Müllers kleines ABC

O wie organisch gewachsen

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(Source: Rymma - stock.adobe.com)
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Theorie: Organisch gewachsene Bedienoberflächen sind in vielen ­etablierten Softwareapplikationen zu finden. Sie entstehen, wenn eine Anwendung über einen längeren Zeitraum hinweg kontinuierlich weiterentwickelt wird und neue Funktionen hinzugefügt werden, ohne dass die Benutzeroberfläche entsprechend angepasst wird.

Realität: Das Ergebnis dieses Reifeprozesses ist oft eine Profi-Software mit charakteristischem Old-School-Touch und viel Usability-Potenzial. Organisch gewachsene Bedienoberflächen bergen also das akute Risiko eines schlechten Benutzererlebnisses. Wenn die Benutzerführung inkonsistent ist und die gewünschten Funktionen schwer zu finden sind, frustriert das die Benutzer bis zum Akzeptanzkollaps. ­Darüber hinaus können über die Jahre gewachsene grafische Benutzungsoberflächen, kurz GUIs, dazu führen, dass den Anwenderinnen häufiger Fehler unterlaufen. 

Allerdings gibt es auch jene Anwender, die sich an das GUI gewöhnt haben und sich weigern, ohne ihren Unmut laut zu äussern, auf eine neue Software umzusteigen. Es ist nicht nur das Umlernen, das diese Widerstände auslöst, sondern auch die Angst, dass das aktuelle Gefüge von Kompetenzen, Rollen und Ansehen durcheinanderkommen könnte.

Und jetzt will der Sales intuitive Bedienung und sexy Design, gekoppelt mit der Forderung, langjährige Nutzer ja nicht zu vergraulen. Die Entwicklungsabteilung hat dermassen beschränkte Ressourcen, dass jedes Jira-Ticket Herzrasen auslöst. Die Geschäftsleitung werweisst, ob das Produkt als Cash-Cow ausgemelkt oder für die Zukunft fit gemacht werden soll. Ein gewaltiges Dilemma.

Fazit: Ist die schrittweise Modernisierung mit neuen Funktionen und optimierter User Experience die Lösung? Ist die vorsichtige Herangehensweise die richtige, bei der die Bedienoberfläche lediglich aufgehübscht wird? Es führt kein Weg daran vorbei, sich für die eine oder ­andere Herangehensweise zu entscheiden.

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