Mehr KI und mehr Partnerschaften

Das hat der neue HPE-Chef René Zierler in der Schweiz vor

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Im November 2023 hat René Zierler die Leitung von Hewlett Packard Enterprise in der Schweiz übernommen. Im Interview spricht er über den Einfluss seiner fast 20-jährigen Tätigkeit beim Technologieanbieter auf seine neue Rolle und die Pläne von HPE in Sachen Infrastruktur, Storage und KI.

René Zierler, Managing Director ­Switzerland, HPE. (Source: ANNA TOMCZAK)
René Zierler, Managing Director ­Switzerland, HPE. (Source: ANNA TOMCZAK)

HPE will den Netzwerkausrüster Juniper Networks für 14 Milliarden US-Dollar übernehmen. Welches Ziel verfolgt HPE mit dieser Übernahme?

René Zierler: Nach Abschluss der Übernahme werden wir und unsere Partner ein sehr umfassendes Portfolio anbieten, mit dem unsere Kunden ihre immer komplexer werdenden Netzwerke steuern und vereinfachen können. Dieses Angebot kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Viele unserer Kunden sagen uns, dass der Übergang zu KI- und cloudgesteuerten Geschäftsstrategien einheitliche Lösungen erfordert, die ihre Daten vom Edge bis zur Cloud verbinden, schützen und analysieren. Die Portfolios von Juniper und HPE ergänzen sich zu diesem Zweck hervorragend: Juniper ist stark im Rechenzentrum und bei KI-gestützten Lösungen, HPE hat seine Stärken bei Edge-Konnektivität und Campus-Switching.

Sie arbeiten seit 17 Jahren bei Hewlett Packard Enterprise (HPE), und im November haben Sie die Funktion als Managing Director übernommen. Wie haben Sie sich in dieser neuen Rolle eingelebt?

Die Verantwortung für das Schweizer Geschäft übernehmen zu dürfen, war einer der schönsten Momente in meiner Karriere bei Hewlett Packard Enterprise. Aus meiner Vergangenheit kenne ich das Schweizer HPE-Team, unsere Kunden und Partner in der Schweiz sehr gut. Somit war es für mich ein schneller und erfolgreicher Start.

Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger Jens Brandes?

Ich bin in der glücklichen Lage, dass mein Vorgänger Jens Brandes die Geschäfte von Hewlett Packard Enterprise in der Schweiz sehr erfolgreich geführt hat. Mein persönliches Ziel ist es, die Wahrnehmung von HPE in der Schweiz vom reinen Technologieanbieter zu einem strategischen Technologiepartner auszuweiten, der die Bedürfnisse seiner Kunden frühzeitig erkennt und gemeinsam Lösungen mit Mehrwert realisiert. Im Zentrum stehen unsere Kunden, für die wir zusammen mit unseren Partnern Daten und Anwendungen vernetzen, schützen, analysieren und zu deren Vorteil einsetzen, wo auch immer sie sich befinden – am Edge, im Rechenzentrum oder in der Cloud. Technologien und Services werden für unsere Kunden in der Schweiz im erweiterten Masse wichtig sein, um die schier grenzenlosen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (KI) besser zu nutzen. Mein Auftrag als HPE-Geschäftsführer in der Schweiz geht aber über die Technologie und die operativen Themen hinaus. Was mir sehr am Herzen liegt, sind unsere Mitarbeitenden und für sie ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder gleichberechtigt entwickeln kann.

Von 2015 bis 2017 leiteten Sie das Server- und Storage-Business von HPE Schweiz. Wie beurteilen Sie die Zukunft dieses Geschäfts – besonders angesichts des Trends in Richtung Cloud-Infrastrukturen?

