Anti-Tiktok-Erlass sei verfassungswidrig

Update: Tiktok will mit Trump vor Gericht gehen

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US-Präsident Donald Trump will US-Bürgern Geschäfte mit den Unternehmen hinter Tiktok und Wechat verbieten. Mit dem Verbot will Trump den Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok an Microsoft erzwingen, und auch Twitter hat Interesse bekundet. Tiktok will jetzt gerichtlich gegen Trumps Erlass vorgehen. Unterdessen testet Instagram ein Tool, das stark an Tiktok erinnert.

(Source: konkarampelas / Pixabay.de)
(Source: konkarampelas / Pixabay.de)

Update vom 10.08.2020: Tiktok will beim US-Bundesbezirksgericht für das südliche Kalifornien Klage gegen US-Präsident Donald Trump erheben. Wie "Heise" unter Berufung auf NPR (National Public Radio) schreibt, will die Social-Media-Plattform Trumps Erlass als verfassungswidrig erklären, da der Präsident Tiktok im Vorfeld keine Gelegenheit gegeben habe, Stellung zu nehmen. Ausserdem beruhe die Begründung, dass Tiktok die nationale Sicherheit gefährde, auf Spekulation. Anstatt eine tatsächliche Grundlage zu liefern, würden Phrasen wiederholt, die bezüglich China im Umlauf seien.

Falls Gericht oder Parlament den Erlass nicht stoppten, würde er 45 Tage nach der Kundmachung in Kraft treten. Weil jegliche Geschäfte mit der Bytedance-Gruppe verboten wären, könnten in der Folge die über 1000 US-Mitarbeiter ihre Gehaltschecks nicht mehr einlösen. Zudem müssten jegliche Dienstleister wie Vermieter, Stromversorger, Internetprovider, Versicherungen und Banken Tiktok sofort kündigen. Der Erlass enthält auch keine Ausnahme für anwaltliche Vertretung des Unternehmens in den USA, wie Heise weiter berichtet.

Instagram und Twitter wittern Chancen

Zwischenzeitlich hat sich auch bei Tiktoks Konkurrenz etwas getan. Nach Microsoft bekundet nun auch Twitter Kaufinteressen, wie "Channelobserver" unter Berufung auf das "Wall Street Journal" berichtet. Ob Twitter die Pläne vorantreiben werde, sei unklar, und der Kurznachrichtendienst habe auch nicht so grosse finanzielle Reserven wie Microsoft. Doch da zurzeit Politik und Wettbewerbshüter die Marktmacht von Techgiganten im Visier hätten, könne die geringere Grösse von Twitter ein Vorteil sein.

Instagram hat unterdessen das Testgebiet für das neue Feature "Reels" auf Deutschland erweitert. Wie "T3N" berichtet, erinnere das Kurzvideo-Tool stark an Konkurrent Tiktok. Viele Unternehmen, die sich auf Instagram bereits etabliert haben, erhielten mit Reels neue Möglichkeiten, sich und ihre Produkte von neuen Seiten zu präsentieren. Durch das neue Format müssten die Firmen nicht mehr die Plattform wechseln, um längere Clips auf einer Plattform ohne nennenswerte Followerzahlen zu zeigen. Auf Instagram hätten viele Unternehmen bereits eine gewisse Community aufgebaut. Dieselben Vorteile gälten auch für Influencer und ihre Follower. Ausserdem seien Firmen bezüglich Tiktok bisher eher skeptisch gewesen, besonders wegen der sehr jungen Zielgruppe.

Update vom 7.8.2020: Trump will Tiktok-Verkauf an Microsoft erzwingen

US-Präsident Donald Trump hat eine Verordnung unterzeichnet, die US-Bürgern verbietet, Geschäfte mit Bytedance, der Inhaberfirma von Tiktok zu machen. Ein weiteres Dekret soll Transaktionen mit Tencent untersagen, dem Eigner der App Wechat. Die Verbote treten in 45 Tagen in Kraft.

Tencent und Bytedance wollten sich nicht dazu äussern. Der Aktienkurs von Tencent brach nach der Verbotsverordnung um 10 Prozent ein dies entspricht gemäss "Bloomberg" einem Wertverlust von 45 Milliarden US-Dollar.

Die Trump-Regierung kündigte zuletzt an, aus Sicherheitsgründen gegen chinesische Apps vorgehen zu wollen. Tiktok und Wechat wurden laut "Reuters" als "signifikante Bedrohungen" dargestelltTrump und andere US-Politiker stellen Tiktok als chinesisches Spionageinstrument dar.

Mit der Verfügung will Trump den Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok an Microsoft erzwingen, wie "SRF" berichtet. Microsoft will bis Mitte September einen Deal mit Bytedance aushandeln.

Originalmeldung vom 3.8.2020: Microsoft liebäugelt mit Tiktok

Die Video-App Tiktok könnte bald Microsoft gehören. Man führe derzeit Gespräche über eine mögliche Übernahme mit dem jetzigen Eigentümer, dem chinesischen Konzern Bytedance, teilt Microsoft in einem Blogbeitrag mit. Demnach interessiert sich das Redmonder Unternehmen dafür, die Tiktok-Geschäfte in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien zu übernehmen.

Trump macht Druck

Vor wenigen Tagen erst hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, Tiktok in den USA verbieten zu lassen. Zudem wolle er gegen weitere chinesische Apps vorgehen. Aussenminister Mike Pompeo begründete dies gegenüber dem Fernsehsender "Fox News" mit "Risiken für unsere nationale Sicherheit, die von Anwendungen ausgehen, die mit Chinas Kommunistischer Partei verbunden sind", schreibt "Der Spiegel".

Trump habe nun eine 45-tägige Frist gesetzt – bis dahin müssten sich Bytedance und Microsoft handelseinig werden. Die Verhandlungen werden vom Ausschuss für Auslandsinvestitionen in den USA überwacht, der den Deal auch platzen lassen kann.

Im Blogbeitrag betont Microsoft, Trumps Bedenken ernst zu nehmen. Im Falle einer Übernahme will der US-Konzern sicherstellen dass alle Daten US-amerikanischer Bürger ausschliesslich auf Servern in den USA gespeichert werden. Auch in der Schweiz hat Tiktok in den letzten Jahren an Popularität zugelegt. Vor allem Unter-20-Jährige nutzen den Dienst eifrig, wie eine Studie der Agentur Xeit aufzeigt.

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