Focus: KI in der Finanzindustrie

KI bei Banken: Im Spannungsfeld ­zwischen Innovation und Compliance

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von Richard Hess, Leiter Digital Finance, Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg)

Der Bankensektor nutzt KI, um Prozesse zu automatisieren, das Kundenerlebnis zu verbessern und Finanzkriminalität zu bekämpfen. Gleichzeitig gilt es, Anforderungen hinsichtlich des Bankkundengeheimnisses, des Datenschutzes und operationeller Risiken einzuhalten. Ein Spannungsfeld.

Richard Hess, Leiter Digital Finance, Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg). (Source: ©perspektiv)
Richard Hess, Leiter Digital Finance, Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg). (Source: ©perspektiv)

Das Umfeld, in dem Schweizer Banken agieren, wird immer dynamischer: hohe Wettbewerbsintensität, neue Anbieter, fortlaufende technologische Entwicklungen und stetig steigende Erwartungen an Effizienz und Personalisierung. Dabei zeichnet sich eines ab: Die Zukunft des Bankgeschäfts wird datengetrieben sein und wer diesen Schatz heben will, kommt an künstlicher Intelligenz (KI) nicht vorbei. Ob im Kundenservice, bei der Optimierung interner Abläufe oder beim Erkennen von Betrugsmustern in Transaktionsdaten – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. KI kann grosse Datenmengen in Echtzeit analysieren und Muster schnell und präzise erkennen. Dies braucht aber die richtigen Grundlagen.

Daten und Cloud-Infrastruktur als Grundlage

Eine solide Datenbasis mit der richtigen Governance ist die Voraussetzung, damit KI ihr volles Potenzial entfalten kann. Hier bietet insbesondere die Cloud den Banken die notwendige Infrastruktur, um sehr grosse Datenmengen wirksam verarbeiten zu können. Was neue Herausforderungen mit sich bringt: Datenschutz, Sicherheit und die Frage, wie systematische Verzerrungen (Bias) in den Daten und Algorithmen vermieden werden können. 

Risiken und rechtliche Fragen

KI in der Bankenwelt ist daher auch ein rechtliches Thema: Wie lassen sich die Rechte der Kundinnen und Kunden sowie der Mitarbeitenden schützen? Wer haftet, wenn ein KI-System falsche Empfehlungen gibt? Was passiert, wenn ein KI-System aufgrund einer ungenauen Datenbasis einzelne Kundengruppen diskriminiert? Was geschieht, wenn diese letzten Kontrollpunkte langfristig an virtuelle Mitarbeitende ausgelagert werden? 

So weit wird es in absehbarer Zeit wohl nicht kommen. Der «Human in the loop» stellt sicher, dass die von KI generierten Ergebnisse durch menschliche Intelligenz richtig bewertet und eingeordnet werden. Fundiertes Fachwissen und Erfahrung von Menschen könnten daher mit zunehmendem Einsatz von KI auch (wieder) an Bedeutung gewinnen. 

Dass die mit dem Einsatz von KI in Banken verbundenen Risiken adressiert und adäquat überwacht werden müssen, hat auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) in ihrem Risikomonitor 2023 deutlich gemacht. Sie weist darin auf die besonderen Herausforderungen beim Einsatz von KI im Schweizer Finanzmarkt in den Bereichen Governance, Robustheit, Transparenz und Gleichbehandlung hin und erwartet von der Finanzindustrie, diese angemessen zu behandeln. Wie sich diese Aufsichtserwartungen in der Praxis konkret umsetzen lassen, ist noch nicht in allen Details geklärt. Der regelmässige Dialog zwischen Aufsicht und Beaufsichtigten rund um den Einsatz von KI in Banken wird umso wichtiger.

Ausblick

KI wird die Zukunft der Schweizer Banken daher weiter prägen: Von der präzisen Analyse grosser Datenmengen über die Automatisierung von Prozessen bis hin zur Bereitstellung personalisierter Dienstleistungen. Banken sind allerdings in ihrer Handlungsfreiheit nicht in allen Aspekten frei und müssen Anforderungen insbesondere hinsichtlich des Bankkundengeheimnisses, des Datenschutzes und operationeller Risiken einhalten. Dieses Spannungsfeld erfolgreich zu meistern, bleibt eine der Kernkompetenzen der Schweizer Banken – heute und in Zukunft.

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