Mit "Sven" auf Montage

MWC 2015: Wearables für Unternehmen, Kinder und unser Gehirn

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Fast beiläufig haben SAP und Swisscom an einer Keynote am MWC in Barcelona über Wearables für Unternehmen gesprochen. Sie teilten sich die Bühne mit anderen Grössen der Branche: Pebble, Fitbit, Interaxon, Telefónica und Swarovski.

Die ersten Wearables waren kaum mehr als Schrittzähler. Heute steckt in den Armbändern, Uhren und Brillen einiges mehr als nur Beschleunigungssensoren. Puls, Temperatur, GPS, Kameras. Die Liste wird immer länger. 

Das Softwarehaus SAP scheint darin mehr als nur Spielereien oder die allerseits versprochene Lebensverbesserung von Endkonsumenten zu sehen. Gemeinsam mit Swisscom entwickelt SAP Use-Cases für Unternehmen. 

Google Glass und 3D-Drucker für Service-Techniker

An der Keynote zum Thema Wearables am Mobile World Congress in Barcelona stellten Josh Waddell, Vice President des Mobile Innovation Center von SAP, und Jürgen Winandi, Swisscoms Head of SAP Mobile Integration, Sven vor. 

Sven ist ein Service-Techniker für Kaffeemaschinen. Er fährt zu Kunden nach Hause, wenn die Kaffeemaschine nicht mehr will. In seinem Dienstwagen führt er jede Menge Ersatzteile mit sich. Für jedes Modell die nötigsten. Fehlt ihm eines für die Reparatur vor Ort, muss er zurück zum Lager und das benötigte Teil holen. 

Die Kaffeemaschine ruft um Hilfe, bevor sie versagt

Swisscom und SAP wollen diesen Prozess optimieren. Sie sehen verschiedene Möglichkeiten. Das erste was Swisscom machen will: SIM-Karten in Kaffeemaschinen einbauen. Danach noch ein paar Sensoren dazu und los geht das Big-Data-Wearables-Projekt. Wearables deshalb, da Sven natürlich auch Googles Datenbrille Glass tragen wird. Seine Ausrüstung wird durch einen 3D-Drucker ergänzt, fest installiert im Dienstwagen. 

Die Kaffeemaschine sammelt in dem Szenario Daten über sich selbst. Je länger sie das macht desto genauer will Swisscom vorhersagen können, wann ein Teil ausfallen könnte. Künftig soll die Kaffeemaschine Sven selbstständig melden, wenn sie Hilfe benötigt. Und zwar bevor der Kaffeestrom versiegt. Die Maschine meldet Sven beispielsweise, dass in zwei Tagen ein bestimmtes Teil den Dienst quittieren wird.

Sven hat dank seiner Google-Brille die Hände frei und kann so schneller arbeiten. Fehlt ihm das Ersatzteil, druckt er es im Auto fix aus. Fertig ist der Use-Case. Wearables und Internet der Dinge gehen hier Hand in Hand.

Gehirnwellen-Tracker

Wem das noch nicht genug nach Science-Fiction klang, durfte sich an der Keynote über Ariel Garten freuen. Die Dame ist CEO von Interaxon. Ein Unternehmen, das ein vollkommen neues Wearable entwickelt: Muse. 

Garten und ihr Team hatten Grosses vor, was ihnen offenbar gelungen ist. "Wir wollten ein Produkt kreieren, das Ihnen hilft, Ihren eigenen Verstand zu verstehen", sagte Garten und hielt ein entfernt an ein Stirnband mit Ohrenschützern erinnerndes Gerät in die Höhe. Muse misst Gehirnwellen in Echtzeit und übersetzt sie in Informationen, die helfen sollen, kogninitive Fähigkeiten zu verbessern und Stress zu reduzieren. 

Gedankensteuerung für alles

Doch das ist wohl erst der Anfang. Nachdem Ariel Garten ihren Gehirnscanner angelegt hatte, drehte sie auf. Sie will Muse in alle erdenklichen Technologien integrieren. Wir sollen Autos damit steuern können. Das Licht, Spiele, alles was da ist. 

Anwendungen in Spitälern oder Arztpraxen seien auch denkbar und bereits Realität. Diverse Spitäler in den USA würden die Technologie schon einsetzen. Mehr als 10'000 Kunden seien begeistert von dem Gerät. Und dann zeigte sie eine Weltkarte mit vielen Punkten. "Das sind unsere Kunden rund um den Globus", sagte Garten und drückte schnell weiter. 

Neue Pebble angekündigt

Etwas weniger spacig wirkte die Eröffnung der Keynote durch Eric Migicovsky, Gründer und CEO von Pebble. Er nutzte die ihm gebotene Bühne um die Pebble Time Steel anzukündigen. Sie ist ein Update zur erst kürzlich angekündigten Pebble Time. Wie schon für die erste Pebble-Smartwatch nutzt Migicovsky Kickstarter. 

Pebble Time und Pebble Time Steel treten aber auch in anderer Hinsicht in die Fussstapfen der ersten Pebble. Pebble Time ist wie das Vorgängermodell wasserfest und der Akku soll sieben Tage durchhalten. Neu verfüge die Uhr über ein farbiges E-Ink-Display und ein Mikrofon. Und natürlich sei die neue Pebble dünner, versprach Migicovsky.

Pebble Time Steel toppt das ganze laut Migicovsky mit zehn Tagen Akkulaufzeit, einem Gehäuse aus Edelstahl, Bändern aus Leder oder Stahl und drei verschiedenen Farben. Auf Kickstarter kostet sie 250 US-Dollar. Migicovsky versprach Juli als Liefertermin. 

Begeisterung für Wearables lässt oft schnell nach

Weiter waren zur Keynote Gareth Jones, Fitbits General Manager EMEA, und Stephen Shurrock, CEO Consumer bei Telefónica, geladen. Jones sprach über Gamification von Daten und dass Fitbit jetzt einen Fitnesstracker für jede Art von Sportler bieten würde. Das Unternehmen stellte zum Mobile World Congress gleich mehrere neue Geräte vor. 

Shurrock sprach darüber, dass wir uns auf ein Feld zubewegen, in dem alles "social" werden würde. Jeder würde Datenhäppchen teilen wollen, wann und wo er will. Gleichzeitig gab Shurrock zu bedenken, dass die Begeisterung für Wearables bei vielen Konsumenten schnell abnehme. Ähnlich wie bei dem Fitnessabo, das man am Jahresanfang löse. Nach ein paar Monaten seien die guten Vorsätze schnell vergessen. 

Rettung für umsorgte Eltern

Dennoch liess es sich auch Shurrock nicht nehmen, ein Produkt anzukündigen. Telefonica entwickelte in Zusammenarbeit mit einem seiner Partner "Philip". Ein Wearable mit dem das Unternehmen Eltern ansprechen will. Das Armband hat einen sogenannten "Panic Button". Drückt ein Kind den Knopf, verständigt "Philip" bis zu fünf abgespeicherte Nummern.

Zum Schluss zeigte Joan Ng, Senior Vice President Product Marketing bei Swarovski, Wearables, die glitzern. Swarovski wollte Wearables mit einem ansprechendem Äusseren kreieren, um die überwiegend weiblichen Kunden abzuholen. Gemeinsam mit Fitbit entwarf Swarovski ein Wearable, das sich im Sonnenlicht sogar selbst wieder auflädt. 15 Minuten im Licht sollen ausreichen, damit das Gerät wieder für zwei Tage durchhält.

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