Jelmoli bringt Mode ins Metaverse
Jelmoli will mitmischen im Metaversum. Die Warenhauskette hat in ihrer Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse einen Showroom eröffnet, wo man mittels VR-Brillen Kleidungsstücke begutachten und auch gleich kaufen kann - inklusive NFT.
Das älteste Warenhaus der Schweiz ist hierzulande das erste, das einen Schritt ins Metaversum wagt. Jelmoli hat in seiner Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse einen Showroom eingerichtet, wo man handgefertigte Kleidungsstücke in echt wie auch in virtueller Form durch eine VR-Brille hindurch betrachten und kaufen kann. Ziel des Projekts ist es, die Vorteile des klassischen Handels mit neuen Technologien zu kombinieren und Szenarien für das zukünftige Einkaufen durchzuspielen.
Das Projekt läuft einen Monat lang und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Jelmoli, der auf besonders junge Zielgruppen spezialisierten Marketingagentur Zeam und der Textilfachschule STF. Deren Studierende entwarfen 11 verschiedene "Fashionpieces" - vom Mantel über das T-Shirt bis hin zur Hippiehose - und stellten davon insgesamt 137 Kleidungsstücke her. Ausserdem kreierten die Studierenden von den einzelnen Stücken auch virtuelle Pendants, die man sich im virtuellen Showroom entweder freischwebend oder an Avataren anschauen kann.
Mehrere Oculus-Headsets stehen im Showroom von Jelmoli bereit. (Source: zVg)
Der virtuelle Showroom - im Laden und Zuhause
Anlässlich der Eröffnung des Showrooms gab es denn auch eine virtuelle Modeschau. Wer sich eine der bereitstehenden Oculus-Brillen auf den Kopf setzte, konnte mit den Controllern in der Hand durch den digitalen Raum navigieren und auf einzelne Kleidungsstücke klicken, um mehr darüber zu erfahren. Dafür braucht es allerdings nicht zwingend ein VR-Headset: Der Showroom lässt sich auch am Computer, Tablet oder Smartphone erkunden - den Zugang dazu findet man auf der Website von Jelmoli.
So sieht der Showroom am PC aus. (Source: Screenshot oncyber.io/zeam?coords=0.49x2.77x-3.07x2.23)
Für die Warenhauskette ist das Projekt vor allem ein Experiment. "Niemand weiss, wohin die Reise führt - und das ist okay", sagte Cécile Moser, Head of Marketing & Communication bei Jelmoli. "Für uns als Warenhaus ist dies vor allem ein Test. Wie wollen herausfinden, wie der Weg in eine neue Konsumwelt aussehen könnte, was auf diesem neuen Spielfeld alles möglich ist und Erfahrungen sammeln." Ausserdem möchte man sich künftig auch als Partner anbieten, falls andere Unternehmen für ähnliche Projekte einen Bedarf anmeldeten. "Wir wären ready, was Know-how und Infrastruktur betrifft."
Cécile Moser, Head of Marketing & Communication, Jelmoli. (Source: zVg)
Weiterhin unklar bleibt jedoch, was man sich unter dem Begriff "Metaversum" konkret vorstellen kann. Jo Dietrich, CEO von Zeam, tastete sich an die Frage heran. "Wenn man Gaming mit Social Media kombiniert, dann ist man im Metaverse", sagte er. Das sei allerdings nur der Anfang. Zurzeit entstehe ein ganzer Wirtschaftszweig, der sich darum drehen soll, virtuelle Inhalte zu übertragen und zu monetarisieren. Und zwar mittels digitaler Zertifikate namens Non-fungible Tokens (NFTs).
Jo Dietrich, CEO von Zeam. (Source: zVg)
Was die Modeindustrie mit NFTs anfangen will
Aktuell sind NFT-Projekte vor allem Spielereien, auch wenn teilweise sehr viel Geld im Spiel ist, wie Dietrich sagte. Als Beispiel erwähnte er die hoch gehandelte NFT-Sammlung "Bored Ape Yacht Club" - digitale Bilder von Comic-Affen mit gelangweiltem Gesichtsausdruck, die mitunter zu absurd hohen Preisen den Besitzer oder die Besitzerin wechselten. Die grossen Modemarken haben es jedoch schon längst auf geschäftsdienliche Zwecke abgesehen: Ende April brachte beispielsweise Nike eine NFT-Sammlung von Sneaker-Bildern heraus. Gemäss Dietrich wäre es durchaus denkbar, dass der Hersteller dereinst physische Schuhe nur noch zusammen mit einem virtuellen Pendant verkauft - und zwar nicht nur als Goodie oben drauf, sondern als Echtheitszertifikat. Dies, um beispielsweise gegen den Handel mit Produktfälschungen vorzugehen.
Wer ins Metaverse einsteigen will, muss sich nicht zwingend mit NFTs befassen. Mit Krypto-Wallets hingegen schon - zumindest, wenn man etwas kaufen will. Das kann man auch im virtuellen Showroom von Jelmoli: Im Rahmen der Kollektion stehen 5 Kleidungsstücke zum Verkauf, die man nur inklusive NFT über die Handelsplattform OpenSea erwerben kann. Der Preis für die einzelnen Stücke ist derselbe wie im Laden - nur dass man nicht in Franken bezahlt, sondern in Ether. Wer noch kein Kryptowallet hat, kann sich im Showroom von Jelmoli von einem Zeam-Mitarbeitenden in die Materie einführen und gleich auch beim Eröffnen eines Metamask-Wallets helfen lassen.
Das Team von Zeam. (Source: zVg)
Der Metaverse-Showroom ist noch bis zum 8. Juli im 1. Stock bei Jelmoli in Zürich erlebbar.