SwissICT und SI engagieren sich gemeinsam für Informatik-Fachkräfte
Mehr Qualität statt Quantität in der tertiären Informatik-Bildung. Dies forderten SwissICT-Präsident Thomas Flatt und der Präsident der Schweizer Informatik Gesellschaft Jürg Gutknecht im Rahmen der Fachveranstaltung "Fachkräfte – woran mangelt es wirklich?" Zudem bekräftigten sie ihr gemeinsames Engagement für lebenslanges Lernen.

In seinem Begrüssungsreferat sprach SwissICT-Präsident Thomas Flatt gleich Klartext: "Die Anforderung an einen guten Informatiker sind hoch. Eine Berufslehre reicht nicht für unseren Job. Lebenslanges Lernen muss zur Regel werden". Eingeladen hatte am 6. September M&F Engineering, ein Zürcher Software-Dienstleister, der auch Trainee-Programme für Informatiker anbietet.
Seit geraumer Zeit werden Initiativen von privater und öffentlicher Seite lanciert, um den proklamierten Fachkräftemangel in der ICT-Branche in den Griff zu bekommen. Für Wirtschafts- und Verbandsvertreter ist das Wehklagen über den Fachkräftemangel ein probates Mittel, ihren politischen Forderungen Gewicht zu verleihen. Ob es diesen proklamierten Fachkräftemangel überhaupt gibt, darüber wurde an der Veranstaltung intensiv diskutiert.
Lebenslanges Lernen ist zentral
In Kommentaren von Online-Medien ist derweil nachzulesen, dass man doch bitteschön das inländische Potenzial besser ausschöpfen soll, bevor man ausländische Fachkräfte in die Schweiz holt. "Ja, aber", sagte Flatt, "wir brauchen in der Schweiz vor allem hochqualifizierte Fachkräfte. Von denen gibt es nicht genügend. Gerade auch ehemalige Quereinsteiger, die heute rund 50 Jahre alt sind, müssen sich Gedanken machen, sich neu oder weiter zu qualifizieren".
Jürg Gutknecht, Präsident der Schweizer Informatik Gesellschaft, warb für die Weiterbildung. (Source: Rachel Blaser, M&F Engineering)
Die Präsidenten legten sich für das Thema lebenslanges Lernen ins Zeug. Der Erwerb von neuen Qualifikationen für hiesige Fachkräfte sei nötiger denn je, denn Anforderungen an IT-Fachkräfte und Technologien veränderten sich rasant. Jürg Gutknecht, Präsident der Schweizer Informatik Gesellschaft (SI) identifizierte ein Problem, welches auch die Verbände lösen könnten. "Die Menschen gehen bis zum Abschluss von Berufslehren oder Hochschulabschlüssen einer geregelten Ausbildung nach und erwerben staatlich anerkannte Abschlüsse und Qualifikationen. Danach jedoch sind sie mangels Systematik in der Weiterbildung weitgehend sich selbst überlassen".
Traineeprogramme und Bootcamps als wichtige Puzzleteile
Nicht nur Verbände engagieren sich, sondern auch von privater Seite werden Lösungen lanciert. Reto Bättig, CEO von M&F Engineering, zeigte in seinem Beitrag, wie Hochschulabgänger seit vier Jahren für höhere Informatik-Aufgaben ausgerüstet werden. Studienabgänger von verschiedenen technischen Fachrichtungen werden in einem Netzwerk von Firmen während drei Jahren aus- und weitergebildet und lassen sich danach von einer der Firmen im Netzwerk fest einstellen. "Mittlerweile sind bereits 11 Trainees und ebenso viele Firmen am Netzwerk beteiligt. In diesem Jahr wurden die ersten Absolventen des Programms von den Partnerfirmen fest eingestellt", sagte Bättig.
Daneben wurde auch die Propulsion Academy kurz vorgestellt, eines der ersten Software "Bootcamps" der Schweiz – eine vor allem in den USA boomende Variante, um Quereinsteiger in Informatikberufe einzuführen. Diese privaten Initiativen erfreuten auch die beiden Präsidenten: "Tertiäre Bildung bringt den Informatikern nicht immer genügend Praxis-Know-how. Deshalb sind solche privaten Angebote wichtige Puzzlesteine für einen stärkeren ICT-Werkplatz Schweiz", sagte Flatt. "Dazu gehört auch ein verstärktes gemeinsames Engagement der beiden Verbände im Thema lebenslanges Lernen".

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