Jetzt gibt es Telemedizin auch für Hund und Katze
Wer ein krankes Haustier zuhause hat, kann sich möglicherweise die Fahrt zum Tierarzt sparen. Gleich mehrere Schweizer Unternehmen bieten inzwischen Telemedizin-Angebote für Hund und Katze an. Die Angebote könnten auch nach Corona interessant bleiben.
Wenn der Hund plötzlich nur noch apathisch auf seiner Decke liegt oder das Büsseli die Nahrung verweigert, ist ein Besuch beim Tierarzt angesagt. Doch spätestens seit der Pandemie muss die Konsultation nicht mehr unbedingt in einer Praxis erfolgen.
Gleich mehrere Unternehmen bieten auch Videoberatungen an, also quasi Telemedizin für Hund und Katze. Der neueste Player auf dem Markt ist Vettrust: Die Tierarztgruppe mit Hauptsitz in Küssnacht am Rigi lancierte unlängst ein solches Angebot. "Ab sofort können Tierarztkonsultationen bequem von Zuhause mit PC oder Smartphone erledigt werden", heisst es dazu in einer Mitteilung. Hierzu bucht der Tierhalter online einen Termin, worauf ihm dann der Link zum Videocall per E-Mail zugestellt wird.
"Ziel ist es, die Probleme direkt am Telefon zu lösen. Sollte doch ein Besuch in der Tierarztpraxis erforderlich sein, erfolgt die Einschätzung, ob es sich um einen Notfall- oder einen weniger dringlichen Fall handelt", lässt sich Andrea Kamm, ärztliche Regionalleiterin bei Vettrust, in der Mitteilung zitieren.
"Das Interesse an einem solchen Angebot ist sehr gross", sagt Vettrust-CEO Boris Rapp auf Anfrage, und beruft sich dabei auf Kundeninterviews und Testläufe vor der Lancierung. Umgesetzt wird das Angebot mit Hilfe von Vetstoria. "Das ist eine Online-Buchungssoftware aus Grossbritannien, die eigens für den Veterinärmarkt entwickelt wurde", sagt Rapp. Sie sei an das Vettrust-eigene Praxisinformationssystem angebunden, über welches wiederum alle an der Tierarztgruppe beteiligten Praxen Zugang erhalten.
Ähnliche Angebote schon seit fast einem Jahr
Die Idee von Vettrust ist nicht neu. Bereits im April 2020 ging "Pet-Care.ch" online. Auch diese Plattform bietet Telemedizin für Kleintiere wie Hunde, Katzen und so weiter, wie Inhaber Simon Jungen auf Anfrage bestätigt. Die Beratungen erfolgen durch ein Netzwerk, an dem sich fast 30 Tierärzte beteiligen. Dabei wolle man nicht einfach nur einen Teil der Sprechstunden von offline zu online verlagern, sagt Jungen. Über die Website biete man etwa auch ausserhalb der Öffnungszeiten und an Wochenenden Beratungen an.
Genaue Nutzerzahlen könne er keine nennen, sagt Jungen weiter. "wir haben aber schon tausenden von Kunden geholfen, die Zahlen sind stark steigend, der grosse Teil der Anfragen kommt jedoch am Wochenende und abends."
Konkurrenz aus dem Ausland
Telemedizin-Angebote für Haustiere dürften auch nach der Pandemie gefragt bleiben. "Viele Haustiere lassen sich nur schwer transportieren, vor allem Katzen haben mit Autofahrten grosse Probleme, aber zum Beispiel auch grosse Hunde", sagt Boris Rapp von Vettrust.
Doch nicht nur inländische Unternehmen tummeln sich auf dem Markt. Simon Jungen von Pet-Care.ch nennt etwa ausländische Anbieter wie Dr. Sam oder Pfotendoctor. Laut Jungen treten diese Unternehmen zwar mit einer Schweizer Domain auf, verbinden die Kunden jedoch mit Tierärzten im Ausland. Ob diese Praxis mit Schweizer Recht vereinbar sei, solle nun die Wettbewerbskommission prüfen. Eine entsprechende Anfrage habe Jungen bereits eingereicht. Auf Anfrage bestätigt die Kommission den Eingang der Beschwerde. Da man keine kartellrechtlich relevanten Punkte gefunden habe, werde der Fall jedoch nicht weiter untersucht.
Was Telemedizin bei Menschen angeht, so ist die Swica inzwischen über klassische Videokonsultationen hinausgegangen. Die Krankenkasse hat unlängst ein Gerät vorgestellt, mit dem Kunden einfache medizinische Untersuchungen selbst durchführen können sollen. Ob der Telemedizin-Boom bei Menschen auch nach der Pandemie anhält, ist fraglich. Zahlen von Comparis deuten zumindest in eine andere Richtung, wie Sie hier nachlesen können.