kann Wert nur zugemessen werden, wenn nachweislich mehr Umsatz oder Gewinn erzielt werden kann? Was ist mit all den Leistungen, die als notwendig und sinnvoll zu betrachten sind? Wie beispielsweise das Dokumentieren der Systemkonfigurationen, das Einrichten von Sicherheitskontrollen oder die Implementierung von Monitoren zur Betriebsüberwachung. Wie steht es um das Bereitstellen und Schulen einer Support-Organisation oder das Durchführen von Datensicherungen und Logfile-Analysen, um Fehlerzustände zu erkennen? Wer bestimmt, ob diese Arbeiten den Wert des Produkts erhöhen oder eher in die Kategorie Wertverluste zu verbannen sind? Welchen Wert hat Qualität und Compliance?

Die Wertbestimmung darf nicht ziellos entschieden werden. Qualität, Sicherheit, Stabilität und die Einhaltung von Regeln und Vorschriften sind Grundpfeiler einer nachhaltigen Wertbetrachtung und als solche nicht verhandelbar. Hier muss sich jede Organisation rasch einig werden, was alles dazu gehört. Nur mit diesem Grundverständnis sind die Voraussetzungen für ein Defini­tion of Ready DoR gegeben und kann damit als qualifiziertes Backlog-Item eines zu liefernden Ergebnisses zur Umsetzung berücksichtigt werden. Alles andere ist wertlos, und sei die Idee noch so innovativ.

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