Dossier

Netzwoche Nr. 7/2016

Editorial von George Sarpong:

Moderne Traditionen

Tradition ist der zentrale Wert von Luxusmarken. Entsprechend schwer tun sich viele Luxus-Unternehmen mit dem digitalen Wandel. Als Apple seine Smartwatch vorstellte, erntete das IT-Unternehmen zuerst Spott, dann gab es die ersten Nachahmer. Wie etwa TAG Heuer, die das Potenzial digitaler Funktionen in mechanischen Uhren erkannt haben.

Ein digitales Potenzial gilt es auch im Bereich Werbung auszuschöpfen. Denn die Situation der Schweizer Luxusindustrie hat sich im internationalen Vergleich verschlechtert (ab Seite 14). Gerade Produkte von hoher Qualität wurden in der Marketing- und Verkaufsstrategie von der Onlinewelt eher ferngehalten. Bisher. Denn die ersten Marken starteten nun digitale Kampagnen – und das mit Erfolg. Auch die sozialen Medien wurden inzwischen als Plattformen entdeckt, was insbesondere jüngere Kundenkreise anspricht. Wenn Roger ­Federer in einem Post erklärt, dass er die Tage bis Wimbledon mit seiner Rolex zähle, so wird dieser Post tausendfach geteilt – und ­damit auch die Marke Rolex.

Weiter als die Luxusindustrie sind da Schweizer Traditions­unternehmen anderer Branchen wie der Logistik- und Konsum­güter-in­dustrie. Die Schweizerische Post wurde dieses Jahr Master of Swiss Web, gemeinsam mit der Agentur Unic (ab Seite 32). Ein Jahr zuvor hatte sich die Fluglinie Swiss durchgesetzt und auch die SBB, UBS und Migros holten bereits den Sieg beim Best of Swiss Web Award. Die Migros überzeugte dieses Jahr auch mit ihrer goldprämierten Kampagnen-­Website suissemania.ch in den Kategorien Innovation und Technology. In diesem Licht betrachtet, könnten die Schweizer Traditionsunternehmen Vorbilder für die Luxusindustrie werden.

Interessante Erkenntnisse bietet auch das diesjährige "Netz­woche-­Agentur-Ranking". Neu steht Zühlke Engineering oben auf dem Podest. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in der klassischen IT. Das Beispiel Zühlke veranschaulicht, dass es heute auch in der traditionellen IT nicht mehr ohne Webtechnologie geht. Um Trends in der IT-Technik geht es auch im "Focus" (ab Seite 44). Experten von Fujitsu, Nimble und Citrix diskutieren über die Entwicklungen im Bereich Infrastruktur. Die Spezialisten entlarven Hypes und zeigen, wie die Realität in vielen Rechenzentren tatsächlich aussieht.

Das Thema IT-Sicherheit gewinnt an Bedeutung. Ab 2018 können Security-Spezialisten einen eidgenössischen Fachausweis erwerben. Weshalb es diesen braucht und wie sich der Fachausweis von anderen Zertifikaten unterscheidet, erklärt Jörg Aebischer, Geschäftsführer ICT-Berufsbildung Schweiz im Interview (Seite 49).

In seiner Wild Card fragt Daniel Liebhart, Experte für Enterprise-Architekturen und Solution Manager bei Trivadis, ob jedes Unternehmen eine Plattform braucht (Seite 53).