Schweizweite Erhebung

Der typische Cloud-Nutzer ist männlich und jung

Uhr | Aktualisiert
von Christoph Grau

Das Bundesamt für Statistik hat die Schweizer zur Nutzung der Cloud befragt. Männer trauen sich eher in die Cloud. Onlinespeicher und Streaming sind die beliebtesten Anwendungen.

Im Rahmen der "Omnibus IKT"-Erhebung hat sich das Bundesamt für Statistik (BFS) die Cloud-Nutzung in der Schweiz näher angesehen. Befragt wurden mehr als 3000 Haushalte und Einzelpersonen im ersten Quartal 2014. Die Ergebnisse dienen als Basis für die "Strategie des Bundesrates für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz".

Als Cloud-Dienste definiert das BFS drei Funktionen: "Speicher und Austausch von Daten, Erstellen und Bearbeiten von Inhalten sowie Zugang zu umfangreichen Beständen von Musik oder Videos" über das Internet. Ausgenommen sind E-Mail-Konten und auch Social Media.

Die Mehrheit nutzt die Cloud

56 Prozent aller Internetnutzer, oder 47 Prozent aller Befragten, nutzten im ersten Quartal einen Cloud-Dienst. Umgerechnet auf die Bevölkerung entspricht dies 3,25 Millionen Personen. Dabei zeigten sich zwischen den Altersgruppen, Geschlechtern und Regionen deutliche Unterschiede.

Männer nutzten deutlich mehr Cloud-Dienste als Frauen. Das Verhältnis betrug 60 zu 52 Prozent. In der jüngeren Generation im Alter zwischen 15 bis 29 Jahren war das Verhältnis aber fast ausgeglichen. 82 Prozent der Männer und 81 Prozent der Frauen nutzten die Cloud.

Innerhalb der Schweiz tut sich laut Studie auch zwischen den Sprachregionen ein Graben auf. Die Deutschschweiz kam fast durchgängig auf einen Wert um die 60 Prozent. Einzig die Ostschweiz fiel mit 53 Prozent etwas ab. In der Romandie lag der Anteil der Cloud-Nutzer bei 53 Prozent und im Tessin nutzte gerade jede zweite Person diese Dienste.

Das Einkommen mache hingegen kaum einen Unterschied aus. Ebenso spiele es kaum eine Rolle, ob eine Person in dicht oder dünn besiedelten Gebieten wohne, heisst es in der Studie.

Speichern und streamen sehr beliebt

Bei der Art der genutzten Dienste haben die Schweizer zwei eindeutige Favoriten. 38 Prozent der Befragten gaben an, Cloud-Speicher genutzt zu haben, etwa um Bilder oder Dateien in der Cloud zu speichern. Einen Wert von 34 Prozent erreichten Streaming-Dienste, wozu Videos und Musik gehören.

Deutlich weniger genutzt wurden Onlineprogramme zur Textverarbeitung (16 Prozent) oder Anwendungen zum Erstellen sowie Bearbeiten von Bildern oder Videos (10 Prozent).

Streaming-Dienste sind besonders bei jungen Personen zwischen 15 und 24 Jahren sowie Internetnutzern mit hohen Kompetenzen beliebt. 62 Prozent der Personen aus diesen Gruppen nutzten Dienste wie Netflix, Spotify und Co.

Nutzer von Onlinespeicher sind eher Männer

Der typische Nutzer von Onlinespeicher ist laut den Studienautoren "eher männlich, unter 35 Jahre alt, verfügt über einen tertiären Bildungsabschluss und schätzt die finanzielle Situation positiv ein". Mit dem Alter nimmt die Nutzung von Cloud-Speichern sehr stark ab, wie eine weitere Erkenntnis der Studie lautet.

80 Prozent der Nutzer verwendeten Cloud-Speicher vorwiegend zum Speichern und Teilen von Fotos. Daten wie Texte, Tabellen oder Präsentationen erreichen einen Wert von 61 Prozent. Deutlich dahinter folgten Musik (38 Prozent) sowie Software, Filme und Videos (20 Prozent).

Als wichtigste Gründe für das Speichern in der Cloud wurden zwei Punkte genannt. 76 Prozent gaben an, dass sie so mit verschiedenen Geräten auf die Daten zugreifen können, und 71 Prozent nannten einfacheres Teilen als Grund. An dritter Stelle landete der bessere Schutz vor Datenverlust (62 Prozent). Eine grössere Speicherkapazität gaben 42 Prozent an. Dabei spielte die Speicherkapazität der Cloud für Frauen (52 Prozent) eine deutlich grössere Rolle als für Männer (32 Prozent).

Für den Austausch von Daten wurden Onlinespeicher jedoch erst mässig genutzt. Nur 25 Prozent der Befragten nannten diese Form der Cloud-Nutzung. Mit 81 Prozent wurde das Versenden von Daten per E-Mail-Anhang an erster Stelle genannt. Gut die Hälfte verwendete für den Datentransfer physische Speicher oder Bluetooth. 30 Prozent gaben an, soziale Netzwerke und Websites sowie auch persönliche Blogs dafür zu nutzen.

Unkenntnis ein Hauptgrund für Nichtnutzung von Cloud-Diensten

46 Prozent der Befragten, die sich als Nichtnutzer bezeichneten, gaben an, dass sie die Cloud-Dienste nicht kennen. Mehrheitlich sind dies ältere Personen und Personen mit einem niedrigen Schulabschluss. Auffallend viele Frauen (55 Prozent) zählen zu dieser Gruppe.

Die restlichen 54 Prozent der Nichtnutzer entschieden sich bewusst gegen Cloud-Dienste. Mehrheitlich gaben diese an, dass sie ihre Daten auf anderen Wegen sichern (80 Prozent) und austauschen (76 Prozent). Sie verwenden dafür etwa USB-Sticks, DVDs oder das eigene E-Mail-Konto.

Datenschutzbedenken äusserten 71 Prozent der Befragten, und 58 Prozent zeigten sich nicht davon überzeugt, dass die Daten in der Cloud auch wirklich sicher sind. Rund die Hälfte störte, dass sie ständig mit dem Internet verbunden sein müssen.

Schweiz in Europa mit an der Spitze

Im internationalen Vergleich steht die Schweiz bei der Nutzung von Cloud-Diensten weit vorne. Dem BFS zufolge liegen in Europa nur Schweden (75 Prozent), Luxemburg (62 Prozent), Norwegen (58 Prozent) und Dänemark (54 Prozent) vor der Schweiz. Durchschnittlich nutzen 32 Prozent der Bevölkerung in den 28 EU-Mitgliedsstaaten Cloud-Dienste verglichen mit 51 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz.

Zu Deutschland und Grossbritannien gibt es keine Vergleichswerte. Frankreich (35 Prozent) und Italien (28 Prozent) jedoch landen deutlich hinter der Schweiz.

Bei der Art der gespeicherten Inhalte unterscheidet sich die Schweiz nicht von den europäischen Nachbarländern. Auch in den EU-Ländern steht die Speicherung von Fotos, Office-Dokumenten und Musik ganz oben.

Bei der Betrachtung der Gründe für die Nichtnutzung von Cloud-Diensten fällt auf, dass die Schweizer den Möglichkeiten der Cloud eher misstrauen. Bei den Ängsten in Bezug auf den Datenschutz rangierte die Schweiz unter den Top 3. Das Misstrauen bezüglich der Sicherheit der Daten in der Cloud ist in der Schweiz sogar am stärksten ausgeprägt.

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