Schweizer Banken kämpfen mit IT-Kostendruck
Aufgrund der Coronapandemie haben Schweizer Banken ihre Investitionen in Digitalisierungsprojekte zurückgeschraubt und Prioritäten neu gesetzt. Produktinnovation spielt keine Rolle mehr. Stattdessen besteht das Ziel darin, Kunden zu halten und Kosten zu senken.
Zu Beginn der Coronapandemie haben Schweizer Banken ihre IT-Investitionen deutlich reduziert. Man sparte vor allem bei den nicht zwingenden IT-Projekten, die im Schnitt 21 Prozent des IT-Budgets hiesiger Finanzinstitute ausmachen. Dies geht aus einer Befragung von Itopia hervor. Das Zürcher IT-Beratungsunternehmen befragte 40 Schweizer und Liechtensteiner Banken, darunter 28 Retailbanken (inklusive 17 Kantonalbanken) und 12 Privatbanken.
Für das laufende Jahr gaben die befragten Banken an, die Investitionen in Digitalisierungsvorhaben bedeutend zu erhöhen. Doch ob die Banken in der Lage sind, die Pläne hinter diesen geplanten Investitionen tatsächlich zu verwirklichen, wird sich zeigen müssen, wie Itopia mitteilt. Denn schon vor 2018 habe es eine Phase gegeben, in der die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten in der Schweizer Bankenbranche nur schleppend vorangekommen sei.
Mit den IT-Kosten steigt auch die Produktivität
Der Anteil der IT-Ausgaben an den Gesamtkosten der Banken steigt. Im Durchschnitt liegt er mittlerweile bei 22 Prozent. Mit den steigenden IT-Kosten nimmt allerdings auch die Produktivität der Mitarbeitenden zu, sowohl bei Retail- wie auch bei Privatbanken.
Itopia berechnet die Mitarbeiterproduktivität anhand eines Koeffizienten, der die Anzahl der Bankmitarbeitenden in Beziehung zu deren Geschäftsvolumen setzt. Der entsprechende Wert verbesserte sich über die vergangenen 5 Jahre zwischen 13.5 Prozent (Privatbanken) und 17.8 Prozent (Retailbanken).
Die Mitarbeiterproduktivität der Schweizer Retailbanken steigt. (Source: Itopia)
Kleine Banken hadern mit der IT-Kosteneffizienz
Bei kleineren Banken mit unter 300 Vollzeitstellen sinkt allerdings die Kosteneffizienz der IT-Ausgaben – das entsprechende Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag verschlechtert sich. Das liegt gemäss Itopia vor allem an den fehlenden Skaleneffekten, die den Handlungsspielraum kleiner Banken in Sachen Digitalisierung einschränken.
Je höher der Koeffizient, desto niedriger die IT-Kosteneffizienz: Kleine Banken mit weniger als 300 Vollzeitstellen (links) haben ein schlechteres Aufwand-Ertragsverhältnis als grössere Banken. (Source: Itopia)
Die Beratungsfirma vermutet, dass die Outsourcing-Partner kleiner Banken zurzeit keine weiteren bankübergreifenden Synergien nutzen und weitergeben können. Effizient und aus Kostenperspektive besser kontrollierbar wäre eine Teilauslagerung, bei der Banken die Applikationsentwicklung selbst verantworten und den täglichen Betrieb einem Partner übergeben oder vermehrt Dienste aus der Cloud beziehen. Dieses Modell würde sich aber nur für mittlere und grössere Banken anbieten.
Digitalisieren, um Kunden zu halten und Kosten zu senken
Produktinnovationen spielen für die Digitalisierungsvorhaben der Banken keine Rolle. Stattdessen besteht das wichtigste Ziel darin, Kunden zu halten und interne Kosten zu optimieren. Dementsprechend legen die Banken den Fokus auf die interne Prozesstransformation. 40 Prozent der Retailbanken und 30 Prozent der Privatbanken setzen dort ihren Investitionsschwerpunkt.
Die Hauptziele der Digitalisierungsvorhaben der Banken: Kundenservice verbessern und interne Prozesse optimieren. (Source: Itopia)
Vor allem kleine Banken mit weniger als 300 Vollzeitstellen wollen mit Digitalisierungsprojekten in erster Linie Kosten sparen. Grössere Banken haben es hingegen mehr auf die Steigerung der Kundenzufriedenheit abgesehen und setzen ihren Digitalisierungsschwerpunkt dementsprechend auf Kundenservices.
Produktinnovation spielt keine Rolle - die kleinen Banken wollen vor allem Kosten sparen, die grossen möchten Kunden halten. (Source: Itopia)
Dass sich Banken weniger um Produktinnovationen scheren und stattdessen in Customer Experience und digitales Marketing investieren, zeigte auch eine Befragung im Auftrag von Temenos. Die Schlussfolgerung: Mit dieser neuen Kundenorientierung reagieren die Banken auf die zunehmende Konkurrenz durch Digitalbanken.