Wie verändert sich die Beschaffung von Informationstechnologie durch die Pandemie?
Smarte und end-to-end-integrierte Prozesse bilden für Unternehmen das Fundament, um ihre Marktchancen auch in Krisenzeiten nutzen zu können. Der Einkauf von IT steht am Anfang der Wertschöpfungskette und nimmt eine zentrale strategische Rolle ein. Wenn IT und Beschaffungsprofis zusammenspannen, kann das richtige Material auch richtig beschafft werden.
Unabhängig von Branche und Unternehmensgrösse gilt: Ohne durchdachte IT-Beschaffung gibt es keinen digitalisierten Erfolg. Doch gerade Covid-19 hat aufgezeigt, wie fragil unser Wirtschaftssystem ist. Dies wirkt sich auch auf die IT-Beschaffung aus. Kriterien wie Sicherheit und Verfügbarkeit von IT und deren Infrastruktur rücken vermehrt ins Zentrum der Beschaffungsstrategien. Trotz globaler Unternehmensausrichtung kommen geografisch naheliegende Lieferanten wieder vermehrt "in die Kränze", mit dem Ziel, die eigene Resilienz gerade bei der Grundversorgung in Krisenzeiten zu erhöhen.
Doch der Staat hinkt der Wirtschaft hinterher. So wurde die Gesetzgebung auf Bundes- und Kantonsstufe aufgrund der ausserordentlichen Lage nicht angepasst. Und das in einem Bereich, der eine hohe wirtschaftliche Relevanz hat. Der öffentliche Sektor beschafft jährlich im Durchschnitt in einem Umfang von über 30 Milliarden Franken. Oberstes Ziel ist es, Beschaffungsverfahren rechtskonform und effizient abzuwickeln, das macht den Berufsalltag für Einkaufsprofis in der öffentlichen Beschaffung noch komplexer als er schon ist, denn rechtliche Vorgaben bestimmen praktisch jeden Arbeitsschritt.
Auch für beschaffende Unternehmen stellen sich gerade in diesem Bereich dringende, teils sogar existenzielle Fragen. Kann ein ausländischer Leistungserbringer vom Submissionsverfahren ausgeschlossen werden, wenn er seine IT-Dienstleistungen vor Ort erbringen müsste, dies wegen einer Einreisesperre aber nicht darf?
IT-Komponenten wurden zur kritischen und notwendigen Voraussetzung, damit das Geschäft am Laufen gehalten werden kann. Denn Homeoffice und Videokonferenzen sind in den vergangenen Monaten zu Stützpfeilern der Wirtschaft geworden. Doch ausverkaufte Hardware oder mehrmonatige Lieferverzögerungen stellen seit dem Lockdown keine "Black Swan"-Szenarien mehr dar. Was tun, wenn die Lieferketten blockiert sind, der auserwählte Lieferant in existenzielle Nöte geraten ist oder zwar liefern kann, aber nicht darf? Muss der Lieferant eine Konventionalstrafe zahlen? Kann ein anderer Lieferant aus dem Inland zugezogen werden? Was passiert mit bereits geleisteten Anzahlungen? Leider ist es aktuell nicht möglich, hier abschliessende Antworten zu geben.
Zu beobachten ist jedenfalls, dass alle Beteiligten, der Not gehorchend, ihre Lager ausbauen. Dies reduziert Stress in der IT-Abteilung bei Ausfällen und erhöht vor allem die Verfügbarkeit der Systeme stark. Doch das allein reicht nicht aus. So ist eine Professionalisierung des öffentlichen Beschaffungswesens unumgänglich. Hier bietet der nationale Verband für Einkauf und Supply Management Hand – und hat einen Vorbereitungslehrgang für den eidgenössischen Fachausweis für das neue Berufsbild "Spezialistin/Spezialist öffentliche Beschaffung" konzipiert, der im Februar kommenden Jahres zum zweiten Mal durchgeführt wird. Sicherlich eine gute Grundlage, um auch in Nach-Corona-Zeiten in puncto IT-Beschaffung gut aufgestellt zu sein.