CEO und Schweiz-Chef im Interview

Wie Rubrik die Back-up-Branche aufmischen will

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Rubrik hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich: Das Unternehmen ist noch nicht einmal fünf Jahre alt, hat bereits über 1400 Mitarbeitende und eine Bewertung von über 3,4 Milliarden US-Dollar. Wie ist das möglich? CEO Bipul Sinha und der Schweizer Country Manager Gerry Solenthaler im Interview.

Als ich Rubrik im Dezember 2016 in Palo Alto besuchte, drehte sich im Unternehmen noch alles um Back-up und Recovery. Wie hat sich Rubrik seither verändert?

Bipul Sinha: Rubrik hat sich in den letzten zweieinhalb Jahren stark verändert. 2016 hatten wir rund 300 Mitarbeitende, jetzt sind es über 1400. Wir sind heute finanziell stark aufgestellt. Soeben haben wir eine weitere Finanzierungsrunde über 261 Millionen US-Dollar abgeschlossen und werden nun mit rund 3,4 Milliarden US-Dollar bewertet.

Was macht Rubrik mit all diesem Geld?

Sinha: Wir machten die Finanzierungsrunde, weil wir in neue Märkte expandieren, unsere Kerntechnologie ausbauen und weitere Produkte lancieren wollen. Im Bereich Governance und Compliance gibt es zum Beispiel noch viel Wachstumspotenzial für uns. Wir wollen unsere Lösungen zudem smarter machen und stärker auf Machine Learning und künstliche Intelligenz setzen.

Wie kann Rubrik von Machine Learning und künstlicher Intelligenz profitieren?

Sinha: Letztes Jahr veröffentlichten wir Polaris Radar. Die Applikation nutzt maschinelles Lernen, um das Verhalten von Bedrohungen zu modellieren, und hilft unseren Kunden, ihre Daten besser in den Griff zu kriegen. Künstliche Intelligenz macht unsere Produkte schon heute sicherer. Sie hilft uns etwa dabei, Anomalien zu erkennen, auf Gefahren hinzuweisen und Prozesse zu automatisieren.

Welche anderen Trends im Markt beeinflussen Rubrik?

Sinha: Die digitale Transformation, das Datenwachstum, aber auch Security, Cloud und das Internet der Dinge. Auch Entwicklungen wie selbstfahrende Autos sind spannend, weil sie viele Daten generieren, die geschützt und verwaltet werden müssen.

Gibt es grosse Unterschiede zwischen dem Markt in Europa und den USA?

Sinha: Vor einem Jahr wurde in Europa noch nicht so intensiv über die Cloud diskutiert wie heute. Die Diskussionen drehten sich damals vor allem um Back-ups und um die Verfügbarkeit von Applikationen.

Will Rubrik auch geografisch expandieren?

Sinha: Das ist aktuell nicht unser Fokus, da Rubrik in den wichtigsten und grössten Märkten der Welt bereits aktiv ist. Wir sind weltweit tätig, in über 20 Ländern – auch in der Schweiz.

Worüber diskutieren Sie, wenn Sie Schweizer Kunden treffen?

Gerry Solenthaler: Als wir starteten, waren bei den Kunden in der Schweiz und in Liechtenstein vor allem Back-ups und IT-Operations die heissen Themen. Diese beiden Dinge sind auch heute noch wichtig, aber die Anforderungen sind gestiegen, und das Thema IT-Sicherheit ist noch wichtiger geworden.

Was ist mit der Cloud?

Solenthaler: Vor fünf Jahren hatte man in der Schweiz noch das Gefühl, die Cloud höre an der Grenze auf. Heute ist das anders. Wir haben Kunden, die zwar noch nicht in der Cloud sind, aber trotzdem eine cloudfähige Lösung suchen. Weil sie sich alle Optionen für die Zukunft offenhalten wollen. Der baldige Start der Schweizer Cloud von Microsoft wird die Cloud in der Schweiz noch weiter voranbringen.

Was sagen Sie Kunden, die noch nicht in der Cloud unterwegs sind?

Solenthaler: Es ist verständlich, dass viele Kunden nicht bereit sind, all ihre Daten in die Cloud zu verschieben. Das muss aber auch nicht das Ziel sein. Für einige Kunden ist es schwierig, sich von ihrer Legacy-IT zu trennen. Wir haben Kunden, die noch mit Mainframes ihr Geld verdienen. Das ist aber kein Problem für Rubrik, unsere Lösungen funktionieren ja auch on-premise.

Sinha: Trotzdem ist es natürlich positiv, wenn mehr Unternehmen die Cloud nutzen. Sie brauchen Lösungen, um ihre Daten zu verwalten. Davon profitiert Rubrik. Die Cloud ist nicht unser Gegner, sondern unser bester Freund.

