Neuartige Sensoren, superschnelle SSDs und tanzende Roboter
Intels CEO Brian Krzanich hat am Intel Developer Forum in San Francisco einige interessante Technologien vorgestellt. Die Redaktion zeigt sie im Überblick.
"Computer befinden sich auf unseren Schreibtischen, in unseren Taschen, in unserer Kleidung, in unseren Häusern und an unserem Körper", sagte Intel-CEO Brian Krzanich an seiner Eröffnungsrede am Intel Developer Forum 2015 in San Francisco. "Sie sind nicht nur intelligenter und vernetzter, sondern gewinnen eigene Sinne und erweitern unsere Persönlichkeit."
Intel präsentierte neue Produkte, Tools und Programme, die Computing auf das nächste Level heben sollen. Die Redaktion stellt die wichtigsten davon vor.
Computer, die auf Zuruf aufwachen
Intel arbeitet gemeinsam mit Microsoft an "Wake on Voice". Der Chiphersteller will die Funktion, die Windows-10-Computer berührungslos aus dem Ruhezustand holt, in seine Chips integrieren. Krzanich demonstrierte dies auf der Bühne und weckte mit folgendem Sprachbefehl einen Laptop auf: "Hey Cortana, wake up!" Intels neue Skylake-CPUs nutzen dafür einen integrierten digitalen Signalprozessor (DSP), der permanent seine Umgebung belauscht und auf Kommandos wartet.
Damit das funktioniert, entwickelte Intel die "Smart Sound Technology" - mit ihr können verbaute Mikrofone auch dann mithören, wenn die Geräte im Energiesparmodus sind. Intel nutzt dafür neuartige Sensoren, die allzeit bereit sein sollen, ohne dass sie der Nutzer eigenhändig starten muss. Die Technologie ist laut dem Chiphersteller besonders energieeffizient. Details zur Leistungsaufnahme verriet das Unternehmen allerdings keine.
Smartphones mit 3-D-Sensoren
Aus einer weiteren Kooperation mit Google entstand ein Gerät, das seine Umgebung dreidimensional scannen und kartographieren kann. Die Technologie, die Google im Rahmen von "Project Tango" bisher nur in einem Tablet verbaute, hält nun auch Einzug in Smartphones: Krzanich präsentierte auf der Bühne das erste Handy mit einer Realsense-Tiefenkamera. Das mit Sensoren und Kameras vollgepackte Gerät kann seine Umwelt wahrnehmen und weiss, wo es sich im Raum befindet. Intel will das Smartphone ab Ende 2015 für ausgewählte Entwickler verfügbar machen.
Sensification of compute: your mobile phone scanning an entire room with Tango + RealSense #IDF15 pic.twitter.com/PhrLoJPT3w
— Intel (@intel) August 18, 2015
Intel kündigte zudem an, dass seine Realsense-Technologie künftig auf einer Vielzahl von Plattformen zur Verfügung stehen wird. Namentlich genannt wurden neben "Project Tango" und Android auch Windows, Mac OS X, ROS, Linux, Scratch, Unity, XSplit, OBS, Structure SDK, OSVR und die Unreal Engine 4. Auch die Unternehmen Razer, Creative, XSplit Gamecaster, OBS und Savioke präsentierten Realsense-Anwendungen, darunter eine spezielle Kamera für Gamer und ein intelligenter Hotelroboter.
Ein Prozessor für Wearables
#IDF15 Keynote finishes up with a performance by @bkrunner and the Spiderbots. Have a great IDF! pic.twitter.com/aRBzjmp3t8
— Intel (@intel) August 18, 2015
Seinen Wearable-Chip Curie stellte Intel eigentlich bereits im Januar an der Consumer Electronics Show in Las Vegas vor. Die technischen Details des Prozessors wurden aber erst in San Francisco enthüllt: Er basiert auf Intels System-on-a-Chip-Familie Quark und verfügt über ein integriertes Bluetooth-Funkmodul. Krzanich trug an seiner Keynote ein Armband mit integriertem Curie-Chip, das seine Bewegungen erkannte und so eine Armee von putzigen Spinnenrobotern zum Tanzen brachte. Das kam gut an und sorgte im Publikum für etliche Lacher.
