KI erobert die Schweiz im Rekordtempo
Künstliche Intelligenz verbreitet sich in der Schweiz so schnell wie noch keine Technologie zuvor. Einer Studie zufolge nutzt bereits die Hälfte der Bevölkerung KI-Tools, und die Mehrheit fühlt sich wohl dabei. KI vergrössert aber auch den digitalen Graben zwischen den Generationen.
Gut zwei Jahre nach Markteinführung von ChatGPT nutzt knapp die Hälfte aller Schweizerinnen und Schweizer generative KI-Tools, wie eine Studie der Universität Zürich im Auftrag der SRG zeigt. Keine andere Technologie habe hierzulande je so schnell Fuss gefasst. Nur zwei Prozent der Befragten wisse nichts über KI-Anwendungen. Die Vertrautheit mit diesen Diensten unterscheidet sich der Umfrage zufolge stark nach Altersgruppen und Bildungsgrad.
Nutzung
Innerhalb kürzester Zeit verbreitet sich die Nutzung von KI-Tools vor allem bei den Jungen. Laut Umfrage haben fast alle 16-29-Jährigen (93 Prozent) KI-Tools wie ChatGPT schon ausprobiert, während gut drei Viertel der über 70-Jährigen (72 Prozent) noch nie KI-Anwendungen genutzt haben. Je nach Bildungsgrad der Befragten sieht die Verteilung ähnlich aus, wobei mit steigendem Bildungsniveau auch der Anteil der Nutzer von KI-Tools steigt.
Nutzungszwecke
Eine Korrelation zwischen Nutzung von generativen KI-Anwendungen und Alter bzw. Bildungsgrad lässt sich eventuell aus den Nutzungszwecken herauslesen. Die meisten, die KI-Tool nutzen, machen es aus Neugierde darüber, wie gut künstliche Intelligenz ist. Dennoch geben in der Umfrage 38 Prozent an, diese Dienste dazu zu nutzen, schulische oder berufliche Probleme zu lösen oder lange Texte zu vereinfachen und zu kürzen. Das lässt darauf schliessen, dass jüngere und gebildete Menschen deutlich mehr Nutzen aus KI-Anwendungen in ihrem Schul- bzw. Berufsleben ziehen können als die ältere Generation.
Wohlbefinden
Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung (72 Prozent) fühlen sich zumindest einigermassen wohl beim Umgang mit KI. Hierbei zeigt die Studie auch: Alter und Bildungsniveau haben keinen bedeutenden Einfluss auf die Einstellung gegenüber künstlicher Intelligenz.
Gründe für Nichtnutzung
Auch wenn nahezu alle Befragten von KI-Tools wissen, haben fast die Hälfte aller Schweizer (46 Prozent) die Anwendungen noch nie genutzt, wie die Umfrage darlegt. Gründe dafür seien unter anderem Angst vor falschen Informationen, wenig Nutzen im Alltag der Befragten und Datenschutzbedenken. Von den Nichtnutzern sagen mehr als drei Viertel (77 Prozent), dass sie auch nicht vorhaben, KI-Anwendungen in naher Zukunft zu nutzen.
Einstellung gegenüber KI-Tools
Das grösste Bedenken gegenüber KI-Tools ist laut Studie, dass sie zur Überwachung der Bevölkerung genutzt werden könnten. Auch wollen die Hälfte der Studienteilnehmenden (54 Prozent) Kindern die Nutzung der Tools verbieten. Dennoch ist die Erwartung an eine Effizienzsteigerung durch KI hoch. Auch hier hat das Alter der Befragten Einfluss auf die Einstellung zur Zukunft mit KI-Anwendungen. Die Jugend ist der Meinung, generative KI werde in Zukunft eine positive Wirkung auf das Leben haben.
Mit dem Tempo der Entwicklung von KI-Tools könne die ältere Generation nicht so gut mithalten wie die junge Smartphone-Generation, die an ständige Veränderung gewohnt ist. Künstliche Intelligenz trage dazu bei, dass die digitale Ungleichheit zwischen Jung und Alt zunimmt. Trotzdem scheint KI zumindest laut Umfrage für die Mehrheit der Schweizer mehr Chancen als Risiken zu bringen.
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