Wild Card von Rino Borini

Bitcoin statt (marode) US- und Euro-Staatsanleihen?

Uhr

Eine Volksinitiative schlägt vor, dass die Schweizerische Nationalbank einen Teil ihrer Reserven in Bitcoin anlegen soll – eine Massnahme, welche die Unabhängigkeit und Neutralität der Schweiz weiter festigen könnte. Ist das lediglich eine ­utopische Idee, oder birgt der Vorschlag echtes revolutionäres Potenzial?

(Source: fox17 / Adobestock.com)
(Source: fox17 / Adobestock.com)

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist gemessen an ihren Devisenreserven eine der grössten Währungshüter der Welt. Ende 2023 summierten sich die Währungsreserven auf 725 Milliarden Franken, womit die Schweiz hinter den Giganten China und Japan auf dem dritten Platz rangiert. Der Löwenanteil besteht aus 85 Prozent in Fremdwährungsanlagen in US-Dollar (39 Prozent) und Euro (37 Prozent). Eine provokante Frage steht im Raum: Sollte die SNB Bitcoin in ihr Portfolio aufnehmen, um Wertverluste von Euro und Dollar zu mildern? Denn von 2005 bis 2023 führte die Anlage in Devisenanleihen zu einem Verlust von 112 Milliarden Franken!
Die Euro- und Dollar-Währungsräume neigen dazu, ihre Schuldenberge durch Inflation zu minimieren, was den Wert der SNB-Investitionen ebenso mindert. 1 Franken war um die Jahrtausendwende 1,69 Dollar wert, heute sind es nur noch 90 Rappen. Besorgniserregend ist die Situation in den USA, wo die Regierung mit fast 35 Billionen Dollar Schulden kämpft. 2023 zahlte allein die Biden-Regierung fast 4 Billionen Dollar an Schuldzinsen.

Bitcoin als Stabilisator für Währungsverluste

Kann Bitcoin ein Teil einer besseren SNB-Bilanz sein? ­Luzius Meisser, VR-Präsident von Bitcoin Suisse, plädierte bereits 2022 für eine strategische Anpassung der SNB-Investitionen. Sein Vorschlag: Jeden Monat eine Milliarde in Bitcoin investieren zulasten deutscher Staatsanleihen. Hätte die SNB Meissers Idee umgesetzt, besässe sie per Ende April 2024 über 964 000 Bitcoin – ein unrealisierter Gewinn von über 35 Milliarden Franken im Vergleich zu den Verlusten von 2,5 Milliarden bei traditionellen Anleihen im gleichen Zeitraum.

Diese Idee erhält nun zusätzliche Unterstützung durch Bitcoin-Enthusiasten, die eine Volksinitiative für eine Verfassungsänderung anstreben, um neben Gold auch Bitcoin als Reservewährung zu akzeptieren. Bitcoin wird für seine Inflationsresistenz gelobt und als transparentes und berechenbares «Geld» betrachtet, denn: The Code is the Law. Kritiker betonen oft die hohe Volatilität von Bitcoin. Die SNB gibt zu, grosse Wechselkursschwankungen bei ihren Devisenreserven zu akzeptieren, was sie als grössten Risikofaktor ansieht. Kann sie also ähnliche Schwankungen wie bei Bitcoin verkraften?

Visionärer Schachzug oder riskantes Manöver

Die Initiative gewährt der SNB Flexibilität bei der Festlegung des Investitionsvolumens in Bitcoin – ein kluger Schachzug. Eine Zustimmung des Schweizer Volkes könnte, sofern die Initiative zustande kommt, einen historischen Wendepunkt markieren, nicht nur für die SNB, sondern auch für die globale Anerkennung von Bitcoin als legitime monetäre Reserve.

Es bleiben jedoch kritische Fragen: Ist der Schritt in die Welt von Bitcoin ein visionärer Zug oder ein riskantes Manöver? Welche Auswirkungen hätte dies auf die Stabilität und das Vertrauen in unsere Finanzinstitutionen? Welche Rolle spielt die SNB als sogenannter «Whale» in der Bitcoinwelt? Diese und weitere Fragen sollten uns alle beschäftigen und darum geht es bei dieser Initiative: Sie soll eine umfassende Diskussion anregen.
 

Webcode
cxLSNyfD