Andréa Belliger: "Personell wie finanziell wird einiges investiert"
Am 5. und 6. März 2020 findet das Swiss E-Health Forum in Bern statt. Das Motto lautet "Entwicklung des Gesundheitswesens durch die Digitalisierung". Andréa Belliger, Prorektorin, Direktorin, Digital Health Expert PH Luzern, Institut für Kommunikation & Führung, spricht darüber, was die Branche aktuell beschäftigt.
Weshalb unterstützen Sie das Swiss E-Health Forum 2020?
Andréa Belliger: Ich bin seit vielen Jahren Mitglied des Beirats des E-Health Forums und unterstütze das Forum als einen wichtigen Ort der Diskussion und des Erfahrungsaustauschs der relevanten Anspruchsgruppen rund um die Themen E-Health in der Schweiz.
Wo steht das digitale Gesundheitswesen Anfang 2020?
Das Thema der Digitalisierung, also des Einsatzes von Daten, Tools und Technologien in der medizinischen Versorgung, ist in den meisten Organisationen präsent und auf der Agenda. Personell wie finanziell wird nicht zuletzt wegen der Einführung des elektronischen Patientendossiers einiges investiert. Wo es vielerorts noch etwas mangelt, ist die vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik der digitalen Transformation als einem Veränderungsprozess, der weit über die Nutzung digitaler Tools und Technologien im Umgang mit Gesundheit und Krankheit, über Interoperabilität zwischen Leistungserbringern und digitale Prozesse hinausgeht und eine grundlegende Veränderung des Gesundheitssystems auf der Ebene von Kultur und Mindset impliziert.
Das Motto des Forums lautet "Entwicklung des Gesundheitswesens durch die Digitalisierung". Was verstehen Sie darunter?
Digitalisierung oder korrekter digitale Transformation führt im Gesundheitswesen wie in anderen Branchen auch zu einem Paradigmenwechsel in der Art, wie wir uns als Gesellschaft organisieren: von geschlossenen, Top-down steuer- und regulierbaren Systemen mit klaren Rollen und Funktionen hin zu offenen, selbstorganisierenden, heterogenen Netzwerken. Dieser Paradigmenwechsel geht einher mit "neuen" gesellschaftlichen Werten und Normen wie offene Kommunikation, Transparenz und Partizipation und hat grundlegende Auswirkungen auf Gesundheit, das Gesundheitswesen, Organisationen im Gesundheitswesen, Versorgung, Gesundheitsberufe, Wirtschaftlichkeit, Steuerung und schliesslich die Menschen/Bürger im Gesundheitswesen.
Was sind für Sie die wichtigsten Trends im Schweizer E-Health?
Technologische Trends gibt es viele: Apps auf Rezept und Vergütung durch Krankenkassen, E-Rezept, Remote Monitoring, telemedizinische Anwendungen, Personal Health Record Tools, Medical Condition Management im Chronic Care Bereich etc. Interessanter sind aber jenseits von Trends die grundlegenden oben skizzierten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die nachhaltig und irreversibel wirken.