Das macht Labster zum "Next Global Hot Thing"
Labster hat am Digital Economy Award 2021 den Titel "Next Global Hot Thing" gewonnen. Was das dänische Unternehmen mit der Schweiz verbindet, was es mit seiner VR-Lernplattform erreichen und wie es damit Geld verdienen will, erklärt CEO Michael Jensen.

Was bedeutet die Auszeichnung "Next Global Hot Thing" für Sie und Ihr Team?
Michael Jensen: Die Auszeichnung ist für uns eine wichtige Errungenschaft und eine grossartige Gelegenheit, das Bewusstsein für eine qualitativ hochwertige wissenschaftliche Ausbildung zu schärfen. Dadurch sind wir in der Lage, mehr Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt zu inspirieren, sich wichtigen globalen Herausforderungen zu stellen. Zu diesem Zweck ist es von entscheidender Bedeutung, dass Schulen die digitale Technologie nutzen. Digitalswitzerland setzt jedes Jahr neue Akzente und hilft hierzulande allen Organisationen, digitale Tools zu nutzen, auch über die Landesgrenzen hinweg. Labster hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Welt zu fördern, unabhängig von ihrem Bildungshintergrund oder ihrem sozioökonomischen Status. Nur durch die Weiterentwicklung der digitalen Technologien wird qualitativ hochwertige Bildung für alle zugänglich sein.
Was verändert sich für Labster durch diese Auszeichnung?
Der Preis eröffnet uns neue Möglichkeiten und wir freuen uns darauf, diese zu nutzen, um unser Wachstum zu beschleunigen. Labster ist in vielen Ländern noch relativ neu und die Partnerschaften und Netzwerke, die durch diesen bedeutenden Sieg entstanden sind, werden es uns ermöglichen, Vertrauen zu schaffen und den Bekanntheitsgrad unseres Produkts in neuen Märkten zu steigern.
Labster wurde 2012 in Dänemark gegründet. Warum gewinnt ein dänisches Unternehmen einen Schweizer Preis? Oder anders gefragt: Was verbindet Sie mit der Schweiz?
Eigentlich ist Labster ein schweizerisch-dänisches Unternehmen. Ich arbeite im Zürcher Büro von Labster, wo ich jeden Tag mit unserem Schweizer CTO, den leitenden Entwicklern und den Product Ownern zusammenarbeite. Tatsächlich war Zürich schon immer ein zentraler Teil der Labster-Geschichte, denn unsere ersten Simulationen wurden in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich entwickelt. Diese ursprünglichen Simulationen waren der Schlüssel zu unserem Wachstum und zur Stärkung der hohen Qualität unserer Lerninhalte in der internationalen Gemeinschaft. Labster wurde sowohl in der Schweiz als auch in Dänemark gegründet. Unser Unternehmen ist ein Zusammenschluss aus einem Unternehmen, das ich in der Schweiz als Teil des Zürcher Impact-Hub-Netzwerks gegründet habe, und einem separaten Unternehmen, das Mads Bonde in Dänemark gegründet hat. Als Mads und ich uns kennenlernten, stellten wir fest, dass wir dieselbe Mission verfolgen. Und so haben wir beschlossen, die beiden Unternehmen zu fusionieren. Die kürzlich erfolgte Übernahme eines Unternehmens mit Schweizer Wurzeln hat uns diesem Land nähergebracht: Ubisim, Entwickler der weltweit ersten Plattform für Virtual-Reality-Pflegeschulungen.
Nach zehn Jahren ist Labster kein Start-up mehr – ist diese Auszeichnung eine späte Anerkennung Ihrer Arbeit oder hat Ihr Unternehmen erst kürzlich Fahrt aufgenommen?
Diese Auszeichnung kommt nach einer Phase des Wachstums, in der sich Labster verändert hat. Als die Welt im Lockdown war, haben tausende Pädagogen unsere Simulationen zum ersten Mal ausprobiert. Ihre Rückmeldungen waren bemerkenswert: Viele berichteten, dass sich ihre Schülerinnen und Schüler mehr mit dem Unterricht beschäftigten. Nach mehreren Semestern berichteten uns die Lehrkräfte, dass sich die Durchschnittsnoten ihrer Schüler und Schülerinnen mit Labster deutlich verbessert haben. Die Rückkehr zur Schule hat eine neue Nachfrage nach Labster als Ergänzung zum Online-, Hybrid- und Präsenzunterricht geschaffen.
