Hands-on: Acer S277HK

Platz ohne Ende

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Immer mehr Hersteller bieten inzwischen 4K-Monitore an. Die Redaktion hat das neueste Modell von Acer getestet. Fazit: 4K bringt viele Vorteile, es gibt aber Hürden zu überwinden.

Der S277HK ist Acers neuester Streich. Der 27 Zoll grosse 4K-Monitor soll jeden Raum mit höchsten Sehgenuss und klarer Formensprache aufwerten. Das zumindest verspricht der chinesische Hersteller.

Bei der Formensprache kommt das nah an die Realität heran. Der Monitor hat einen überaus dünnen Rand. Er wirkt beinahe randlos. Der asymmetrisch angeordnete Standfuss des S277HK zieht den Betrachter in seinen Bann, auch im ausgeschalteten Zustand.

Drei Schnittstellen, nur eine sinnvoll nutzbar

Zum "höchsten Sehgenuss" bei eingeschaltetem Monitor kommt man hingegen nicht ganz so leicht. Die Probleme fangen bei der Wahl der richtigen Schnittstelle an. Acers Monitor bietet Displayport, HDMI und DVI als möglichen Eingang.

Der Displayport ist die vermutlich sinnvollste Variante. Der Monitor unterstützt nämlich Displayport 1.2 und kann somit über diese Schnittstelle Bildsignale in 4K-Auflösung (3840 x 2160) bei 60 Hz empfangen.

Schwieriger wird es, wenn nur HDMI zur Verfügung steht. Der Monitor ist zwar mit HDMI 2.0 kompatibel. Doch der derzeit verbreitete Standard ist HDMI 1.4. Nur wenige Grafikkarten unterstützen bereits den Nachfolger.

Bei weniger als 60 Hz bereitet 4K keine Freude

Die Folge: 4K-Auflösung bei 30 Hz. Selbst Bewegungen des Mauszeigers wirken so ruckelig. Videos lassen sich kaum ansehen.

Die dritte Schnittstelle erschliesst sich im Zusammenhang mit 4K-Auflösung gar nicht. Ein DVI-D-Kabel kann in der Single-Link-Variante (18 + 1 Pins) maximal WUXGA-Auflösung, also 1920 x 1080 Pixel bei 60 HZ übertragen.

Die Dual-Link-Variante (24 + 1 Pins) schafft immerhin 2560 x 1600 Pixel bei 60 Hz. Das entspricht etwa zwei Mal Full-HD und wird mitunter auch als 2K bezeichnet.

Software ist teils nicht bereit für 4K

Mit dem Displayport fährt man derzeit also am besten. Doch auch dann gibt es weitere Probleme. Die rühren aber nicht vom Monitor her. Sie sind eher softwareseitig zu suchen.

Die gute Nachricht ist: Windows 8.1 kommt ziemlich gut klar mit 4K. Ältere Versionen tun sich hingegen schwer.

Das Hauptproblem: Schriften und Icons sind häufig entweder zu klein oder unscharf. Windows 7 und 8 bieten zwar die Möglichkeit zur Skalierung von Elementen in verschiedenen Stufen (Windows 7 bis maximal 200 Prozent, Windows 8 bis 500 Prozent). Das führt aber nicht immer zum gewünschten Ergebnis.

Windows 8.1 an sich bereit für 4K

Der VLC Mediaplayer beispielsweise ignoriert die Skalierungsstufe komplett. Die Bedienelemente bleiben immer gleich gross respektive in 4K viel zu klein. Die Spielplattform Steam skaliert zwar, die Schrift wird aber unscharf.

Microsoft schiebt die Verantwortung auf die Software-Anbieter. Windows 8.1 sei an sich bereit für 4K. Das hilft beim Umstieg auf 4K nur bedingt.

Viel Platz für mehrere Anwendungen gleichzeitig

Das alles erschwert die Beurteilung von Acers Monitor. Blendet man die offensichtliche Überforderung aktueller Hard- und Software mit 4K aber aus, will man den Monitor nicht widerstandslos wieder hergeben.

Es fängt mit dem nicht mehr enden wollenden Platz auf dem Desktop an. Es können problemlos vier verschiedene Fenster gleichzeitig geöffnet sein. Anwendungen im Vollbild auszuführen macht fast keinen Sinn.

Gestochen scharfe Bilder, brauchbare Klangqualität

Bilder, Videos (sofern hochauflösend) und Spiele bekommen durch die enorme Pixeldichte eine beeindruckende Schärfe, die ein Full-HD-Monitor in gleicher Grösse nicht erreichen kann.

In Kombination mit dem integrierten DTS-Soundsystem macht der Acer S277HK eine sehr gute Figur. Ist der Monitor über Displayport verbunden, erübrigt sich auch ein Audiokabel. Die Schnittstelle überträgt nämlich nicht nur Video-, sondern auch Audiosignale.

Der Monitor selbst bietet zudem verschiedene Anzeigemodi. So lassen sich mehre Videosignale gleichzeitig anzeigen. Die LED-Hintergrundbeleuchtung lässt sich auf 15 Prozent der maximalen Helligkeit herunterdimmen, ohne dabei zu flimmern.

Fazit

Mit dem S277HK beweist Acer, dass ein Monitor nicht nur funktional, sondern auch schön sein kann. Rein optisch ist das Gerät ein echter Hingucker. Die Verarbeitung ist gut, der Monitor wirkt wertig und steht trotz asymmetrischem Standfuss sehr stabil auf dem Schreibtisch.

Der Test zeigte jedoch, dass 4K-Monitore bislang etwas verloren auf dem Markt sind. Gängige PCs, die schon zwei oder mehre Jahre auf dem Buckel haben, dürften kaum in der Lage sein, einen Monitor mit 4K-Auflösung zu bespielen. Softwareseitig zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.

Umstieg lohnt nur bei neuer Hardware

Da die Verbreitung von 4K-Geräten dieses Jahr wohl stark zunehmen wird, dürften zumindest die Softwareanbieter aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen und ihre Produkte anpassen.

Hardwareseitig lässt sich die Aufrüstung für den Umstieg auf 4K nicht vermeiden und ist sogar zu empfehlen. Das macht den Wechsel insgesamt zu einem kostspieligen Unterfangen. Die Monitore selbst werden zwar rasch günstiger, doch im Vergleich zu Full-HD-Geräten sind die Geräte alles andere als Schnäppchen.

Acer macht da keine Ausnahme. Der S277HK kostet im Handel derzeit rund 750 bis knapp unter 800 Franken.