Schweizer Behörden hadern mit der Digitalisierung
Die Schweizer Bevölkerung ist mit dem digitalen Angebot der Behörden unzufrieden, wie eine Umfrage zeigt. Und: IT-Expertinnen und -Experten aus den Verwaltungen scheinen bei wichtigen Entscheidungen aussen vor zu bleiben.
Corona hat die Digitalisierung der Schweizer Verwaltungen zwar beschleunigt. Doch die Bürgerinnen und Bürger sind mit dem Digitalisierungsgrad ihrer Behörden unzufrieden, wie eine Befragung des Virtualisierungsanbieters Citrix zeigt.
In der Mitteilung zu den Ergebnissen schreibt Citrix: Bürgerinnen und Bürger würden vom Staat heutzutage denselben Digitalisierungsgrad erwarten wie von Unternehmen. Und nur 26 Prozent der in der Schweiz Befragten hätten angegeben, dass die hiesigen Behörden digital gut aufgestellt seien.
Bürgerinnen und Bürger sehen Nachholbedarf
Immerhin die Hälfte der Befragten (55 Prozent) stimmte der Aussage zu, dass die Behörden in puncto Digitalisierung hierzulande "teilweise gut aufgestellt" seien. Allerdings verneinten knapp 10 Prozent diese Aussage. Die Unzufriedenheit halte sich in Grenzen, folgern die Verfasser. Dennoch würden die Befragten "an mancher Stelle Verbesserungsbedarf sehen".
Knapp die Hälfte wünsche sich mehr digitale Services von staatlichen Institutionen. Insbesondere die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen sehe diesbezüglich Nachholbedarf.
Die Jungen kümmert's kaum
Überraschenderweise habe man die tiefste Zustimmung auf diese Frage bei den Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren verzeichnet, heisst es in der Mitteilung. Diese Altersgruppe gelte zwar als besonders digitalaffin, komme jedoch vergleichsweise wenig in Berührung mit Ämtern. Ausserdem sehe man in diesem Alter "die Notwendigkeit für solche digitalen Dienstleistungen vielleicht noch nicht", schreibt Citrix weiter.
Über alle Altersgruppen hinweg wünsche sich die Mehrheit der Befragten die Möglichkeit, Termine digital zu vereinbaren (57 Prozent) und Anträge digital einzureichen (51 Prozent). Ebenfalls hoch im Kurs stünden digitales Rechnungsmanagement (45 Prozent) sowie digitale Kommunikationswege (42 Prozent).
Zu wenig Einfluss von IT-Expertinnen und -Experten
Auch IT-Expertinnen und -Experten aus der Schweizer Verwaltung wurden befragt. Knapp 60 Prozent gaben an, bei der Suche nach neuen IT-Lösungen nur wenig Einfluss nehmen zu können. Ganze 70 Prozent würden bei wichtigen IT-Entscheidungen für ihre Behörde nicht einbezogen. Und fast ebenso viele berichteten, dass manche IT-Entscheidungen ohne sie getroffen werden.
Zwar hätten die IT-Expertinnen und -Experten durchaus Vorschläge, um die digitalen Möglichkeiten der Verwaltungen zu verbessern. Allerdings sei über die Hälfte (56 Prozent) nicht in der Lage, diese umsetzen. Hohe Kosten (31 Prozent) und mangelnde Unterstützung durch die Führungsebene (27 Prozent) würden dies verhindern.
Investitionen für die Fortführung des Tagesgeschäfts
Die IT-Ausgaben der Verwaltungen sind im Zuge der Coronapandemie gestiegen, wobei die Priorität laut Mitteilung auf der Fortführung des Tagesgeschäfts lag. Man investierte vor allem in Software für Remote Work (41 Prozent) wie Tools für Videokonferenzen und Kollaboration sowie in die benötigte Hardware (39 Prozent) für die Arbeit im Homeoffice.
Die Schlussfolgerung von Citrix: Leitung und IT-Abteilung müssten nun an einem Strang ziehen und eine konkrete Strategie entwickeln, die vor allem das Thema Sicherheit in den Mittelpunkt stellt. "Wer einen modernen Verwaltungsapparat präsentieren möchte, muss hier schnell nachjustieren, um nicht Mitarbeiter zu verlieren und Bürger zu frustrieren", lässt sich Lindsay Keim, Director Schweiz und Österreich bei Citrix, in der Mitteilung zitieren.
Das Marktforschungsunternehmen YouGov führte die Online-Umfrage im Auftrag von Citrix zwischen dem 2. und 10. August durch. 501 Schweizer Bürgerinnen und Bürger sowie 250 IT-Expertinnen und -Experten aus den Verwaltungen nahmen daran teil.