Was genau will Labster erreichen?
Die Mission von Labster ist es, die nächste Generation von Studierenden zu befähigen, die Welt zu verändern und globale Herausforderungen zu lösen. Um dies zu erreichen, wollen wir Pädagogen inspirieren, die eine wichtige Rolle für die Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler spielen. Jede Entscheidung, die wir treffen, wird von unserem Team danach bewertet, wie sie sich auf diese wichtige Aufgabe auswirkt.
Labster bietet eine Lernplattform für Naturwissenschaften an. Was ist daran so revolutionär?
Jedes Jahr brechen Studierende aller Fachrichtungen auf der ganzen Welt ihr MINT-Studium ab, weil die Ausbildung entweder zu schwierig oder nicht motivierend genug ist. Es ist wichtig, dass wir die Art und Weise, wie wir Wissenschaft online und auf dem Campus unterrichten, ständig weiterentwickeln, damit wir den Studierenden helfen können, in ihrem Studium voranzukommen und diese wichtigen globalen Herausforderungen zu lösen. Die Simulationen von Labster erwecken die Wissenschaft durch eine spielerische und interaktive Lernumgebung zum Leben. Wer Labster startet, taucht in eine authentische, völlig immersive 3-D-Wissenschaftserfahrung ein. Dort können Schüler und Schülerinnen die im Unterricht erworbenen Fähigkeiten anwenden, um die in den Simulationen dargestellten Herausforderungen zu lösen. Wenn wir den Schülerinnen und Schülern diese Challenges präsentieren und sie diese Lernsimulationen erleben, lernen sie nicht nur die Fähigkeiten zur Lösung dieser Herausforderungen, sondern sie stärken auch ihr Selbstwertgefühl. Ihr Glaube an ihre Fähigkeit, Herausforderungen in der realen Welt lösen zu können, wird durch die gemachten Erfahrungen in unseren virtuellen Simulationen gestärkt.
Eine VR-Simulation kann aber keine echten Erfahrungen im Labor oder im Feld ersetzen.
Die meisten praktischen Laborerfahrungen sind durch die spezifischen Geräte und Materialien begrenzt, die in einem Labor vor Ort zur Verfügung stehen. In einer Labster-Simulation ist niemand an die Beschränkungen der physischen Welt gebunden. Schülerinnen und Schüler jeder Schule, jeder geografischen Lage, jedes sozioökonomischen Hintergrunds und jeder körperlichen Fähigkeit haben Zugang zu modernsten Laborgeräten und einem Medium zum Verständnis wissenschaftlicher Theorien und Konzepte. Wir bieten Lehrkräften alles, was sie brauchen, um ihren virtuellen Laborunterricht mit der erstklassigen Bibliothek von Labster zu ergänzen: Laborhandbücher, Laborberichte, 3-D-Animationen, wissenschaftliche Bilder und Theorie-Merkblätter. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Lernergebnisse der Schüler verdoppeln, wenn Lehrkräfte ihre traditionellen Vorlesungen mit Labster ergänzen.
Labster konzentriert sich auf die Naturwissenschaften. Welche anderen Wissenschaften könnten Labster in Zukunft einsetzen? Ich denke da an Geisteswissenschaften oder Linguistik.
Simulationen sind in der Tat die Zukunft der Erlebnispädagogik! Zu den potenziellen Anwendungsbereichen unserer Technologie gehören akademische Disziplinen wie Psychologie und Soziologie, denkbar sind aber auch Schulungen für Unternehmen, beispielsweise fürs Personalwesen und im Bereich Compliance. Mit unserer Plattform sind die Möglichkeiten unbegrenzt.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Labster?
Wir bieten ein nutzungsbasiertes Modell an, das von einzelnen Kursen bis hin zu Enterprise-Paketen für Schulen und Hochschuleinrichtungen reicht.
Wer sind Ihre Konkurrenten?
Wir haben keine direkten Konkurrenten. Labster bietet mittels 3-D-Animationen, wissenschaftlicher Genauigkeit und Story-Telling-Elementen zur Kontextualisierung und Repetition des Gelernten ein einzigartiges, sehr immersives Lernerlebnis. Wir bauen das erste Metaverse für die Bildung auf.
Welche Schweizer Kunden hat Labster?