Wie viele Kunden hat Rubrik in der Schweiz?

Solenthaler: Rund 20 bis 30, der erste war Galliker Transport. Kürzlich gewannen wir Adcubum als Kunden. In den nächsten Monaten werden wir weitere ankündigen.

Wie gross ist das Schweizer Team?

Solenthaler: Rubrik wächst stetig und ist daran, seine Teams in der Deutsch- und Westschweiz auszubauen. Aktuell besteht das Schweizer Team aus mir und unserem Senior Sales Engineer Felix Guggenheim. Für die Gewinnung neuer Kunden vertrauen wir auf unser Partnernetzwerk, da wir zu 100 Prozent auf den Channel setzen.

Rubrik kündigte schon im Juli 2017 den Ausbau des Schweizer Teams an. Warum dauert das so lange?

Solenthaler: Weil es nicht einfach ist, die richtigen Leute zu finden. Und wir arbeiten eng mit dem EMEA-Team zusammen. Rubrik hat in Europa mehrere hundert Angestellte, die über Länder hinweg kooperieren.

Sinha: Es ist nie einfach, hochqualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Das braucht Zeit. Mittlerweile kennen die Leute Rubrik aber. Es ist einfacher geworden für uns, aber immer noch eine Herausforderung.

Rubrik ist ja noch jung. Wie war eigentlich die Gründerzeit?

Sinha: Wir betrieben schon vor dem offiziellen Launch des Unternehmens eine geheime Website. Auf ihr gab es nur wenige Informationen, aber etwas stand schon da: World’s Data Management Platform. Diese Vision verfolgen wir immer noch. Wir wollten mit unseren Produkten schon immer konkrete Probleme bei den Kunden lösen, das ist auch heute noch so. Auch unseren Fokus auf Cloud Data ­Management, Back-up, Recovery und Archivierung haben wir nie aus den Augen verloren.

Der Markt für Back-ups und Archivierung galt lange als wenig innovativ. Das hat sich in den letzten paar Jahren geändert. Hat Rubrik Back-ups wieder sexy gemacht?

Sinha: (lacht) Was für eine Frage! Viele Back-up-Lösungen wurden in den 80er- und 90er-Jahren entwickelt und sind heute immer noch auf dem Markt. Ich denke da zum Beispiel an Commvault und Veritas. Auch Veeam ist schon über zehn Jahre alt. Die Kunden haben heute aber andere Anforderungen als damals.

Welche denn?

Sinha: Sie wollen Software, die so einfach zu bedienen ist wie die Apps von Google und Facebook, die sie täglich im Internet nutzen. Es gibt keinen Grund, warum Enterprise Software wie Windows 95 aussehen sollte. Rubrik hat seine Lösungen zudem von Beginn an auf Multi-Clouds und hohe Skalierbarkeit ausgerichtet. Auch Sicherheitsaspekte haben wir schon ganz am Anfang berücksichtigt.

Trotzdem stellt sich die Frage, warum gerade Rubrik so stark gewachsen ist.

Sinha: Rubrik hatte immer einen klaren Fokus. Unsere Produkte sind nicht für alle, aber etwas können wir sehr gut: Enterprise Data Management. Wir sind kein Speicher­unternehmen und wir wollen auch kein Infrastrukturanbieter sein. Wir machen einfach nur Enterprise Data Management.

Was zeichnet eine gute Enterprise-Data-Management-Lösung aus?

Sinha: Einfachheit, Skalierbarkeit, Multi-Cloud-Unterstützung und IT-Sicherheit. Wir helfen Unternehmen, ihre Daten sicher zu halten und unterstützen sie bei Compliance, Governance und IT-Sicherheit. Unsere Kunden können ihre Daten lokal halten, auf Wunsch aber auch in eine oder mehrere Clouds verschieben, inklusive Funktionen für das Disaster Recovery und die Archivierung. Für unsere Cloud-Dienste arbeiten wir eng mit Microsoft als Partner zusammen.

Was fehlt noch im Angebot von Rubrik?

Sinha: Rubrik hat eine Softwareplattform für das Datenmanagement gebaut, zuerst für Anwendungen, dann für VMware-Apps, diverse Datenbanken, unstrukturierte Daten und Clouds. Nun arbeiten wir an Technologien, die es den Kunden ermöglichen werden, mehr Erkenntnisse aus ihren Daten zu gewinnen. Dafür setzen wir unter anderem auf künstliche Intelligenz, Machine Learning und Data Analytics.

Wer sind die grössten Konkurrenten von Rubrik?

