"Alps" ersetzt "Piz Daint"

Der schnellste Schweizer Rechner geht in Pension

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von Coen Kaat und kfi

Das Nationale Hochleistungszentrum der Schweiz ersetzt das schnellste Pferd im Stall. Der Supercomputer "Piz Daint" wird durch das "Alps"-System abgelöst. Der "Piz Daint" gehört noch immer zur globalen Supercomputer-Elite.

Der neue Supercomputer des CSCS: das "Alps"-System. (Source: CSCS)
Der neue Supercomputer des CSCS: das "Alps"-System. (Source: CSCS)

Dem "Piz Daint" wird der Stecker gezogen. Der Supercomputer im Nationalen Hochleistungszentrum der Schweiz (CSCS) in Lugano ist der schnellste Rechner in der Schweiz und gehört noch immer zur globalen Supercomputer-Elite.

Im Sommer 2017 war "Piz Daint" sogar der drittschnellste Supercomputer weltweit gemäss der halbjährlichen Top-500-Liste. Lediglich die Rechner Sunway Taihu-Light und Tianhe-2 (beide aus China) waren noch leistungsstärker, wie Sie hier nachlesen können. Bis vor kurzem war der schnelle Schweizer noch immer in den Top 10. Erst in der aktuellen Liste vom November 2020 fiel er auf Platz 12 zurück.

"Piz Daint" im CSCS in Lugano. (Source: CSCS)

Nun soll "Piz Daint" ersetzt werden durch das "Alps"-System. Der neue Rechner soll 2023 vollständig in Betrieb sein, wie das CSCS mitteilt. Die neue Maschine wird von HPE auf Basis der neuen Cray-EX-Supercomputer-Produktlinie gebaut. "Alps" werde zudem über HPEs Cray-Software-Stack verfügen – eine softwaredefinierte Supercomputer-Infrastruktur. HPE hat den Supercomputer-Hersteller Cray 2019 übernommen. Lesen Sie hier mehr zur Cray-Übernahme.

Zur Leistung soll auch Nvidia beitragen. Das Unternehmen steuerte die Supercomputer-Plattform HGX sowie GPUs und die neuen Arm-basierten CPUs Grace bei. Mit diesen Komponenten soll "Alps" in der Lage sein, das Sprachverarbeitungsmodell GPT-3 in nur zwei Tagen zu trainieren. Das sei sieben Mal schneller als der derzeit führende Supercomputer für KI: Nvidias Supercomputer Selene.

Rechenleistung als Service für die Forschung

"Wir beschaffen nicht einfach einen neuen Computer", sagt Thomas Schulthess, Physiker an der ETH Zürich und CSCS-Direktor. "Um wissenschaftliche Durchbrüche zu ermöglichen, bauen wir unser Rechenzentrum in mehreren Ausbauphasen zu einer serviceorientierte Forschungsinfrastruktur um."

"Alps" soll breit einsetzbar werden und allen Forschenden in der Schweiz und auch global zur Verfügung stehen. Zu den möglichen Forschungsfeldern, die vom neuen Rechner profitieren könnten, gehören laut Mitteilung etwa die Astrophysik, Biowissenschaften, Computerlinguistik, die Forschung im Bereich Klima und Wetter, Materialwissenschaften, Molekulardynamik, Quantenchemie, die numerische Strömungsmechanik, Teilchenphysik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

HPE und das CSCS verbinde eine langjährige Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung von Technologien im Supercomputing-Bereich, sagt Antonio Neri, Präsident und CEO von Hewlett Packard Enterprise. "Dank dieses fantastischen Werkzeugs ist das CSCS dazu in der Lage, neue Erkenntnisse aus seinen Daten zu erschliessen, die zu bahnbrechenden Fortschritten in unserer Welt führen."

Um es wieder in die Top 10 der Supercomputer zu schaffen, müsste "Alps" die Rechenleistung seines Vorgängers verdoppeln. Die aktuelle Nummer 10 der Liste kommt auf eine Spitzenleistung von 55'423,6 Teraflops.

Der derzeit schnellste Supercomputer der Welt: Fugaku. (Source: Riken)

Um die Nummer 1 zu überbieten, müsste "Alps" die Leistung von "Piz Daint" sogar um den Faktor 20 übertreffen. Die aktuelle Liste wird von Fujitsus Supercomputer Fugaku angeführt. Dieser steht im Riken Center for Computational Science in Japan und rechnet mit maximal 537'212,0 Teraflops.

Mehr zum neuen Supercomputer "Alps" können Sie hier im Interview mit CSCS-Direktor Thomas Schulthess lesen.

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