Jeder IT-Mitarbeiter in der Schweiz betreut fast 22 PCs
Im Rahmen des "IT-Markt-Report 2016" stellt das Market-Research-Unternehmen Profondia Fakten zum Schweizer IT-Markt aus Sicht von professionellen Anwendern vor. Profondia erhebt dazu Daten zur installierten Basis von IT-Equipment in rund 12'500 der grössten Schweizer Unternehmen.
Marktforscher Profondia hat in seinem "IT-Markt-Report 2016" einen Blick auf den Schweizer IT-Markt geworfen. Hierfür befragte Profondia rund 12'500 Unternehmen. Diese Unternehmensdaten geben etwa Auskunft darüber, wie viele physische Server mit welchem Virtualisierungsgrad in Schweizer Unternehmen eingesetzt werden, oder darüber, welche Storage-Lösungen welcher Hersteller installiert hat, wie viele Geräte der Druckerpark umfasst etc.
Zu beachten ist, dass bei Analysen die Marktdurchdringung im Vordergrund steht, also die Anzahl der Firmen, die eine bestimmte Technologie oder ein spezifisches Produkt einsetzen. Dabei ist es möglich, dass es zu Doppelnennungen kommt, wenn ein Unternehmen gleichzeitig mehrere Lösungen einsetzt. Im Folgenden werden die von Profondia erhobenen Daten nach Kategorien kommentiert.
Kategorie: Betrieb
Informatiker sind nach wie vor gefragte Leute. Gegenüber dem Vorjahr hat die durchschnittliche Anzahl IT-Mitarbeiter in den grössten 12 469 Unternehmen pro Standort um 0,1 auf 5,6 Personen zugenommen. Gleichzeitig scheint der Betreuungsaufwand der Informatik-Umgebung zu sinken, denn Ende 2015 standen einem IT-Mitarbeiter 21,3 PC-Arbeitsplätze gegenüber. Ende 2014 waren es noch 22,4.
Die Anzahl IT-Mitarbeitende nahm im vergangenen Jahr bei den Unternehmen mit mehr als 250 PCs an Ort um 1,2 zu. Bei den Unternehmen mit weniger PCs an Ort stagnierte die Anzahl.
Kategorie: Host-Systeme
Die Anzahl physischer Host-Systeme wird kontinuierlich reduziert, egal ob Mainframe oder Server. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei den Midrange-Systemen (–21,3 Prozent) und den Workstations (–21,55 Prozent). Bei den Servern ist zu beobachten, dass die etablierten Player leicht Marktanteile an diverse kleinere Anbieter verlieren, wobei HP immer noch klarer Marktführer ist.
Wer Server einsetzt, kann diese auch virtualisieren. Die Anzahl Unternehmen, welche die Server virtualisierten, nahm gegenüber der Vorjahreserhebung nur noch um 1 Prozent zu. Die Firmen, die neu auf Servervirtualisierung setzten, betreiben laut der Erhebung weniger als 10 Server. Kein Wunder, denn der überwiegende Teil der Firmen mit 10 und mehr Servern hat bereits virtualisiert. Bei den Firmen mit 4 und weniger physischen Servern setzen noch 65 Prozent nicht auf virtuelle Maschinen.
Bei den Herstellern von Servervirtualisierungssoftware konnte Marktführer VMware den Spitzenplatz trotz eines leichten Rückgangs von 1 Prozent gegenüber 2014 behaupten; Microsoft hingegen konnte um 1 Prozent zulegen.
Die Servervirtualisierungssoftware des zu EMC gehörenden Unternehmens ist bei 72 Prozent der erhobenen Firmen im Einsatz. Mit Microsoft virtualisieren 14 Prozent der Unternehmen ihre Server.
Auch die Client-Virtualisierung geht weiter. Gemäss den aktuellen Untersuchungen nahm die Anzahl der Unternehmen, die Clients virtualisieren, von 11 Prozent auf 12 Prozent zu. Die Entwicklung widerspiegelt auch das Wachstum bei den Thin Clients.
Kategorie: PC-Systeme
Bei den PC-Systemen sind Tablets und Thin Clients weiterhin auf dem Vormarsch. HP konnte sowohl bei den Desktops als auch den Notebooks seine führende Stellung nicht nur halten, sondern sogar noch leicht ausbauen. Interessant ist, dass Apple bei den Desktops leicht zulegen konnte, gleichzeitig aber bei den Tablets Marktanteile verlor, wobei der Markt immer noch kräftig wächst. In diesem Bereich macht sich Microsoft mit Surface deutlich bemerkbar.
