"NotifyMe"

Update: EPFL und Ubique veröffentlichen die App gegen Corona-Cluster

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von René Jaun und kfi

Der Softwareentwickler Ubique Innovation und die EPFL haben die letztes Jahr vorgestellte App "NotifyMe" veröffentlicht. Statt auf einzelne Begegnungen ist sie auf ganze Veranstaltungen ausgerichtet. Sie ist als Ergänzung zur bekannten SwissCovid-App konzipiert.

(Source: Screenshot notify-me.ch)
(Source: Screenshot notify-me.ch)

Update vom 02.03.2021: Wie kann man rasch und zuverlässig alle Teilnehmer einer Veranstaltung vor einer möglichen Coronainfektion warnen, ohne die Daten sämtlicher Gäste zu notieren? Eine mögliche Antwort liefert die App "NotifyMe". Die Macher präsentierten das Konzept erstmals im November letzten Jahres – nun haben sie die App offiziell veröffentlicht. Sie steht im Google Play Store und im iOS App Store zum Download bereit.

Man teste das System bereits seit Ende Januar auf dem Campus, teilt die EPFL mit, die massgeblich zur Entwicklung der App beitrug. Dank der App sei man in der Lage, den Schutzplan für die Schule zu verbessern.

Die EPFL weist erneut darauf hin, dass "NotifyMe" die offizielle Corona-Tracing-App des Bundes, SwissCovid, ergänzen soll. Auch die neue App zeichne keine persönlichen Daten auf und erstelle keine zentrale Datenbank. Zudem nutze die App weder Bluetooth noch GPS. Zugriff benötigt sie dafür auf die Kamera, um die zur Veranstaltung gehörenden QR-Codes zu scannen.

Originalmeldung vom 16.11.2020: SwissCovid-Macher wollen Corona-Clustern mit neuer App an den Kragen

Mit einer neuen App wollen die Firma Ubique Innovation und die ETH Lausanne gegen Corona Cluster vorgehen. Die App namens "NotifyMe" erlaubt es Gastgebern öffentlicher oder privater Veranstaltungen einen QR-Code zu generieren, den die Gäste mit ihrem Smartphone scannen können. Erhält einer der Teilnehmer ein positives Corona-Testergebnis, kann der Gastgeber die übrigen Besucher seiner Veranstaltung benachrichtigen.

Neue Erkenntnisse, ...

Hintergrund der App seien relativ neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Verbreitung von SARS-CoV-2, wie "Watson" schreibt. Demnach bringe die gezielte Eindämmung ganzer Cluster eine grössere Wirkung als das Aufspüren einzelner Infektionen.

"Ein Cluster entsteht, wenn eine infizierte Person durch lautes oder auch feuchtes Sprechen, heftiges Atmen oder Singen sehr viele Virenpartikel ausstösst", zitiert Watson aus der "NZZ". So könnten einige wenige Personen hochansteckend sein und in geeigneten Situationen als Superspreader sehr viele Menschen infizieren. In geschlossenen Räumen könne dies über grössere Distanzen passieren. Diesem Umstand werden Apps wie SwissCovid nicht gerecht, schreibt Watson weiter. Wie SwissCovid abschätzt, welche Kontakte gefährdet sind, lesen Sie hier.

… altes Datenschutzkonzept

"Mit dieser App wollen wir ein kryptografisches Protokoll vorschlagen, das eine äusserst effektive Kommunikation mit Behörden und allen Anwesenden an einer bestimmten Veranstaltung ermöglicht und gleichzeitig die Wahrung der Privatsphäre gewährleistet", zitiert Watson den EPFL-Forscher Edouard Bugnion.

Wie SwissCovid setzt auch "NotifyMe" auf einen Privacy-By-Design-Ansatz. "Beim Check-In wird nur eine verschlüsselte ID lokal auf dem Smartphone gespeichert. Eine zentrale Speicherung von privaten Daten wird überflüssig", schreiben die Macher auf ihrer Website. Man müsse auch keine persönlichen Daten wie Name, Adresse oder Telefonnummer angeben und es würden keine GPS-Standortdaten erfasst.

Meldet ein Veranstalter ein positives Corona-Testergebnis, wird die zufällig erzeugte Veranstaltungs-ID zusammen mit dem Risikozeitraum auf einem zentralen Server veröffentlicht. Die Smartphones der Nutzer gleichen diese Infos mit den lokal gespeicherten Daten ab und schlagen gegebenenfalls Alarm. Das Konzept der App basiert gemäss Entwickler auf einem Paper namens "CrowdNotifier", welches auf "Github" zum Download bereitsteht.

BAG ist nicht involviert

"NotifyMe" sei als freiwilliges zusätzliches Hilfsmittel gedacht, um Corona Cluster zu bekämpfen, schreibt Watson. Entsprechend soll sie die bereits veröffentlichte SwissCovid-App nicht ersetzen, sondern ergänzen. Das Onlineportal verweist ferner auf die "gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung für Gastrobetreiber, die Kontaktdaten der Gäste schriftlich zu erfassen".

Ubique-Geschäftsführer Mathias Wellig könnte sich eine Integration der beiden Apps vorstellen: "Hier könnte man sich beispielsweise vorstellen, dass positiv getestete Personen, die sich mit ihrem unpersönlichen Covidcode authentifizieren, optional Check-Ins während ihrer infektiösen Zeit an die Behörden senden können", wird er von Watson zitiert. Damit dies möglich werde, müsste der Bund jedoch erst die nötigen gesetzlichen Grundlagen schaffen.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist in "NotifyMe" nicht involviert. "Es handelt sich um ein Projekt von Ubique und der EPFL von welchem wir Kenntnis haben. Im erwähnten Projekt haben wir aktuell aber keine aktive Rolle", zitiert Watson einen Sprecher.

Eine Testversion gibts schon

Noch sei die App offiziell nicht gestartet, heisst es bei Watson. Es gibt jedoch bereits eine Testversion für Android

Und IOS (via "Testflight").

Zudem stellen die Entwickler den gesamten Quellcode als Open Source zur Verfügung.

Ende August sprach SwissCovid-Entwickler und Ubique-Chef Mathias Wellig im Interview über die Hintergründe, Herausforderungen und haltlose Kritik in Zusammenhang mit der Schweizer Corona-App.

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