Swico lanciert Charta für Datenethik
Der Swico hat eine Charta für den ethischen Umgang mit Daten publiziert. Sie beinhaltet 24 Bekenntnisse, denen sich ICT-Dienstleister freiwillig unterstellen können. Ziel ist es, das Vertrauen in die Digitalbranche zu fördern.
Der Wirtschaftsverband Swico hat Grundsätze für den ethischen Umgang mit Daten formuliert. Seit 2019 beschäftige sich der Digital Ethics Circle des Swico mit der ethischen Dimension der Digitalisierung, teilt der Verband mit. Nun publizierte das Gremium die sogenannte "Swico Ethik Charta", die einen Grundstein für eine vertrauenswürdige Digitalisierung legen soll.
Die Charta basiere auf dem Ethik-Kodex für datenbasierte Wertschöpfung des Think Tanks Data Innovation Alliance (ehemals: Swiss Alliance for Data-Intensive Services). Dieser Kodex wiederum soll Vertrauen in die wertschöpfende Nutzung von Daten schaffen und sich an den drei Werten Schadenvermeidung, Gerechtigkeit und Autonomie orientieren, wie es auf der Website des Think Tanks heisst. Kontrollen, Transparenz und Rechenschaft sollen als Mittel zum Zweck dienen. So liessen sich Unternehmensrisiken kontrollieren und die Qualität der Angebote sicherstellen, schreibt die Denkfabrik auf ihrer Website.
Ethische Unternehmensführung soll Vertrauen schaffen
"Die Orientierung an ethischen Werten wird für Unternehmen langfristig zu einem wichtigen Bestandteil der Corporate Governance und einem nachhaltigen Vertrauensgewinn gegenüber der Digitalisierung werden", sagt Judith Bellaiche, Geschäftsführerin des Swico. Die ICT-Branche übernehme Verantwortung, indem sie geeignete Lösungen und Instrumente bereitstelle.
Die Ethik-Charta des Swico soll laut Mitteilung dazu beitragen,
die Qualität der datenbasierten Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen,
die ethischen Grauzonen mit Blick auf die Datenschutz-Gesetzgebung zu identifizieren,
ethische Fragen, die sich aus der Nutzung von Daten ergeben, besser zu verstehen,
Talente anzuziehen, denen die ethische Haltung des Arbeitgebers wichtig ist,
das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten und der Gesellschaft in die wertschöpfende Nutzung von Daten zu festigen.
Die 24 Gebote guter Digitaldienstleister
Die Charta besteht aus insgesamt 24 Bekenntnissen, gruppiert nach vier Phasen im "Lebenszyklus" von Daten: von der Erzeugung respektive Akquirierung über die Speicherung und Verarbeitung bis hin zu den datenbasierten Produkten und Dienstleistungen. Das erste Bekenntnis bezüglich der Datengenerierung lautet beispielsweise: "Wir vermeiden es, die Trägheit, mangelnde Aufmerksamkeit oder andere psychologische Schwächen von Personen auszunutzen, um mehr persönliche Daten von diesen zu erhalten als notwendig sind."
Weitere Bekenntnisse betreffen etwa die Dokumentation von Datenquellen, die Einführung von Massnahmen für Cybersicherheit, Datenportabilität und Datenschutz wie auch solche gegen "unerwünschte indirekte Diskriminierung" in Zusammenhang mit Machine-Learning-Algorithmen. Bezüglich der Produkte und Dienstleistungen heisst es unter anderem: "Wir vertreiben datenbasierte Produkte und Dienstleistungen erst, nachdem wir untersucht haben, inwiefern unkundige Nutzerinnen und Nutzer damit Schäden verursachen oder fachkundige Benutzerinnen und Benutzer damit Missbrauch betreiben können."
Digitale Ethik sei ein wichtiger Pfeiler für die nachhaltige Digitalisierung in der Schweiz, sagt Stefan Metzger, Swico-Vorstandsmitglied Beiratsvorsitzender des Digital Ethic Circles. "Mit der Swico Charta tragen wir dazu bei, möglichst viele Unternehmen für diese Dimension zu sensibilisieren." Der Swico-Charta können sich alle Unternehmen (ob Swico-Mitglied oder nicht) freiwillig unterstellen. Der Verband hat die Eckpunkte sowie einige der Bekenntnisse in einer grafischen Übersicht (PDF) zusammengefasst.
In Schweizer Unternehmen springen vor allem die Geschäftsleitungen auf das Thema "digitale Ethik" auf. Im Marketing kommt der verantwortungsvolle Umgang mit Daten jedoch weniger gut an, wie eine Befragung der Fachhochschule HWZ im Februar zeigte.