Kategorie: Operating Systems
Bei den PC-Betriebssystemen legten Windows 7 und Windows 8 klar zu, und auch Windows 10 macht sich bemerkbar. Deutlich rückläufig sind Windows XP von 18 Prozent auf 10 Prozent. Und selbst bei den verbleibenden Firmen, die noch XP einsetzen, ist in 81 Prozent der Fälle parallel auch schon eine neuere Windows-Version im Einsatz. Das bedeutet, dass die Migration auf ein neues Windows-Betriebssystem bereits im Gange ist.
Im Bereich der Server- und Client-Virtualisierung scheinen die Zeiten der grossen Zuwachsraten von Neukunden vorbei zu sein, wobei die bestehenden Kunden weiter virtualisieren und Hardware-Ressourcen konsolidieren.
Kategorie: Drucker
Durchschnittlich sind in Schweizer Unternehmen immer noch beachtliche 24,2 Drucker pro Standort im Einsatz. Im Gegensatz zum Jahr 2014 sind das aber 2,1 Geräte weniger. Die Zahl beinhaltet auch Multifunktionsgeräte. Neu kommen durchschnittlich 4,9 PC-Arbeitsplätze auf einen Drucker, also 0,2 mehr als noch vor einem Jahr. Die Anzahl Drucker ist – wenig erstaunlich – direkt abhängig von der Menge der eingesetzten PCs pro Standort. In Unternehmen mit weniger als 50 PCs sind im Schnitt 7,7 Drucker im Einsatz, in solchen mit 50 bis 249 PCs sind es durchschnittlich 23,3 Drucker. In grösseren Unternehmen sind es 128,5 Drucker. Die Anstrengungen der grossen Firmen zur Optimierung der Druckkosten zeigen Wirkung: Die Anzahl Drucker pro Standort sinkt, und die Anzahl PCs pro Drucker steigt.
Kategorie: Storage
Bisher wurden nur die Storage-Lösungen bei Firmen berücksichtigt, die mindestens über 10 physische Server oder 100 PC-Arbeitsplätze an Ort verfügten. Da durch die Servervirtualisierung die Hardwarekonsolidierung mittlerweile stark fortgeschritten ist, wurden dieses Jahr erstmals auch Firmen berücksichtigt, die über mindestens 10 virtuelle Maschinen verfügen. Hewlett Packard Enterprise ist nach wie vor Marktführer, gefolgt von Netapp und EMC.
Kategorie: PC-Applications
Bei den Groupware-Lösungen ist ein starker Trend zur Zentralisierung von Exchange-Servern innerhalb der Firma oder zur Auslagerung an Cloud-Provider erkennbar. Das hat einen massgebenden Einfluss auf die Anzahl der Vor-Ort-Installationen. Daher wurden erstmals auch Firmen mitgezählt, die eine Groupware-Lösung aus der Cloud nutzen. Deutlich erkennbar ist zudem die Migration von älteren Microsoft-Exchange-Versionen auf Exchange 2013. Nicht wenige Firmen scheinen sich aber für einen Wechsel zu einem Cloud-/Saas-Provider beziehungsweise für Office 365 zu entscheiden. IBMs Lotus Notes wird immerhin noch in rund 5 Prozent der untersuchten Schweizer Firmen eingesetzt. Google spielt mit einem Anteil von 1 Prozent immer noch kaum eine Rolle.
Kategorie: Strategical Applications
SAP, Abacus, Sage und Microsoft sind nach wie vor die wichtigsten Anbieter in einem ausgesprochen stabilen Schweizer ERP-Markt. Ein weiteres herausragendes Merkmal ist eine sehr grosse Anzahl kleinerer Anbieter, die insgesamt fast die Hälfte des Marktes ausmachen. Jedoch erreichen nur wenige dieser kleineren Anbieter einen Marktanteil von 1 Prozent. In rund 4 Prozent der Fälle wird zudem in Eigenregie entwickelte Software eingesetzt.
Die installierten ERP-Systeme sind auch dieses Jahr wieder um durchschnittlich 0,6 Jahre älter geworden und sind nun durchschnittlich 12,7 Jahre im Einsatz. Ein etabliertes ERP-System wird also eher selten durch eine andere Lösung abgelöst. Auch 2015 blieben ERP-Kunden ihrem Lieferanten in der Regel treu.
