Amosa-Studie

Automatisierung durch KI: Diese Berufe sind besonders betroffen

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von René Jaun und tme

Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt. Berufe in Marketing und Vertrieb, im Detailhandel, im kaufmännischen Bereich und in der industriellen Produktion dürften davon laut einer Studie besonders betroffen sein. Berufliche Umorientierungen und Quereinstiege werden wichtiger.

(Source: Geralt / pixabay.com)
(Source: Geralt / pixabay.com)

ChatGPT ist heutzutage in aller Munde. Doch nicht nur der künstlich-intelligente Chatbot, auch weitere Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI) sind dabei, die Arbeitswelt massiv zu beeinflussen. Und diese Entwicklung wird sich in Zukunft weiter beschleunigen und Berufsbilder und Anforderungsprofile noch stärker verändern. Zu diesem Schluss kommt die Arbeitsbeobachtung Amosa – ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsbehörden der Kantone Aargau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, Zug und Zürich – in ihrer aktuellen Studie "Arbeit 4.0 – The Future of Work". Darin beleuchtet Amosa "den tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt seit 2010", wie es in der Mitteilung heisst.

In dieser Zeit sei die Beschäftigung bei den manuellen Routinetätigkeiten um 22 Prozent geschrumpft. Andererseits legten kognitive und interaktive Nicht-Routinetätigkeiten stark an Bedeutung zu und verzeichneten einen Anstieg von 30 Prozent. 2020 machten sie zusammen mehr als die Hälfte der gesamten Beschäftigung aus, merkt Amosa an.

Potenzial für Automatisierung und KI

Vier Berufsfelder sind laut der Studie von der Digitalisierung besonders betroffen: Marketingberufe, Büro- und Sekretariatsberufe, Verkaufsberufe im Detailhandel sowie Berufe der industriellen Produktion. Diese Felder seien geprägt durch einen hohen Routineanteil oder durch ein hohes Anwendungspotenzial für KI.

Im Bereich der Marketing-Berufe macht Amosa eine rasante Entwicklung aus. Vor allem für die Fachleute aus dem analogen Marketing sei diese herausfordernd. Für Arbeitnehmende sei es anspruchsvoll, den digitalen Graben in diesem Bereich zu überwinden, und eine hohe Offenheit für Neues und Lernwille seien dafür zentral.

In kaufmännischen Berufen verschieben sich derweil die Tätigkeiten, weg von routinemässiger Sachbearbeitung hin zum Bearbeiten von Ausnahmen und Sonderfällen. Wichtiger wird auch die Unterstützung der Kunden bei der Anwendung von neuen digitalen Dienstleistungen und Tools. Von den Berufstätigen erfordert dies mehr Selbstorganisation, Eigenverantwortung und digitale Affinität.

Im Detailhandel entstehen durch den Einfluss des Onlinehandels und den zunehmenden Wegfall gewisser Routinetätigkeiten, wie beispielsweise dem Kassieren, gemischtere Jobprofile. Der Fokus liegt dadurch verstärkt auf der Beratungskompetenz des Verkaufspersonals.

In den Berufen der industriellen Produktion sind durch die zunehmend komplexen Fertigungssysteme hohe digitale Problemlösungsfähigkeiten gefragt. Dies stellt vor allem Hilfskräfte vor hohe Hürden.

Fähigkeiten sind wichtiger als Abschlüsse

In der Mitteilung zur Studie geben sich der kaufmännische Verband Schweiz, die Swiss Retail Federation, Swiss Marketing, Swissmem und Vertreterinnen und Vertreter der kantonalen Arbeitsmarktbehörden einig: In einer von Digitalisierung und Fachkräftemangel geprägten Arbeitswelt müsse dafür gesorgt werden, dass Arbeitskräfte die nötigen Kompetenzen erwerben können, um in gefragten Berufen verbleiben zu können.

Wichtiger werden aber auch berufliche Umorientierungen und Quereinstiege. Dies hat auch Auswirkungen auf die Personalrekrutierung: Hier sollte vermehrt auf die Fähigkeiten und Kompetenzen der Kandidatinnen und Kandidaten fokussiert werden und weniger stark auf Bildungsabschlüsse, findet Amosa. Notwendig sei zudem eine ganzheitliche und gezielte Unterstützung der Arbeitnehmenden und Stellensuchenden im Bereich der digitalen Kompetenzen.

Der vollständige Schlussbericht sowie weitere Dokumente zur Studie stehen auf der Website von Amosa zum Download bereit.

Das Thema KI am Arbeitsplatz steht auch im Zentrum des neuesten Work Trend Index von Microsoft. Demnach erwarten Schweizer Führungskräfte und Angestellte mehrheitlich Positives von künstlicher Intelligenz: Sie soll die Produktivität steigern und von digitaler Last befreien. Weniger als die Hälfte der Angestellten fürchtet, dass KI sie bei der Arbeit ersetzen könnte, wie Sie hier lesen können.

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