HWZ-Stimmungsbarometer

Digitale Ethik? Ja, aber nicht im Marketing

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von Kevin Fischer und jor

Digitale Ethik beschäftigt zunehmend die Chef-Etage. In Schweizer Unternehmen springen vor allem die Geschäftsleitungen auf das Thema auf. Im Marketing kommt der verantwortungsvolle Umgang mit Daten jedoch weniger gut an.

(Source: Marek / Fotolia.com)
(Source: Marek / Fotolia.com)

Digitale Ethik ist auf der Führungsetage angekommen. Das zeigt gemäss der HWZ die Auswertung des Stimmungsbarometers "Digitale Ethik". Die Studie soll die digitale Verantwortung von Schweizer Unternehmen messen. Rund die Hälfte der befragten Firmen gab an, dass die Geschäftsleitung zu den wichtigsten Fürsprechern digitaler Ethik innerhalb des eigenen Unternehmens gehört.

Ethik-Themen betreffen vor allem Daten

Die meisten Unternehmen haben den Ergebnissen zufolge bereits Erfahrungen mit ethisch umstrittenen Projekten gemacht. Das betrifft mit 84 Prozent der Nennungen vor allem den Umgang mit Daten. Es geht etwa darum, welche Datenauswertungen gemacht werden und wofür Kundendaten genutzt werden. Weitere Erfahrungen mit umstrittenen Projekten beinhalten gemäss Mitteilung die "Datafizierung" am Arbeitsplatz (31 Prozent) und den Umgang mit neuen Technologien (27 Prozent).

Unternehmen seien zunehmend sensibilisiert für den verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Ethische Themen seien in mehreren Unternehmen gar bereits in interne Dokumente und Prozesse integriert: Jeder dritte Befragte gab an, dass das Datenmanagement (39 Prozent) sowie die Datenstrategie (34 Prozent) entsprechende Vorgaben enthält. Oft existiere eine Ethik-Richtlinie (36 Prozent) oder sie ist zumindest geplant (19 Prozent). Gemäss Studienleiterin Cornelia Diethelm zeigt sich: "Je grösser ein Unternehmen ist, desto mehr Vorgaben existieren. Ausserdem wird, unabhängig von der Grösse, in vielen Unternehmen an ethischen Vorgaben gearbeitet, was unsere Umfrage bestätigt hat."

Geschäftsleitung und Datenschützer top, Marketing-Abteilung flop

Die wichtigsten Promotoren digitaler Ethik seien Personen aus dem Datenschutz (64 Prozent), gefolgt von Mitgliedern der Geschäftsleitung (46 Prozent). Am anderen Ende des Spektrums befinden sich mit 31 Prozent der Nennungen Personen aus dem Marketing. Das zeige, dass innerhalb eines Unternehmens sich widersprechende Ziele verfolgt würden. "Die bewusste Auseinandersetzung mit digitaler Ethik kann helfen, interne Zielkonflikte systematisch zu lösen. Geschäftspraktiken müssen mit ethischen Richtlinien in Einklang gebracht werden, welche die Werte des Unternehmens widerspiegeln", sagt Diethelm dazu.

Die Umfrage zeigt gemäss Mitteilung auch, dass Unternehmen die Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden ernst nehmen. Wer verantwortungsvoll mit Daten umgehe, investiere nicht nur in gute Kundenbeziehungen (72 Prozent). Das Unternehmen könne sich auch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem es sich als vertrauenswürdiges Unternehmen positioniere (67 Prozent), gerade angesichts ausländischer Konkurrenten.

Eine weitere Motivation besteht laut HWZ in der Reduktion von Risiken (67 Prozent). So lassen sich beispielsweise betriebliche Risiken vermeiden, wenn sichergestellt wird, dass keine Menschen durch den Einsatz von Algorithmen diskriminiert werden. 52 Prozent der Befragten gaben an, dass sie digitale Verantwortung aus einer "inneren Überzeugung" heraus übernehmen möchten - für kleine Unternehmen sei dieser Aspekt deutlich wichtiger als für Grossunternehmen.

Digitale Ethik kommt besonders bei der Verwendung von Daten zum Einsatz. (Source: HWZ)

Über die Studie

Der "Stimmungsbarometer Digitale Ethik" wurde von der HWZ zusammen mit dem Center for Digital Responsibility durchgeführt. Studienautorin ist Cornelia Diethelm, Studiengangsleiterin CAS Digital Ethics an der HWZ. Die Umfrage lief von Mitte November bis Mitte Dezember 2020. 254 Personen nahmen daran teil. Die Befragung soll künftig jährlich durchgeführt werden. Die aktuelle Studie kann hier heruntergeladen werden.

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