Extension of you: Intel Curie bridging the physical and digital world. http://t.co/viNfqh7hFk #IDF15 pic.twitter.com/KMYFtMRVD8
— Intel (@intel) August 18, 2015
Um Curie attraktiv zu präsentieren, verbaute Intel den Chip in einem BMX. Das Bike kann so Tricks erkennen, was auf der Bühne mit einem Monsterjump über den Intel-CEO demonstriert wurde.
When #BMX met @bkrunner at #IDF15. http://t.co/TZGCMVXPq0
— Intel (@intel) August 19, 2015
Intel rechnet damit, dass Firmen für einige ihrer Businessanwendungen schon bald Curie nutzen werden. Denkbar ist zum Beispiel eine Nutzerauthentifizierung per Armband, die auf der Bühne auch gezeigt wurde. Das berührungsfreie Log-in in einen Windows-10-Laptop funktionierte in der Demo problemlos. Ohne Tippen geht es aber doch nicht: Zieht der Träger das Armband aus, ist das kontaktlose Einloggen aus Sicherheitsgründen erst wieder nach einmaliger Eingabe des Account-Passworts möglich. Intel plant, Curie noch dieses Jahr auf den Markt zu bringen.
Superschnelle SSDs
Als Intel und Micron im Juli 2015 "3D Xpoint" präsentierten, sorgte das für viel Aufsehen. Nichtflüchtiger Speicher, der 1000 Mal schneller als herkömmlicher NAND-Storage ist und auch noch die tausendfache Lebensdauer hat? Genial - nur Produkte wurden damals keine vorgestellt. 2016 soll es nun so weit sein: Intel will eine High-Performance-SSD und neuartige Speicherriegel im DIMM-Format auf den Markt bringen. Der Chiphersteller bewirbt diese unter der Marke "Optane" und verspricht eine noch nie dagewesene Performance.
Intel demonstrierte "3D Xpoint" erstmals und verglich die Technologie mit seiner PCI-Express-SSD DC P3700, der schnellsten Solid-State-Disk, die Intel momentan anbietet. Resultat: 77'000 versus 10'500 IOPS - eine Leistungssteigerung um den Faktor 7 könnte möglich sein. Wie der Test genau durchgeführt wurde, verriet Intel allerdings nicht. Auch Details zu Stromverbrauch und Preis wurden nicht kommuniziert. Die Presse konnte Intel in einem Roundtable ebenfalls kaum zusätzliche Informationen entlocken. Die Speichertechnologien sollen sich nicht nur für Server und Xeon-Prozessoren, sondern auch für Ultrabooks, Laptops und sogar Games eignen, liess Intel verlautbaren.
Ein sicheres Internet der Dinge
Für besseren Schutz im Internet der Dinge soll Enhanced Privacy Identification (EPID) sorgen. Die beiden Hersteller Atmel und Microchip werden das neue Konzept laut Intel in ihren Sensoren und Mikrocontroller implementieren. Die Technologie soll besonders sicher sein, da sie direkt auf Chipebene läuft. Krzanich sprach von einem "Silicon level root of trust" - weitere Details zu EPID wollte er allerdings nicht verraten.
Latenzfreie Musikproduktion
Nutzer von Smartphones mit einer Android-Version tiefer als 5.0 Lollipop kennen das Problem: Zwischen Nutzerinput und Tonausgabe vergeht in vielen Anwendungen zu viel Zeit. Der Durchschnittsanwender spürte dies zwar nicht, im professionellen Audio-Bereich war die Latenz aber nicht akzeptabel. Dies ist auch der Hauptgrund, warum es auf iOS deutlich mehr Audio-Apps gibt als auf Android. Mit Intels "Smart Sound Technology" gehört das Problem nun der Vergangenheit an. Intel habe Google geholfen, die Latenz in Android Lollipop "auf Null" zu reduzieren, sagte Krzanich.