Interview

«E-Government hat weltweit Priorität»

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Phil O’Reilly verantwortet das E-Gov-Geschäft beim Anbieter von IT-Infrastruktur Brocade. Im ­Interview spricht O’Reilly über den Digitalisierungsgrad der öffentlichen Hand in der Schweiz und weshalb er die USA in einer Vorreiterrolle sieht.

Phil O'Reilly, Vice President Federal Business, Brocade
Phil O'Reilly, Vice President Federal Business, Brocade

Welches Land sehen Sie als E-Gov-Vorreiter?

Phil O’Reilly: Die Vereinigten Staaten waren schon immer und werden auch in Zukunft eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es um den Einsatz von Technologien zum Wohle von Bürgern, den Streitkräften und dem öffentlichen Dienst geht. Die US-Bundesregierung hat sich der Digital-Government-Initiative verschrieben, und andere Digitalisierungsprojekte werden diese Position als Pionier noch weiter untermauern. Aber E-Government ist zu einer weltweiten Priorität geworden. In einem aktuellen Mc­Kinsey-Bericht werden Beispiele aus Dänemark und Grossbritannien angeführt. Ein weiteres gutes Beispiel ist die Regierung von Estland, die grossen Erfolg mit dem Projekt X-Road hat. Hier werden Regierungsservices virtualisiert, und der private sowie der öffentliche Sektor teilen sich gemeinsame Daten-Ressourcen, skalierbar und zuverlässig. Der Bericht gibt auch deutlich wieder, dass es weltweit viele Möglichkeiten gibt, sich weiter zu verbessern und Innovationen voranzutreiben.

 

Wo würden Sie den Digitalisierungsgrad des ­öffentlichen Sektors der Schweiz einordnen?

Das kann man nicht generell sagen. Wir sehen einen hohen Digitalisierungsgrad im Bereich Forschung und Entwicklung und im Hochschulbereich. Städte verfügen im Bereich Smart Citys über ein enormes Innovationspotenzial. Nachholbedarf sehen wir dagegen im Bereich E-Gov, etwa beim E-Voting. Dieses Thema ist in anderen Ländern weiter vorangeschritten.

 

Welche Bedeutung hat der öffentliche Sektor für Brocade?

Der öffentliche Sektor und die öffentliche Verwaltung in den USA sind wichtige Märkte für Brocade. Weltweit steht dieser Bereich für etwa 10 Prozent unseres Geschäfts. Wir arbeiten uns intensiv in die individuellen Anforderungen der jeweiligen Projekte ein und wissen um die Wirkung einer jeden Regierungsinitiative auf das tägliche Leben von Bürgern.

 

Wie unterstützen Sie den öffentlichen Sektor bei der Digitalisierung?

Rightsizing ist hier einer der wesentlichen Faktoren. Gefragt sind bedarfsgerechte, skalierbare Infrastrukturen. Die Zeiten, in denen Infrastrukturen «auf Vorrat» beschafft wurden, sind vorbei. Oftmals kann der Einsatz von modernen, offenen Architekturen den Kunden helfen, Budgetvorgaben einzuhalten. Zusätzlich können gemäss Gartners «Total Cost of Infrastructure and Operations (TCIO) Methodology» in einem Multivendor-Umfeld 15 bis 25 Prozent Kosten eingespart werden. Diese Möglichkeit wird heute noch zu selten genutzt, hier fehlt der Wettbewerb. Offenen Standards und Multivendor-Umgebungen bieten also ein erhebliches Einsparpotenzial. Brocade bietet zudem alternative Finanzierungsmodelle in Form von Pay-per-Use an. Hier wird monatlich ausschliesslich die effektiv genutzte Infrastruktur abgerechnet.

 

Mit welchen E-Gov-Trends sollten sich ­IT-Entscheider auseinandersetzen?

IT-Entscheider sollten sich mit den folgenden drei Punkten auseinandersetzen: Erstens mit neuen Technologien – Innovationen mit Software-Defined Networking sind grosse Effizienztreiber der Zukunft und bergen daher erhebliches Potenzial für den Geschäftserfolg von Unternehmen. Zweitens mit offenen Architekturen – geschlossene, monolithische Systeme gehören der Vergangenheit an. Moderne Architekturen sind idealerweise so aufgebaut, dass einzelne Bausteine der IT-Architektur ausgewechselt werden können. Dies fördert wiederum den Multivendor-Ansatz und senkt die Kosten. Und drittens mit flexiblen Finanzierungs­lösungen – unsere Erfahrungen zeigen, dass viele Unternehmen mit gleichbleibenden oder sinkenden Budgets kämpfen, und Kaufentscheidungen werden einer immer schärferen Prüfung unterzogen. Netzwerk-Abonnements bieten hier Lösungen für eine cloud-optimierte Netzwerkinfrastruktur ohne vorausgehende Kapitalinvestition. Stattdessen zahlt man monatlich für die genutzte Netzinfrastruktur.

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