Die Entwicklung von Cloud-Infrastrukturen hat zweifellos einen signifikanten Einfluss auf das Server-, Storage- und auch auf das Networking-Geschäft in lokalen Rechenzentren sowie Co-Locations. Die Cloud-Bewegung hat nicht nur neue Möglichkeiten mit Hyperscalern gebracht, sondern vielmehr die Art und Weise revolutioniert, wie Unternehmen IT-Leistungen bereitstellen und nutzen. Diese neue Art und Weise ermöglichen wir mit HPE Greenlake, das wir bereits vor mehr als zehn Jahren als «Flex Capacity» initiiert haben. Das starke Wachstum in diesem ­Bereich über die letzten Jahre belegt, dass wir damit den Kundenbedarf treffen. Im Allgemeinen konzentriert sich unsere Strategie darauf, eine nahtlose Integration zwischen On-Prem-Infrastrukturen und Public-Cloud-Plattformen zu ermöglichen. Hierbei setzen wir einerseits auf bewährte und leistungsfähige Hardwarelösungen und andererseits auf flexible, moderne Softwareplattformen, um den wachsenden Bedarf an hybriden und Multi-Cloud-Umgebungen bestens zu unterstützen. Wir helfen unseren Kunden und Partnern dabei, ihre Workloads in lokalen Rechenzentren und Co-Locations sowie in der Public Cloud sicher und effizient bereitzustellen, zu verwalten und zu sichern. Unsere Investitionen in diese Lösungen reduzieren die Komplexität hybrider Kundenumgebungen erheblich. Die Zukunft unseres IT-Infrastruktur-Geschäfts ist daher eng verbunden mit der nach wie vor grossen Nachfrage an hoch qualitativen Server-, Storage- und Networking-Produkten, mit der wachsenden Nachfrage nach hybriden Multi-Cloud-Lösungen à la HPE Greenlake und entsprechenden Services. Wir sind optimal aufgestellt, um unsere Kunden und Partner dabei zu unterstützen, ihre digitale Transformation erfolgreich umzusetzen. 

Wie wollen Sie HPE im Schweizer Markt voranbringen? 

Ich will das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auf dem Schweizer Markt weiter stärken. Dazu werden wir folgende strategische Schwerpunkte setzen: 1. massgeschneiderte Lösungen im Bereich KI und High Performance Computing (HPC) sowie Compute, Storage und Networking, 2. nachhaltige Begleitung unserer Kunden auf ihrem Weg der digitalen Transformation, 3. verstärkte Partnerschaften und Kooperationen mit anderen Unternehmen in der Schweiz, 4. Engagement für Gesellschaft und Nachhaltigkeitsthemen als wichtiger Beitrag für unseren Standort Schweiz.

Wie beeinflusst Ihre bisherige Erfahrung bei HPE Ihre Pläne für die Zukunft des Unternehmens?

Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass HPE über eine beeindruckende Innovationskraft und eine starke technologische Expertise verfügt. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie wichtig es ist, auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. Mein Ziel ist es, diese Kundenorientierung weiter zu vertiefen und unsere Angebote noch stärker an den Anforderungen und Erwartungen unserer Schweizer Kunden auszurichten. Partnerschaften und Zusammenarbeit in der Branche sind sehr wichtig. Ich möchte bestehende Partnerschaften stärken und neue strategische Allianzen aufbauen, um gemeinsam mit anderen Unternehmen die Entwicklung innovativer Lösungen voranzutreiben.

Welche Entwicklungen sind von HPE in den kommenden zwölf Monaten zu erwarten?

Wie bereits erwähnt, fokussieren wir uns einerseits auf hochqualitative und innovative Angebote rund um Compute, Storage und Networking sowie auf effiziente und flexible Hybrid-Cloud-Lösungen; andererseits auf Angebote im Bereich KI, sei dies für Machine Learning (ML), Deep Learning (DL) oder neuerdings generative KI. Ein weiteres Beispiel wäre der Einsatz von digitalen Zwillingen (Digital Twins). Letzteres steht auch im Zeichen einer neuen, KI-nativen Architektur, die wir vorantreiben werden.

2023 war das Jahr der (generativen) KI. Wie integriert HPE solche Tools in die tägliche Arbeit der Mitarbeitenden? 

2023 war zweifellos ein Jahr, das von signifikanten Fortschritten in der generativen KI geprägt war. Bereits davor hat HPE KI-gestützte Tools eingesetzt. Ein Beispiel dafür ist HPE Infosight, eine KI-gestützte Plattform für den autonomen Betrieb von Servern und Speichersystemen. HPE Infosight sammelt und analysiert Telemetriedaten von Millionen von Sensoren in über 150 000 Systemen weltweit. Erkenntnisse aus diesen Daten werden dann für automatisierte präventive oder zumindest proaktive Massnahmen genutzt. Solche KI-basierten Konzepte, kurz AIOps genannt, werden seit Jahren auch in HPE-Aruba-Networking-Produkten eingesetzt. Generative KI-Tools werden von HPE-Mitarbeitenden wahrscheinlich täglich genutzt. Es gibt jedoch eine klare unternehmensinterne Regelung, welche Plattformen wir für welche Inhalte verwenden dürfen.

HPE hat kräftig in das Heidelberger Unternehmen Aleph Alpha investiert – mit dem Ziel, die Technologie des deutschen Unternehmens zu vertreiben und auch selbst zu nutzen. Was kann dieses KI-Start-up, was andere nicht können?