Kategorie: LAN
Cisco ist nach wie vor der wichtigste Player im LAN-Switching-Markt, gefolgt von Hewlett Packard Enterprise. Die beiden grossen Player verlieren aber je 1 Prozent. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben dafür diverse kleinere Anbieter Marktanteile dazugewonnen. Neu überwanden etwa auch Brocade und Alcatel die Hürde von 1 Prozent Marktanteil. Zyxel kommt auf 9 Prozent.
Kategorie: WAN
Der Trend zum Glasfaseranschluss ist ungebrochen: Bei der Anbindung ans Internet konnte die Glasfaserleitung mit 57 Prozent ihre Führungsposition weiter ausbauen. Kupfer verliert 3 Prozent auf 37 Prozent. Mit 5 Prozent Anteil blieb die WAN-Anbindung via Coax-Kabel bei Unternehmen fast stabil.
Kategorie: Voice Systems
Nachdem in den letzten Jahren ein beschleunigtes Wachstum von IP-basierten Telefonanlagen beobachtet werden konnte, scheint sich dieser Trend nun noch zu verstärken. Es ist sehr gut möglich, dass hier auch die Ankündigung der Swisscom eine Rolle spielt, ab Ende 2017 den Support für ISDN und analoge Telefonie einzustellen. Bei den Anbietern von Telefonielösungen machen sich neue Anbieter bemerkbar, die auf Kosten der etablierten Hersteller Marktanteile gewinnen. So hat letztes Jahr Swyx die 1-Prozent-Hürde überschritten, und Microsoft legt mit Skype for Business auch bei der Sprachkommunikation zu.
Unverändert gegenüber dem Vorjahr blieb die durchschnittliche Lebensdauer der Telefonsysteme von 8,3 Jahren. Die Investitionszyklen bei den Firmen blieben in diesem Bereich stabil. Aufgrund der historischen Verankerung in der Schweiz und der vielen Akquisitionen hält Mitel (Aastra) weiterhin mit 42 Prozent die Poleposition.
Kategorie: Security
Eine Vielzahl von Security-Anbietern kämpft in der Schweiz um die Gunst der Unternehmenskunden. Angeführt wird das Feld neu von Trend Micro mit einem Anteil von 20 Prozent. Symantec verlor 3 Prozent und hält noch 18 Prozent. Dahinter folgen McAfee mit 18 Prozent und Kaspersky mit 11 Prozent. Neu ist auch G Data dabei, sich im Bereich der Firmenlösungen zu etablieren.
Kategorie: Services
Immer mehr Unternehmen nutzen eine Cloud-Lösung oder ein SaaS-Angebot, nämlich 9 von 10 Firmen. Bemerkenswert ist auch, dass im letzten Jahr die Anzahl der Unternehmen um fast 9 Prozent zugenommen hat, die für bestimmte IT-Bereiche ein Managed-Service-Angebot in Anspruch nehmen. Also bereits drei Viertel der Schweizer Firmen sind bereit, zumindest punktuell IT in die Cloud auszulagern.
Die Marktbetrachtung basiert auf bestehenden, von Profondia erhobenen Informationen. Profondia ist als Market-Research-Unternehmen seit über 25 Jahren darauf spezialisiert, Daten über die installierte IT- und Kommunikationsinfrastruktur bei den rund 12'500 Schweizer Unternehmen zu erheben, die 30 oder mehr Mitarbeiter und 10 oder mehr Computerarbeitsplätze im Land zählen.
Diese Daten stellt Profondia interessierten IT-Anbietern und -Dienstleistern kostenpflichtig zur Verfügung, damit diese ihr Marketing aufgrund von Fakten statt Vermutungen optimieren können. Denn wer weiss, wie es um die installierte Basis der IT- und Kommunikationsinfrastruktur bei potenziellen Unternehmenskunden steht, kann daraus effiziente Marketingmassnahmen ableiten und Kunden gezielt angehen.
Was wird wie erhoben?
- Status Userbase-Datenbank per Dezember 2015
- 12'469 Firmen mit 30 Mitarbeiter und 10 PCs im Land
- Davon 374 Niederlassungen (mindestens 50 Mitarbeiter an Ort und ein kompetenter IT-Ansprechpartner)
- Zirka 72 Prozent Auskunftsrate in den letzten 24 Monaten
- Telefonische Interviews durch Profondia-eigenes ResearchCenter in Basel
- Installierte Basis wird alle 12 Monate überprüft
- Firmengrunddaten und Entscheidungsträger werden alle 6 Monate verifiziert
- Selbstdeklaration der befragten Firma, basierend auf freiwilliger Teilnahme