Wir sind stolz darauf, die ETH Zürich und das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen als zwei unserer wichtigsten Kunden zu nennen. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir die Wirksamkeit und Bedeutung unseres Produkts in der Schweiz unter Beweis stellen konnten.
Wie schwierig ist es für Lehrkräfte und Studierende, die Labster-Plattform zu nutzen? Welche Fähigkeiten und welche technische Ausrüstung brauchen sie dafür?
Die Fähigkeiten, die unsere Nutzerinnen und Nutzer brauchen, sind Neugier und Flexibilität. Das Lehren und Lernen mit Simulationen ist einfacher als mit traditionellen Mitteln wie Lehrbüchern. Jeder, der einen Laptop und eine Internetverbindung hat, kann die Labster-Erfahrung geniessen. Unsere Website bietet sogar eine kostenlose Labster-Simulation, die jeder ausprobieren kann. Wenn ein Lehrer oder eine Institution ein Abonnement erwerben möchte, können wir es innerhalb weniger Stunden einrichten. Die meisten Schulen und Universitäten verfügen heute über ein digitales Lernmanagementsystem und Labster lässt sich direkt in diese Systeme integrieren. So können Lehrkräfte von ihrer eigenen Lehrumgebung heraus auf die Simulationen zugreifen und dort auch Noten vergeben, um datengestützte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Themen oder welche Schüler und Schülerinnen eine Vertiefung benötigen. Auf die gleiche Weise können Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Lernumgebungen auf unsere Simulationen zugreifen und ihre eigene Leistung überwachen. Von dieser Datentransparenz profitieren Schüler und Schülerinnen wie auch Lehrkräfte gleichermassen.
Wie hat sich die Pandemie auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Als die Pandemie ausbrach, haben wir uns dazu verpflichtet, unseren Partnern und Institutionen zu helfen, diese schwierigen Zeiten zu überstehen. Wir haben grosse Teile unseres Produkts für Schulen, die aufgrund von Covid-19 schliessen mussten, kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir haben schnell gehandelt, um das Produkt in einer skalierbaren Weise anbieten zu können. An nur einem Wochenende haben wir ein System entwickelt, das Pädagogen mit einem Klick den Zugang ermöglichte. Innerhalb von zwei Wochen meldeten sich 50 000 Lehrerinnen und Lehrer an, und seitdem sind es noch viel mehr geworden. Das Ziel ist weiterhin, Schüler und Schülerinnen die Werkzeuge in die Hand zu geben, die sie für ihren Erfolg benötigten. Es gab keinen wichtigeren Zeitpunkt dafür als die Coronakrise. Als Unternehmen konnten wir unsere Aufgabe erfüllen, indem wir Schülerinnen und Schülern auch ohne Zugang zu einer wissenschaftlichen Ausbildung entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellten. Infolgedessen wuchsen wir schnell und erreichten ein breites Publikum, was Labster zum weltweiten Erfolg verhalf.
Wie geht es mit Labster weiter?
Labster baut ein Metaversum fürs Onlinelernen auf, in dem Pädagogen ihre Schüler und Schülerinnen in fesselnde, inspirierende und motivierende Simulationen einführen können, die Neugier und Leidenschaft für die Wissenschaft wecken. Das Ziel der Plattform ist es, Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst weiterzubilden und kontinuierlich zu lernen. Wir hören den Pädagogen zu, die unsere Lösungen täglich nutzen. Denn wir wollen sie besser unterstützen können, indem wir ihnen die richtigen Werkzeuge für den Unterricht zur Verfügung stellen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Pädagogen eine entscheidende Rolle bei der Einführung von EdTech spielen. Insbesondere während der Pandemie haben wir gesehen, wie schwierig es für Pädagogen war, von der physischen Anwesenheit in der Schule respektive auf dem Campus zu einem hybriden System zu wechseln, vollständig online zu sein und jetzt plötzlich wieder zurück zu wechseln. Solche Umstellungen setzen die Pädagogen unter Druck. Wir müssen zusammenarbeiten, um es den Lehrkräften so einfach und bequem wie möglich zu machen. Labster kann dabei helfen, indem es die besten Wege zur Implementierung von EdTech-Lösungen aufzeigt und es Pädagogen leicht macht, sich in dieser neuen, hybriden Welt zurechtzufinden, in der erstklassige Technologien ihre Schülerinnen und Schüler unterstützen können.

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