Viel Libra und ein bisschen Gangnam Style im Crypto Valley
Vom 24. bis 26. Juni tagt die Crypto Valley Conference in Zug. Eines der immer wieder auftauchenden Themen war Facebooks eigene Kryptowährung Libra und ihre Auswirkungen auf unterschiedliche Industrien und Bereiche.
Ein vollgepacktes Programm wartete auf die Besucher der Crypto Valley Conference 2019 in Zug. Abgesehen von unterschiedlichen Blockchain Use Cases und dem Umgang der Nationalbanken mit dezentralisierten Währungssystemen, kam auch Facebooks eigene Kryptowährung Libra immer wieder zur Sprache.
"Eigentlich wollte ich mit einem Steve-Ballmer-Schrei auf die Bühne kommen", begrüsste der Präsident der Crypto Valley Association, Daniel Haudenschild, das noch kleine Publikum am frühen Morgen. Der Hype habe die Krypto-Branche aber verlassen. Doch das meinte Haudenschild nicht im negativen Sinn. Er war an der Crypto Valley Conference nicht alleine der Ansicht, dass das Abflachen des Hypes der Krypto-Welt gut getan habe. Scams und unseriöse Unternehmen seien verschwunden. Zurück blieben Menschen, die Blockchain wirklich verstehen würden und das Ökosystem vorantrieben. So motivierte der Präsident der Crypto Valley Association die Besucher auch, sich gegenseitig auszutauschen. "Das Beste, was Sie hier machen können, ist so viele Business-Karten wie möglich zu sammeln. Das Zweitbeste was Sie tun können, ist der Crypto Valley Association beizutreten."
Bei Libra scheiden sich die Geister
Das Schlagwort "Libra" fiel immer wieder. Unter anderem während dem Panel "Economics and Finance", an dem Thomas Moser von der Schweizerischen Nationalbank, Michael Kumhof von der Bank of England, Antoine Martin von der Bank of New York und Domenico Gammaldi von der Bank of Italy miteinander diskutierten. "Wir wussten alle, dass eines Tages etwas wie Libra auftauchen würde", sagte Moser. Facebooks Kryptowährung würde die Regulatoren dazu zwingen, eine Lösung für ein solches Bezahlsystem zu entwickeln. Moser zeigte sich ausserdem zufrieden mit Facebooks Whitepaper zu Libra: "Das Whitepaper macht einen sehr professionellen Eindruck und zeigt, dass Facebook die Regeln befolgen und mit den jeweiligen Regulatoren zusammenarbeiten will."
Anders sieht das Domenico Gammaldi von der Bank of Italy. Gemäss Gammaldi ist das Whitepaper nichtssagend. Für ihn stelle sich immer noch die Frage, was Libra überhaupt sei. Facebooks Projekt werfe viele interessante Fragen auf, die Regulatoren ernst nehmen sollten, sagte Antoine Martin von der Bank of New York. "Libra nimmt viele Interessante Dinge auf, die bereits existieren und kombiniert diese." Er sei sich allerdings noch nicht sicher, ob es wirklich ratsam sei, besagte Dinge miteinander zu vermischen.
Zeit für Networking gab es während den Kaffeepausen. (Source: Netzmedien)
Ein Wechat für den Westen
Während einer Pressekonferenz auf Libra angesprochen, sagte der Crypto-Valley-Association-Präsident Daniel Haudenschild: "Es ist toll, das sich Facebook für dieses Projekt die Schweiz als Standort ausgesucht hat." Gerade in Zug sähe er oft asiatische Touristen, die vor den Selbst-Checkout-Automaten der Detailhändler stünden und herauszufinden versuchten, welches ihrer Zahlungsmittel denn nun funktioniere. "Libra könnte dieses Problem lösen." Er sei davon überzeugt, dass Libra zu einem Wechat für den Westen werden könne. Mehr zum Standort und zur Funktion von Libra lesen Sie hier.
Ein Weiteres Thema an der Pressekonferenz war die Schwierigkeit für Blockchain-Firmen ein Bankkonto zu eröffnen. "Das stellt in der Schweiz immer noch ein grosses Problem dar", bestätigte Herbert Sterchi vom Finanzdepartement Zug. Für Haudenschild stellt der Umgang vieler Banken mit Blockchain-Unternehmen eine Doppelmoral dar. "Wenn ein Bäcker oder Metzger ein Bankkonto eröffnen möchte, erhält er problemlos ein Bankkonto und muss nicht erst die Qualität seines Brotes unter Beweis stellen."
Eun-Hee Cho, Bürgermeisterin der südkoreanischen Stadt Seocho (Source: Netzmedien)
Gangnam Style und Blockchain-Börse
Zu den weiteren Referenten am zweiten Crypto-Valley-Confernce-Tag zählte auch eine Vertreterin aus Fernost. Die Bürgermeisterin des südkoreanischen Orts Seocho, Eun-Hee Cho, stellte ihre Stadt als das Innovations- und Blockchain-Zentrum Südkoreas vor. Über 1200 IT-Betriebe, darunter auch Start-ups, befänden sich in Seocho. Zur Freude der Zuschauer, tanzte Cho auch eine Runde Gangnam Style. Denn die berühmte Gangnam Station, die im Lied erwähnt werde, befände sich ebenfalls in Seocho.
Einen weiteren Programmpunkt markierte die Präsentation von Sergei Udovenko. Der Lead Software Architect bei Six Digital Exchange stellte das Projekt Six Digital Exchange (SDX) als Blockchain Use Case vor. SDX, eine Blockchain-Börse, soll noch dieses Jahr lanciert werden. "Six Digital Exchange wird komplett von der Eidgenössischen Finanzaufsicht (Finma) und der SNB reguliert sein", erklärte Udovenko. Six kündigte ausserdem an, einen eigenen Krypto-Franken zu entwickeln. Lesen Sie hier mehr darüber.