EU-DSGVO: Umsetzung und Selbsteinschätzung klaffen auseinander
Laut einer Umfrage haben deutsche Unternehmen der Informationswirtschaft noch viel Nachholbedarf bei der Umsetzung der EU-DSGVO. Sie befürchten, die Einführung könnte zu Mehraufwand führen. Trotzdem herrscht viel Zuversicht, die neuen Regeln bis zum 25. Mai 2018 erfüllen zu können.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat rund 700 deutsche Unternehmen der Informationswirtschaft zu ihren Vorbereitungen auf die neue Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union (EU-DSGVO) befragt. Die Antworten sind auch für Schweizer Unternehmen interessant, denn die neuen Regeln, die am 25. Mai 2018 in Kraft treten, betreffen auch sie, sofern sie eine Niederlassung im EU-Raum haben oder Daten von EU-Bürgern verarbeiten.
Jedes achte Unternehmen noch ahnungslos
Laut Mitteilung des ZEW hat sich fast die Hälfte (47,5 Prozent) der befragten Unternehmen bereits mit der EU-DSGVO beschäftigt. 12,5 Prozent gaben an, von der Regelung noch gar nichts gehört zu haben und 40 Prozent kennen die Verordnung zwar, hätten sich damit aber bisher nicht auseinandergesetzt.
(Source: ZEW)
Im Vergleich verschiedener Branchen haben sich insbesondere die ICT-Dienstleister (62,3 Prozent) mit der Verordnung befasst, wie es weiter heisst. Dagegen kenne eine Mehrheit (55,9 Prozent) der "wissensintensiven" Dienstleister wie Rechts-, Steuer- und Unternehmensberater, Architektur- und Ingenieurbüros, Werbung und Marktforschung, die Verordnung entweder noch gar nicht oder habe sich bisher nicht damit beschäftigt.
Viel Zuversicht trotz Nachholbedarf bei der Umsetzung
Der Anteil derjenigen Unternehmen, die im Dezember 2017 angaben, dass sie die EU-DSGVO bereits vollständig umgesetzt haben, liegt laut Umfrage bei rund fünf Prozent. Ein Viertel der Unternehmen hatte zum Jahresende zumindest Teilaspekte der EU-Verordnung realisiert. Eine Mehrheit hat entweder noch gar nicht (42,9 Prozent) oder gerade erst (25,6 Prozent) mit der Umsetzung begonnen.
Diese Angaben stehen im Kontrast zur allgemeinen Zuversicht der Unternehmen, bis am 25. Mai die Anforderungen der EU-DSGVO zu erfüllen, wie Jörg Ohnemus, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Digitale Ökonomie" schreibt. Eine Mehrheit der befragten Unternehmen gingen davon aus, die Verordnung rechtzeitig und vollständig (36,7 Prozent) oder zumindest teilweise (31,2 Prozent) umzusetzen.
(Source: ZEW)
Viel Aufwand und wenig Ertrag?
Die Firmen der Informationswirtschaft nehmen die Einführung der EU-DSGVO hauptsächlich als organisatorische und personelle Belastung wahr, wie Ohnemus anfügt. "Mehr als die Hälfte der Unternehmen rechnet damit, dass durch die Einführung der Regelung sowohl höhere Kosten für die Schulung von Beschäftigten als auch ein hoher Arbeitsaufwand verkraftet werden müssen."
Nur ein Bruchteil von 10,1 Prozent rechne ausserdem mit Wettbewerbsvorteilen für Unternehmen auf internationalen Märkten. Nur 5 Prozent erwarteten, dass sich die Verordnung positiv auf die eigene Geschäftsentwicklung auswirke.