"Für Liechtenstein sind die Möglichkeiten der Blockchain enorm"
Nächstes Jahr soll im Fürstentum Liechtenstein das sogenannte Blockchain-Gesetz in Kraft treten. Damit nimmt das Land weltweit eine Vorreiterrolle ein. Patrick Bont von der Finanzmarktaufsicht gibt zum Kryptostandort Liechtenstein Auskunft.
Wie steht die Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht FMA zu Kryptowährungen und Blockchain?
Patrick Bont: Der Finanzplatz Liechtenstein ist generell offen für innovative Ideen und Entwicklungen – das schliesst auch Kryptowährungen und auf Blockchain basierende Finanzdienstleistungen mit ein. Die geltenden Gesetze sind aber natürlich sowohl von klassischen Finanzdienstleistern als auch von innovativen Fintechs einzuhalten. Die FMA ist zuständig für die Gewährleistung des Kundenschutzes, des Vertrauens in den Finanzplatz und der Finanzstabilität. Das sind die Leitplanken für neue digitale Geschäftsmodelle. Bei der FMA wurde die Gruppe Regulierungslabor/Finanzinnovation als Kompetenzteam für den Fintech-Bereich geschaffen. Dieses Team ist Ansprechpartner für Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen und befasst sich mit regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Fragestellungen.
Was spricht für Liechtenstein als Standort für Blockchain- und Kryptounternehmen?
Das stabile, innovationsfreundliche Umfeld, die kurzen Wege im Land und zugängliche Behörden – dies trifft nicht nur auf die FMA zu. Als EWR-Land profitiert Liechtenstein ausserdem vom Marktzugang in die ganze EU. Gleichzeitig besteht ein gemeinsamer Währungs- und Wirtschaftsraum mit der Schweiz. Liechtenstein hat zudem eine sehr aktive Krypto-Community. Es gibt mehrere Dutzend Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind – mit Mitarbeitenden rund um den Globus. An den Blockchain-Meetups in Vaduz nehmen jeweils über 100 Personen teil. In Anbetracht der Grösse des Landes ist das eine eindrückliche Zahl.
Wie gestalten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen in Liechtenstein?
Liechtenstein ist Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und übernimmt deshalb das Recht der Europäischen Union. Der überwiegende Teil der Finanzmarktregulierung entspricht europäischen Standards. Kryptowährungen werden folglich nach diesen gesetzlichen Grundlagen beurteilt. Natürlich beschäftigen wir uns auch intensiv damit, welche regulatorischen Rahmenbedingungen in Zukunft notwendig sein werden.
Im kommenden Jahr soll das sogenannte Blockchain-Gesetz in Kraft treten. Was hat es damit auf sich?
Wir beraten die Regierung in solchen Fragestellungen. Die Entscheidung über neue rechtliche Rahmenbedingungen liegt aber immer bei den politischen Instanzen. So auch beim neuen Blockchain-Gesetz, das die Regierung vorantreibt, um in diesem Sektor Rechtssicherheit für alle Akteure zu schaffen.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung im Fintech-Bereich?
Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung. Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Sicher ist aber, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial hat, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft auf lange Sicht nachhaltig zu verändern. Kryptowährungen sind dabei nur ein kleiner Ausschnitt der Möglichkeiten. Gerade für einen kleinen Finanzplatz wie Liechtenstein sind die Möglichkeiten enorm. Die digitale Transformation und die Vernetzung von allem und jedem führen dazu, dass ein regionaler Finanzplatz eine globale Reichweite haben kann. Eine grosse Chance für Liechtenstein. Die Herausforderung für einen Standort wie Liechtenstein ist es, möglichst optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, damit innovative Ideen und Geschäftsmodelle entwickelt und umgesetzt werden können. Wir dürfen aber auch die Risiken nicht aus den Augen verlieren: Internationale Standards und Regeln müssen selbstverständlich berücksichtigt werden. Für uns als Aufsichtsbehörde ist klar, dass wir die Risiken dieser Entwicklung laufend beurteilen und managen müssen. Wir müssen dafür sorgen, dass der Kundenschutz und das Vertrauen in den Finanzplatz sowie die Finanzstabilität gewährleistet sind.