Elektroden abgelöst

Update: Elon Musks Neuralink gesteht Probleme mit Gehirnchip

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von Joël Orizet und Maximilian Schenner und msc, cka

Das BCI-Start-up Neuralink hat sein Neuro-Implantat erstmals einem Menschen eingesetzt. Die Vision: Patienten mit Querschnittslähmung sollen in der Lage sein, Computer mit Gedanken zu steuern. Kurz nach der Einsetzung lösten sich aber Elektroden vom Gehirn des Patienten, wie nun bekannt wurde.

Neuralink hat sein münzgrosses Gehirn-Implantat erstmals bei einem Menschen eingesetzt. (Source: neuralink.com)
Neuralink hat sein münzgrosses Gehirn-Implantat erstmals bei einem Menschen eingesetzt. (Source: neuralink.com)

Update vom 10.05.2024: Neuralink hat Komplikationen bei seinem ersten Patienten eingeräumt. In den Wochen nach der OP hätten sich einige Elektroden wieder vom Gehirn des Patienten gelöst, schreibt das Start-up in einem Blogpost. Neuralink gestand das Problem erst auf Nachfrage des "Wall Street Journal", wie der "Spiegel" berichtet. Warum sich die Elektroden lösten, erklärt das Unternehmen nicht. Eine Theorie sei, dass nach der Operation Luft im Schädel geblieben sein könnte.

Die abgelösten Elektroden hätten dazu geführt, dass Präzision und Schnelligkeit der Cursor-Bedienung sanken, schreibt Neuralink. Als Reaktion habe man unter anderem den Algorithmus empfindlicher gemacht, der die Gehirn-Aktivität erfasst, und die Technik verbessert, die diese in Cursor-Bewegungen überträgt. Nach der Software-Anpassung habe die Technologie höhere Werte erzielt als vorher, betont das Unternehmen.

Patient spielt Schach und Mario Kart

Noland Arbaugh, wie der Patient heisst, habe den Link in den ersten Wochen nach der OP benutzt, um seinen Laptop aus verschiedenen Positionen zu steuern, auch im Liegen im Bett, heisst es im Blogpost. Er spiele Onlinecomputerspiele mit Freunden (Schach, Civilization VI), surfe im Internet, veranstalte Live-Streams und nutze andere Anwendungen auf seinem Macbook, indem er einen Cursor mit seinen Gedanken steuere. Laut Neuralink nutzte er den Chip auch, um Mario Kart auf einer Nintendo Switch-Konsole zu spielen, was er seit seiner Rückenmarksverletzung nicht mehr tun konnte. "Ich schlage meine Freunde in Spielen, in denen ich sie als Tetraplegiker nicht schlagen sollte", zitiert ihn Neuralink.

Originalmeldung vom 31.01.2024: 

Neuralink implantiert Gehirnchip erstmals einem Menschen

Neuralink, das auf Brain Computer Interfaces (BCI) spezialisierte Start-up von Elon Musk, hat seinen drahtlosen Gehirn-Computerchip erstmals einem Menschen implantiert. Der Patient erhole sich nach dem Eingriff am Sonntag gut, schreibt Elon Musk auf seinem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Erste Ergebnisse würden eine vielversprechende Erkennung neuronaler Aktivitäten zeigen. 

Das erste Produkt von Neuralink heisst demnach Telepathy. Die Idee dahinter: Nutzende, insbesondere Menschen mit Tetraplegie, Alzheimer oder anderen neurologischen Erkrankungen, sollen Smartphones, Computer und andere elektronische Geräte über Gedanken steuern können. "Stellen Sie sich vor, Stephen Hawking hätte schneller kommunizieren können als eine Schnellschreiberin oder ein Auktionator - das ist das Ziel", twitterte Musk. 

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte dem Unternehmen im vergangenen Mai die Erlaubnis erteilt, das Implantat im Rahmen einer klinischen Studie bei Menschen einzusetzen. Zuvor war die Technologie an Affen getestet worden. 

Das aktuelle Neuralink-Implantat ist ungefähr so gross wie eine Münze und hat 1024 Elektroden. Ein von Neuralink selbst entwickelter Chirurgie-Roboter soll die Implantate in die Gehirne der Versuchspersonen einpflanzen. 

Laufzeit: sechs Jahre; Probandenzahl: unbekannt

Die Studie soll etwa sechs Jahre dauern, wobei für die klinische Phase pro Testperson ungefähr 18 Monate vorgesehen sind. Innerhalb von weiteren fünf Jahren würden Langzeiteffekte überprüft, heisst es in einer Broschüre (PDF) zur Studie. 

Wie viele Probanden an den Versuchen teilnehmen, ist noch unklar - weder Neuralink noch die FDA haben sich bislang dazu geäussert. Auf seiner Website teilt das BCI-Start-up allerdings mit, man sei offen für weitere Teilnehmende. Gesucht sind demnach insbesondere Menschen, die aufgrund einer Verletzung der Halswirbelsäule oder einer amyotrophen Lateralsklerose (ALS) nicht oder nur eingeschränkt in der Lage sind, beide Hände zu benutzen. 

Neuralink ist allerdings längst nicht das einzige Unternehmen, das an einem Gehirnchip arbeitet. Ähnliche Ziele verfolgen beispielsweise die Unternehmen Synchron und Precision Neuroscience. Letzteres entwickelte einen ebenfalls mit 1024 Elektroden ausgestatteten Gehirnchip, der jedoch wesentlich kleiner sein soll als jener von Neuralink - angeblich ist er sogar fünfmal dünner als ein menschliches Haar. 

Die Grundlagenforschung zu BCI hat in den vergangenen Jahrzehnten eindrückliche Fortschritte erzielt, ist aber nach wie vor vergleichsweise jung. Dementsprechend hat die Technik ihre Grenzen - das betrifft sowohl invasive Gehirn-Implantate wie auch nicht-invasive BCI, die mit Elektrodenkappen respektive Elektroenzephalografie-Messungen arbeiten. Mehr über die Funktionsweise und Limitierungen solcher Gehirn-Computer-Schnittstellen erfahren Sie übrigens im Beitrag von Roger Gassert, Professor für Rehabilitationstechnik an der ETH Zürich: "Wenn Gehirn und Computer zusammenspannen"

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