Interview mit Patrice Hof, CARA

"Wenn alles gut läuft, werden wir das EPD in diesem Frühjahr einführen"

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von Yannick Chavanne und Übersetzung: nsa, cwa

Die Implementierung des elektronischen Patientendossiers (EPD) erweist sich als komplexer und länger als erwartet. Wann wird es möglich sein, ein EPD in der Westschweiz zu eröffnen? Das ICTjournal spricht mit Patrice Hof, Generalsekretär des Verbands CARA.

Patrice Hof, Generalsekretär der Referenzgemeinschaft CARA. (Source: DR)
Patrice Hof, Generalsekretär der Referenzgemeinschaft CARA. (Source: DR)

In der Schweiz wird das elektronische Patientendossier (EPD) nach dem entsprechenden Bundesgesetz von verschiedenen zertifizierten Referenzgemeinschaften angeboten. Obwohl zwei davon zertifiziert sind (eHealth Aargau und Südost), ist die Eröffnung eines EPD noch nicht möglich, da der Rollout offenbar komplexer ist als erwartet. Der Zertifizierungsprozess für die anderen sieben Gemeinden ist im Gange. Ein Update mit Patrice Hof, Generalsekretär des Verbands CARA (Freiburg, Genf, Jura, Waadt, Wallis).

Wie läuft der Zertifizierungsprozess für CARA?

Patrice Hof: Im Sommer 2019 fand ein Voraudit statt, um CARA auf den Zertifizierungsprozess vorzubereiten. Der Prozess begann dann Anfang 2020 und wurde in zwei Phasen durchgeführt. Unser Zertifizierer KPMG hat zunächst unsere gesamte Dokumentation geprüft. In der zweiten Phase fand eine Reihe von Interviews statt, um zu überprüfen, wie die Gemeinde die verschiedenen Verpflichtungen, die im Bundesgesetz über das EPD festgelegt sind, erfüllt. Ende November 2020 erhielten wir vor Zertifizierer einen Bericht, in dem stand, dass eine bestimmte Anzahl von Punkten nicht konform war. Zwischen Mitte und Ende Februar dieses Jahres fand ein Nachaudit statt, um zu überprüfen, wie wir diese Nichtkonformitäten behoben haben.

Wann erwarten Sie, diese Zertifizierung zu erhalten?

Wir erwarten, dass KPMG ihren nächsten Bericht Ende März vorlegt. Ich will nicht zu weit vorgreifen, denn nichts ist sicher. Aber unser Gefühl ist recht positiv, und auch wenn wir noch einige kleinere Änderungen vornehmen müssen, sollten wir im April zertifiziert sein.

Wie empfinden Sie die Komplexität des Prozesses?

Ich habe keinen Vergleichspunkt, aber es ist sicherlich ein sehr gründlicher, anspruchsvoller und komplexer Prozess. Wir sind jedoch bereit, dies zu tun, weil wir ein Vertrauensverhältnis zu unseren Benutzerinnen und Benutzer aufbauen wollen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die richtige Balance zu finden, um unser primäres Ziel zu erreichen. Nämlich die Sicherheit der Versorgung durch digitale Gesundheitswerkzeuge zu erhöhen und gleichzeitig den höchstmöglichen Datenschutz zu gewährleisten.

Wo mussten sie gemäss Zertifizierer noch nachbessern?

Die Aspekte, die wir nach dem ersten KPGM-Bericht verbessern mussten, betreffen die Sicherheit des Informationssystems. Wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um ein System zu implementieren, das in Bezug auf die Gewährleistung der Informationssicherheit und des Datenschutzes einem nach ISO 27001 zertifizierten System nahe kommt. In diesem Zusammenhang haben wir zum Beispiel ein Komitee für die Sicherheit von Informationssystemen zusammengestellt, das sich aus IT-Vertretern der angeschlossenen CARA-Krankenhäuser zusammensetzt.

Wann rechnen Sie mit der Einführung des EPD in den Kantonen der CARA-Gemeinschaft?

Wenn alles nach Plan läuft, können wir nach der Zertifizierung das EPD im Frühjahr in Betrieb nehmen. Ob die Patienten dann tatsächlich ein EPD eröffnen können, hängt von den Kantonen ab, die jeweils ihre eigene Strategie und ihre vorrangigen Zielgruppen haben. Die effektive Einführung des EPD in der französischsprachigen Schweiz wird auch durch die Existenz von MonDossierMédical.ch, dem elektronischen Patientendossier des Kantons Genf begünstigt, einem Pionier auf diesem Gebiet. Diese Plattform hat 50'000 Benutzerinnen und Benutzer, die ab diesem Sommer eingeladen werden, ihre Datensätze auf CARA zu migrieren. Ich hoffe, dass die Mehrheit dieser Patienten dies tun wird. So kann die Plattform schnell mit der Arbeit beginnen.

Die Stammgemeinschaft eHealth des Kantons Aargau möchte die Eröffnung eines EPD in Poststellen ermöglichen. Ist dies auch in den CARA-Mitgliedskantonen geplant?

Meines Wissens hat kein Kanton erwogen, dieses Verfahren in Postämtern zuzulassen. Was die CARA-Gemeinschaft betrifft, so werden in bestimmten Krankenhäusern EPD-Eröffnungsschalter eingerichtet. Die Eröffnung eines EPD sollte jedoch hauptsächlich online erfolgen und das Schlüsselelement ist die Verfügbarkeit eines elektronischen Identifikationsmittels.

Gibt es elektronische Identifikationen, die die Kriterien für das EPD erfüllen?

Zurzeit sind nur zwei Systeme nach dem Bundesgesetz für die Personenidentifikation zertifiziert: die trustID von Elca und die elektronischen Identitäten von HIN. Wann die SwissID von SwissSign zertifiziert wird, ist noch nicht bekannt. Diese elektronische Identität wird von den Kantonen Freiburg, Jura und Wallis verwendet. Die Einführung des EPD in diesen Kantonen wird daher von dieser Zertifizierung abhängen.

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