Schweizer ICT-Start-ups ziehen deutlich weniger Kapital an
Der ICT-Boom der vergangenen Jahre ist vorbei - zu diesem ernüchternden Fazit kommt der aktuelle Swiss Venture Capital Report. Demnach sind die Investments in hiesige ICT-Startups und Fintechs zuletzt stark gesunken.
Der Zugang zu Risikokapital bereitet Schweizer Start-ups mehr und mehr Mühe. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nahmen hiesige Jungunternehmen zwar knapp 1,1 Milliarden Franken an Wagniskapital auf - das bedeutet jedoch einen erneuten Rückgang um 9,5 Prozent, wie aus dem Swiss Venture Capital Report hervorgeht. Demnach sank auch die Zahl der Finanzierungsrunden, und zwar um rund 10 Prozent auf 138.
Schweizer ICT-Start-ups haben ausgeboomt
Besonders hart trifft der Abschwung die Technologiebranche hierzulande: Die in Schweizer Fintechs und andere ICT-Startups investierte Summe sank im Vorjahresvergleich um mehr als 40 Prozent. Der ICT-Boom der Jahre ab 2019 ist somit definitiv vorbei, wie es in der Mitteilung zur Publikation des Berichts heisst.
Mit Blick auf das gesamte vergangene Jahr sieht die Entwicklung noch düsterer aus: 2023 zogen Schweizer ICT- und Fintech-Start-ups dem Bericht zufolge rund 424 Millionen Franken an. Klammert man die Fintech-Firmen aus, trübt sich die Lage der ICT-Start-ups allerdings weiter ein. Denn ICT-Start-ups ohne Fintech-Bezug lockten 2023 bloss 361 Millionen Franken an, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von 69 Prozent entspricht.
Schweizer ICT- und Fintech-Start-ups haben 2023 rund 424 Millionen Franken an Investments erhalten. Die hiesige ICT-Branche fällt diesbezüglich hinter die Sektoren Cleantech und Biotech zurück. (Source: Swiss Venture Capital Report 2024)
Biotech und Cleantech im Aufwind
Cleantech-Firmen, die mithilfe von Technologien beispielsweise klimarelevante Probleme angehen wollen, sammeln hingegen ordentlich Geld ein. Die Cleantech-Branche zieht mit rund 630 Millionen Franken für das Jahr 2023 sogar deutlich mehr Kapital an als der inzwischen zweitplatzierte Biotech-Sektor mit Investitionen in Höhe von rund 490 Millionen Franken.
Die ICT-Branche inklusive Fintech liegt bezüglich investiertem Kapital nunmehr auf Platz drei - knapp vor dem Medtech-Sektor, der seit einigen Jahren mehr oder weniger stetig wächst. Mit Investitionen von knapp 379 Millionen Franken für das Jahr 2023 verzeichnete der Medtech-Bereich denn auch einen Rekord, wie es im Bericht weiter heisst.
Schweizer ICT-Start-ups haben bezüglich Risikokapital ein schwieriges Jahr hinter sich. Der Bericht (PDF), herausgegeben vom Newsportal startupticker.ch und der Investorenvereinigung SECA in Kooperation mit startup.ch, zeigt aber immerhin, dass Investoren aktuell zuversichtlicher sind als noch vor einem Jahr. Die überwiegende Mehrheit erwartet, dass die Zahl der Investitionsmöglichkeiten für sie und die Zahl der Investments in den kommenden 12 Monaten zunehmen.
Die Schweizer Fintech-Branche kann aktuell zwar mehr Risikokapital auf sich ziehen als ICT-Start-ups ausserhalb der Finance-Szene - doch auch in der Fintech-Branche ist die Anzahl Finanzierungsrunden rückläufig, wie aus einer Studie der HSLU hervorgeht. Lesen Sie hier mehr dazu.