Sinha: Es gibt im Markt für Cloud Data Management grundsätzlich zwei Ansätze: Zum einen die Anbieter, die stark auf Software setzen, wie etwa Rubrik, und zum anderen Unternehmen, die eher einen Hardware-Fokus haben. Auf der Softwareseite kämpfen wir gegen Unternehmen wie Veritas, Commvault und Veeam. Auf der Hardwareseite sind es Unternehmen wie EMC und Cohesity.

Vor wem hat Rubrik am meisten Angst?

Sinha: Wir fürchten uns nicht vor der Konkurrenz und fokussieren auf Dinge, die wir beeinflussen können. Etwa auf ein gutes Arbeitsklima, oder darauf, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Ich glaube, dass es keine Unternehmen gibt, die wegen der Konkurrenz untergehen. Die Gründe, warum Firmen keinen Erfolg haben, liegen eigentlich immer im eigenen Unternehmen.

Rubrik kaufte im Februar 2018 Datos IO, ein Spezialist für Back-up und Recovery für NoSQL-Datenbanken. Wie läuft die Integration des Unternehmens?

Sinha: Sie ist fast vollendet und die Lösung verkauft sich gut. Vor allem in Firmen, die auf Container und Microservices setzen. Die Software von Datos IO ist auch bereits in die Angebote von Rubrik integriert.

Rubrik startete im Februar die Open-Source-Community Rubrik Build. Was steckt dahinter?

Sinha: Mit Build wollen wir Drittentwickler und Open-Source-Enthusiasten dazu motivieren, Lösungen auf Basis der Technologien und Schnittstellen von Rubrik zu bauen. Wir bieten Tools an, die das Testing, die Entwicklung und die Überwachung vereinfachen. Auf Github gibt es ein ­Software Development Kit und einen Contributor Guide, der den Einstieg in die Entwicklung erleichtert. Unsere APIs ermöglichen es, Arbeitsabläufe zu automatisieren, die Fehlerquote zu senken und die Produktivität zu erhöhen.

Wie profitieren die Kunden von dieser Initiative?

Sinha: Die Automatisierung von Prozessen ist ein wichtiges Anliegen unserer Kunden. Sie wollen ihre Rechenzentren, Infrastrukturen und IT-Abteilungen modernisieren, um Kosten zu senken und agiler zu werden. Build zielt genau in diese Richtung.

Wie gehen die Kunden beim Wechsel auf Rubrik vor?

Solenthaler: Der typische mittelständische Kunde ersetzt oft seine ganze Umgebung auf einmal. Bei grösseren Kunden ist es anders. Sie beginnen etwa mit VMware-Workloads und gehen dann Schritt für Schritt vor. Diese Kunden kaufen oft unser Standardprodukt und danach weitere Optionen hinzu. Zum Beispiel unsere Back-up- und Recovery-Anwendungen für Office 365, die sehr beliebt sind. Oder unsere Lösung für SAP Hana, das wir seit Ende 2018 unterstützen.

Gibt es auch Kunden, die ganz spezielle Anforderungen haben?

Solenthaler: Natürlich, Rubrik wächst mit seinen Kunden. Vor drei Jahren hätte ich es zum Beispiel nicht für möglich gehalten, dass wir je das Unix-Betriebssystem AIX unterstützen werden. Vor allem Kunden in der Finanz- und Versicherungsbranche fragten aber danach, weil sie mit den Legacy-Back-up-Optionen nicht zufrieden waren. Rubrik reagierte und kann heute auch mit AIX-Workloads umgehen.

Wie viel Umsatz macht Rubrik eigentlich in Europa?

Sinha: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das Geschäft läuft aber gut. Sonst hätten wir nicht 250 Mitarbeitende in Europa angestellt. In Frankreich haben wir zum Beispiel bereits rund 70 Kunden, obwohl wir erst drei Jahre in dem Land aktiv sind.

Welche neuen Produkte wird Rubrik als Nächstes lancieren?

Sinha: Dazu kann ich nur so viel verraten: Sie werden sich wohl um Compliance, Governance und Security drehen. Mit Rubrik Go haben wir ausserdem erst gerade ein neues Preismodell lanciert, dass neben der Lizenzierung auch Hardware-Upgrades bietet.

Wann geht Rubrik an die Börse?

Sinha: Noch eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Wir gehen an die Börse, wenn wir bereit dazu sind, wenn der Markt bereit dafür ist. Es gibt keine Eile und keinen Druck.

Also ist der Markt noch nicht bereit dafür?

Sinha: Doch, aber der Prozess ist aufwändig, es braucht Audits und wir müssen viele Vorgaben erfüllen. Wir haben viel Geld auf dem Konto und wachsen schon jetzt sehr stark. Laut IDC ist der Markt für Data Management über 48 Milliarden gross – es gibt also noch viel Potenzial nach oben.

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