"Der sichere Datenaustausch wird einfacher und schnelle"
Zürich will im bisher grössten E-Health-Projekt der Schweiz eine kantonsweite, einheitliche Kommunikationsplattform bereitstellen. Für die Umsetzung und den Betrieb der Plattform wurde Swisscom Health beauftragt.
Wie kam es zum kantonsweiten E-Health-Projekt?
Dr. Samuel Eglin: Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich veranstaltete im November 2011 ein E-Health-Forum – das war die Initialzündung. Darauf folgten in einer Kerngruppe zwei Jahre intensive Gespräche mit allen Leistungserbringern. Das war ein relativ langwieriger Prozess, aber wir haben dafür heute eine stabile Trägerschaft mit hoher Akzeptanz.
Wie unterscheidet sich das Zürcher Vorgehen von dem anderer Kantone?
Einige gehen eher hoheitlich an die Sache und befinden sich bereits mitten in der Umsetzung. Andere gehen «Bottom-up» vor und lancieren zunächst ein kleines Pilotprojekt. Diesen Weg gehen wir bewusst nicht – dass E-Health technisch funktioniert, wurde in anderen Ländern schon vielfach bewiesen. Wir wollten von Anfang an alle Leistungserbringer im Boot haben. Unsere Plattform soll flächendeckend zur Verfügung stehen. Wir wollen als Zürcher Gesundheitswesen bereit sein, die elektronische Kommunikation und das EPDG auch wirklich anbieten zu können.
Wie wird der Betrieb der Zürcher E-Health-Plattform finanziert?
Im Gegensatz zu anderen Kantonen muss der Betrieb bei uns über ein eigenes Geschäftsmodell vollständig ohne staatliche Subventionen finanziert werden. Das ist schweizweit einzigartig und meines Erachtens auch das einzige Betriebsmodell, das langfristig funktioniert.
Wie wollen Sie das konkret erreichen?
Wir möchten auch den Leistungserbringern etwas anbieten, die nicht zwingend teilnehmen müssen, etwa Ärzten, Spitex und Apotheken. Wir planen abonnierbare, auf die verschiedenen Leistungserbringer zugeschnittene Dienstleistungspakete, mit denen Prozesse effizienter gestaltet werden können und die einen echten Nutzen bringen. Das setzt natürlich voraus, dass die Services so attraktiv sind, dass wir sie tatsächlich verkaufen können – nur so lassen sich der ganze Betrieb der Kommunikationsinfrastruktur und das EPDG wie geplant finanzieren.
Was bringt E-Health den Leistungserbringern und Patienten?
Der sichere Datenaustausch wird einfacher und schneller. Man kann über die gesamte Behandlungskette einfacher zusammenarbeiten. Die integrierte Patientenversorgung wird erleichtert. Wir gehen davon aus, dass damit auch die Qualität steigt. Davon profitiert der Patient direkt; in besonderem Mass gilt dies für chronisch Kranke. Und bei Notfällen hat man rascher Zugriff auf die wichtigsten Patientendaten. In Zukunft wird es für Patienten auch Zusatzdienste wie Online-Terminreservationen oder elektronische Rezepte geben.
Ist der Patient denn bereit für das digitale Zeitalter?
Die Patienten sind wohl oft aufgeschlossener als die Ärzte. Ich sehe es an meiner Tochter im Teenageralter: Sie hat einen extrem entspannten und pragmatischen Umgang mit den neuen Technologien. Sie weiss genau, was sie will, und der einfachste Weg, der zum Ziel führt, ist der beste. Das wird auch im Gesundheitswesen immer mehr kommen. Irgendwann wird man sich wundern, dass es einmal eine Zeit gab, in der die Gesundheitsdaten nicht elektronisch verfügbar waren.
Wie steht die Schweiz in puncto E-Health im internationalen Vergleich da?
Andere Länder sind zum Teil weiter. Dahinter steht aber meist eine sehr zentralistische Organisation. So etwas lässt sich in der föderalistischen Schweiz nicht durchsetzen – wir arbeiten gewissermassen auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Eines ist dabei wichtig: Der Staat sollte E-Health zulassen und nicht mit restriktiven Gesetzgebungen Hindernisse aufbauen. Die Industrie wäre nämlich soweit, und Partner wie Swisscom bieten die nötigen Technologien und Lösungen.