Trotz erheblicher Fortschritte, vor allem im Bereich der generativen KI, sind die entsprechenden Plattformen (noch) nicht perfekt. Umso wichtiger ist die Nachvollziehbarkeit der generierten Inhalte. Aleph Alpha hat sich dieses Themas mehr als andere angenommen und unseres Erachtens einen Durchbruch erzielt. Bei der Verwendung von «Luminous», dem LLM-Modell von Aleph Alpha, wird einerseits angegeben, welche Quellen für die generierten Inhalte verwendet wurden, und andererseits, welche Quellen möglicherweise im Widerspruch dazu stehen. Damit wird erstmals die Möglichkeit der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-generierten Inhalten geschaffen. Diese Transparenz ist für eine professionelle Nutzung unabdingbar.

Welche Pläne verfolgt HPE im Geschäft mit ­generativer KI?

Wir wollen für unsere Kunden der Partner sein, der ihren kompletten KI-Lebenszyklus unterstützen kann, um diesen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Das umfasst die Planung, das Training und Feintuning der Modelle, die Inferenz – also die Reaktion des Modells auf Inputs und Ereignisse – und den Betrieb. Grundlage dafür ist eine offene, KI-native Architektur, die von Grund auf für einen hybriden Einsatz ausgelegt ist. Sie umfasst das Datenmanagement und die Einrichtung von Datenpipelines, Supercomputer-Technologie und Software für das Management des KI-Lebenszyklus. Die Architektur ist zudem technologieoffen, sodass Kunden zu grosse Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern oder Plattformen vermeiden können. 

Wie schätzen Sie persönlich das Potenzial von ­generativer KI ein? 

Das Potenzial der KI im Allgemeinen und der generativen KI im Besonderen ist enorm und vielfältig. KI hat das Potenzial, viele Bereiche des menschlichen Lebens und der Industrie zu revolutionieren. Ich sehe dies aktuell in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen, Forschung und Entwicklung, um nur einige zu nennen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen: Datenschutz, ethische Bedenken, potenzielle Arbeitsplatzveränderungen und die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit KI-Technologien. Insgesamt birgt KI ein enormes Potenzial, um Innovationen voranzutreiben, Probleme zu lösen und das tägliche Leben in verschiedenen Aspekten zu verbessern. Der verantwortungsvolle und ethische Einsatz von KI ist jedoch entscheidend, um die Vorteile dieser Technologie zu maximieren und gleichzeitig potenzielle Risiken zu minimieren.

Bereits 2019 kündigte HPE an, das gesamte Angebot «as-a-Service» anbieten zu wollen. Heisst das, dass sich HPE aus dem Hardwaregeschäft verabschiedet? 

Auf keinen Fall. Unser As-a-Service-Modell reflektiert die strategische Ausrichtung auf flexible und serviceorientierte Geschäftsmodelle, die sich an den Bedürfnissen unserer Kunden orientieren. HPE bleibt weiterhin ein führender Anbieter von Hardwarelösungen. Die As-a-Service-Angebote ergänzen das bestehende Hardwaregeschäft, indem sie zusätzliche Möglichkeiten für Kunden bieten, IT-Ressourcen zu nutzen, ohne diese physisch zu besitzen. Es geht also eher um eine Erweiterung des Angebots, um den sich wandelnden Anforderungen unserer Kunden besser gerecht zu werden. Durch das As-a-Service-Modell können Kunden Hardware, Software und Dienstleistungen in einem flexiblen «Abonnement» beziehen. Damit können sie auf eine bedarfsgerechte, skalierbare und serviceorientierte Weise auf Ressourcen zugreifen, ohne sich um die Beschaffung, die Konfiguration, die Wartung und die Erneuerung inklusive nachhaltiger Entsorgung von Hardware, Software oder gegebenenfalls der ganzen IT-Infrastruktur kümmern zu müssen.


Zur Person

René Zierler ist seit 1. November 2023 Geschäftsführer von Hewlett Packard Enterprise (HPE) in der Schweiz. In seiner ­neuen Rolle möchte er die Wahrnehmung von HPE als Technologie­anbieter zum strategischen Technologiepartner ausweiten. Zudem plant er, bestehende Partnerschaften zu stärken und neue strategische ­Allianzen für die Entwicklung neuer Innovationen aufzubauen. René Zierler ist bereits seit 17 Jahren im Unternehmen und bekleidete unterschiedliche Positionen. In seiner letzten Funktion als Director Global Sales für den Banken- und Versicherungsbereich leitete er ein internationales Vertriebsteam und entwickelte durch den direkten Kundenkontakt ein feines Gespür für die aktuellen Bedürfnisse des Marktes.

Webcode
Jbsriow2