2004: SMS-Steuer polarisiert, Outsourcing verängstigt, Spam nervt
Was bewegte die Schweizer ICT-Branche im Jahr 2004? Welche Themen machten von sich reden? Der Jahresrückblick auf 46 Ausgaben der Netzwoche zeigt es.
Gut gelaunt startet die Schweizer ICT-Branche ins neue Jahr 2004. 30 von der Netzwoche befragte Chefs hiesiger ICT-Unternehmen rechnen im Schnitt mit einem Wachstum von 4,5 Prozent, berichtet die erste Ausgabe im Januar. Etwas zurückhaltender sind die Marktforscher. Aber über eines sind sich alle einig: Nach der Dotcom-Krise soll es endlich wieder aufwärts gehen. Der Februar dreht sich um Spam. Zunächst brechen der Cablecom fast die Mailserver zusammen. Dann beklagen sich Marketer, dass ihre Mails in der Flut von Viagra- und Penisverlängerungsangeboten untergehen. Das haben auch die Hersteller von Security-Software erkannt und gehen gegen Spam in Stellung. Im März ist es dann so weit: Nokia bringt mit dem 7600 das erste 3G-Handy in die Schweiz. Wer sich das extravagante Gerät in Form eines Tropfens zulegt, muss allerdings auf den neuen Mobilfunkstandard verzichten. Noch hat nämlich keiner der drei Mobil-Telkos sein Netz auf 3G aufgerüstet. Eine Kontroverse spaltet die Netzticker-Leser im April. Die Idee bürgerlicher Nationalräte, die AHV mit einer Steuer von 5 Rappen pro SMS zu unterstützen, wird zwar von einer Mehrheit der Abonnenten verworfen. Rund ein Drittel stimmt dem Plan jedoch überraschenderweise zu.
Hoffnungen im Frühling, Dämpfer im Herbst
Der Master of Swiss Web kommt im Mai erstmals aus der Westschweiz. Factory121 aus Martigny setzt sich mit "121time" gegen "Kitag.com" und die Lilibiggs der Migros durch. In einer Netzwoche-Ausgabe des Monats Juni macht wieder einmal Cloud Computing von sich reden. Sun Microsystems und IBM stellen entsprechende Angebote auf die Beine. IT aus der Steckdose heisst das damals. Und es gibt eine kleine Sensation: Microsoft veröffentlicht Windows Installer XML und die Windows Template Library als Open Source! Der Juli gehört den neuen iPaqs. Gleich vier neue Modelle stellt Hersteller Hewlett Packard vor: "einen im Luxussegment, einen zum Telefonieren, einen für Puristen und einen für Multimediafreunde", heisst es in der Ankündigung. Der August steht im Zeichen der digitalen Verwaltung. Die Netzwoche stellt auf 92 Seiten den "Netzguide E-Government" zusammen. Bei Bund, Kantonen und Gemeinden wird über den Abbau der Aktenberge diskutiert. Gever (Geschäftsverwaltung) heisst das Stichwort, aber der Weg zum Ziel ist noch weit.
Im September überbringt die Netzwoche gute und schlechte Nachrichten. Die gute geht an die wachsende Zahl der Onlineshops. Die Bereitschaft der Internetnutzer, im Netz Geld auszugeben steigt. "IT-Jobs ade!" titelt Christian Weishaupt dagegen an anderer Stelle. Durch Offshoring sollen bis 2015 1,2 Millionen Stellen aus Europa verschwinden. In der Schweiz sind laut Forrester 15 000 Jobs betroffen. Auch der Oktober hält für die Branche einen Dämpfer bereit. Erfüllen sich die Erwartungen vom Jahresbeginn an das Wachstum im ICT-Markt? Jein, denn während Storage und IT-Services stattliche Zuwachsraten verbuchen, liegen Drucker, Server, Desktops und weitere Hardware im Minus oder nur knapp darüber. Immerhin: Es geht aufwärts. Im November treten zwei Kontrahenten in der Netzwoche auf. In der einen Ecke: die Banken. Die müssen sparen und kaufen Software deshalb lieber ein, als sie wie früher selbst zu entwickeln. Einer, der davon profitiert, ist Francisco Fernandez. Im Interview gibt der Avaloq-Chef Auskunft über den Wandel der Banken-IT. Zwei Ausgaben später in der anderen Ecke: die Gewerkschaften. Christian Levrat, SP-Nationalrat und Präsident der Gewerkschaft Kommunikation, kritisiert die Telkos und das neue Fernmeldegesetz. Zum Jahresende im Dezember steht noch einmal ein Dauerbrenner auf dem Programm: Cybersecurity. Die Netzwoche warnt vor vermeintlichen Bluewin-Mails, die den Virus "Sober I" verbreiten. Da ist die Frage angebracht: Was wissen die Schweizer über Computersicherheit? Viel zu wenig, lautet die Antwort einer Umfrage von Zeix. Die Befragung zeige, dass Cybersecurity zu komplex für den Normal-User sei, schreibt Alessandro Monachesi.
Die bisherigen Rückblicke auf 20 Jahre Netzwoche können Sie hier nachlesen: