Wild Card von Urs Bucher

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Mein Freund, der Microsoft Copilot, sagt, es gehe hier um die Bedeutung des Quantencomputings als bahnbrechende ­Technologie. Grosse Unternehmen rüsten sich heimlich für diese Zukunft, während Europa und die Schweiz hinterherhinken. Der Autor rät, das Quantencomputing nicht aus den Augen zu verlieren.

(Source: Bartek Wróblewski - stock.adobe.com)
(Source: Bartek Wróblewski - stock.adobe.com)

Wir sitzen gerade alle äusserst gespannt da und schauen uns die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz an. Eher schnell als langsam wird’s was; bloss, was denn genau? Erreichen wir denn die viel beschworene Artificial General Intelligence, sprich werden die Maschinen bald klüger als wir oder hatte Ray Kurzweil mit seiner Theorie zur Singularity doch Recht und die Maschinen brauchen uns Menschen bald nicht mehr? On verra. Hier und jetzt lässt sich aber sicher sagen, dass wir jetzt aus diesen «AI Toys» Tools machen. Selbstverständlich überschätzen wir wieder einmal die kurzfristigen Implikationen und unterschätzen die langfristigen Auswirkungen, soweit nichts Neues.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit aber auf etwas anderes lenken. Weit ab vom Mainstream geht die Post woanders ab. Ziemlich unbemerkt, unter dem Radar und bestrebt, möglichst noch keine Aufmerksamkeit zu erwecken. Wenig sexy, sehr komplex und fundamental.

Quantencomputing, meine Lieben, Quantencomputing!

Dieses Ding, wo Bits nicht nur zwei Zustände (0 oder 1) kennen, sondern irgendwie irgendwas, also Qubits. In guten Momenten glaube ich, das Prinzip ansatzweise zu verstehen, aber wirklich nur in guten Momenten. Dieser Mix aus Computerwissenschaft, Physik und Mathematik ist doch sehr komplex. Da bin ich dann raus; ich mochte Word schon immer besser als Excel. Eine sehr steile These ist ja, Quantencomputing mit Esoterik in Verbindung zu bringen, aber das lassen wir mal schön sein, ich habe meinen Aluhut verlegt.

Die grossen Player bringen sich still und heimlich in Position. Dem Vernehmen nach (no names, we’re Swiss) kauft man weltweit im grossen Stil «geeignete Grundstücke» für Quantencomputer-Rechenzentren auf. Unabhängig vom Tagesgeschäft sind kleine, klandestine Teams fleissig auf Reisen, wedeln mit Non-disclosure Agreements und investieren im grossen Stil in Infrastruktur. Da sind die Kosten für die beiden Gebäude in Zürich, die Google gemietet hatte und nun nach den letzten Reorganisationen halt doch nicht braucht, dann einfach nur Rundungsfehler.

Wer tummelt sich denn schon in diesem Teich? Wenig verwunderlich: IBM, Microsoft, AWS, Google, Intel; auch chinesische Giganten wie Baidu und Alibaba. Dazu kommen Start-ups, von denen wir alle noch nie gehört haben. Geopolitisch sind die USA und China etwa gleichauf. Europa macht wohl auch irgendwas, aber sicher nicht auf gleich hohem Niveau, der Appetit für und das Investitionsvolumen in die Technologie sind etwa so lahm wie Joe Bidens Wahlkampf.

Die Schweiz mischt auch etwas mit; ETH und EPFL forschen mit, das Paul Scherrer Institut ist mit von der Partie (Sie erinnern sich, es geht auch um Physik), und auch in Basel wird schon munter «ge-quantet». Im Schweizer CSCS, dem nationalen Supercomputer-Zentrum im Tessin hingegen misst man die Rechenleistung noch nicht in Qubits, sondern immer noch in Gigaflops (ein Schelm, wer beim Namen dieser Masseinheit Böses denkt). Worauf will ich hinaus? Die Auswirkungen der KI sind gross, wir beginnen erst langsam, zu verstehen, wie gross. Aber die Quantencomputing-Welle, die sich ansatzweise dahinter formiert, hat das Potenzial, noch mehr zu verändern.

Behalten Sie auch das im Blick, immer schön entspannt das eine (KI) tun und das andere (Quantencomputing) nicht aus den Augen lassen.

Der Optiker meines Vertrauens würde sagen: eine Gleitsichtbrille kann durchaus helfen.
 

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