Intelliact und Eyekon über den Master-Titel mit Bucher Connect
Bucher Connect hat sich bei Best of Swiss Web 2025 als grosser Gewinner hervorgetan. Marco Egli und Simon Stucki von Intelliact sowie Thomas Egloff von Eyekon sprechen aus Sicht der Auftragnehmer über die Knackpunkte und Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung des Projekts.

Gratulation zum Titel Master of Swiss Web 2025. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Marco Egli: Wir unterstützen die Schweizer Industrie, digitale Produktdaten über den ganzen Lebenszyklus zu nutzen. Entsprechend freut es uns ausserordentlich, dass wir das erste Projekt aus der Maschinenindustrie umsetzen konnten, das mit dem Master of Swiss Web einen Preis von nationaler Bedeutung gewinnt. Daher ist dieser Preis für mich persönlich vor allem Motivation, weitere Projekte von Strahlkraft zu realisieren.
Thomas Egloff: Seit über 20 Jahren reichen wir Projekte, auf die wir besonders stolz sind, bei Best of Swiss Web ein und durften bereits viele Auszeichnungen entgegennehmen. Dies widerspiegelt sich ja nicht zuletzt auch im aktuellen Agentur-Ranking. Dass wir dieses Jahr zusammen mit Intelliact für Bucher Connect zum ersten Mal den Mastertitel gewonnen haben, freut und ehrt uns sehr und ist sicher auch eines der Highlights seit unserem 30-jährigen Bestehen als eine der ganz wenigen noch bestehenden Schweizer Digitalagenturen der ersten Stunde.
Warum haben Sie sich beworben, das Projekt von Bucher Municipal umzusetzen? Was hat Sie daran besonders gereizt?
Egli: Im Projekt von Bucher Municipal können wir unsere Begeisterung für Maschinen kombinieren mit der langjährigen Erfahrung im Umgang mit Produktdaten. Aus den super vielen in Echtzeit gesammelten Sensordaten ein Kondensat zu visualisieren, das zu saubereren Gemeinden und Städten führt, ist noch immer ein besonderer Reiz. Dass wir dabei die Bestrebungen zur CO2-Reduktion effektiv unterstützen können, hat zur besonderen Motivation beigetragen.
Egloff: Wir haben in den vergangenen Jahren einen starken strategischen Fokus auf Projekte und Kunden aus dem Industrie- und B2B-Bereich gelegt. Mittlerweile haben wir sehr viel Erfahrung, Know-how und tolle Referenzen in diesem Bereich sammeln dürfen. Bei der Einladung zum Pitch für Bucher Connect wussten wir sofort, dass dies ein super spannendes Projekt werden könnte, und haben alles gegeben, um den Kunden gewinnen zu können. Gereizt hat uns hier vor allem die Verbindung der physischen und der digitalen Welt sowie das grosse Potenzial eines der ersten realen IoT-Business-Cases auf einem globalen Level. Ein weiterer Aspekt ist der frühe Entscheid, das UI nicht mit ready-made Front-End-Libraries umzusetzen, sondern ein Fully-custom-Interface zu entwickeln, das sich als Teil der hochwertigen Bucher-Brand-Experience präsentiert. Dadurch funktioniert die Serviceplattform auch als Marketing-Mehrwert, was ja von der Jury so erkannt und auch entsprechend mit Gold in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde.
Wie teilen sich Eyekon und Intelliact die Arbeit auf?
Simon Stucki: Eyekons Stärken liegen im visuellen Bereich, während Intelliact Expertise im konzeptionellen und technischen Bereich aufweist. Durch die enge Zusammenarbeit während der Konzeptphase entsteht ein gesamtheitliches Ergebnis – von der Planung bis zur Entwicklung.
Egloff: Mit den Kompetenzen User Research, UI-/UX-Design und Designsysteme bringt Eyekon die Nutzerzentrierung ein und mit unserer Erfahrung im Branding und Marketing sorgen wir für die nahtlose Integration in die Bucher Brand Experience.
Was war während der Umsetzung die grösste Herausforderung?
Stucki: Die Herausforderung bestand aus zwei zentralen Aspekten. Erstens die Ablösung der vorherigen Plattform, die den operativen Anforderungen nicht gerecht wurde – unter Berücksichtigung, dass die Skalierungsziele signifikant ambitionierter sind als die Leistungsgrenze der alten Plattform. Zweitens sollte gleichzeitig ein Mehrwert für die Kunden durch neue Features generiert werden. Die Kernaufgabe: innert Jahresfrist diese beiden Herausforderungen meistern und aus Milliarden Datenpunkten Mehrwert für die Nutzer schaffen.
Egli: Die wichtigsten Anforderungen aller Nutzergruppen unter einen Hut zu bringen, erforderte viel Fingerspitzengefühl. Es ist offensichtlich, dass grosse Städte wie Paris oder Berlin andere Bedürfnisse an das digitale Produkt haben als kleinere Städte wie etwa Dübendorf. Gleichzeitig sind durch die Nutzung des Bucher-Service-Teams oder von Vermietorganisationen sehr komplexe Berechtigungssituationen entstanden, die nur gelöst werden konnten, weil Datenschutz und Datensicherheit von Beginn an im Zentrum der Entwicklung standen.
Wie haben Sie diese Schwierigkeiten überwunden?
Stucki: Durch solides Engineering, ein eingespieltes Team und ein fundiertes Design, basierend auf dem Verständnis der Anforderungen von Bucher und den Kunden, sprich den Kommunen.
Die Bucher-Connect-Plattform wird von Kunden aus aller Welt genutzt. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Sie?
Stucki: Dies birgt eine Reihe von Herausforderungen. Zum einen müssen die technischen Grenzen bei der Verarbeitung der Daten berücksichtigt werden, zum anderen die rechtlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Märkten wie etwa der EU. Zu guter Letzt kommen weitere Herausforderungen in Bezug auf die Komplexität auch durch unterschiedliche Geschäftsmodelle der verschiedenen Ländergesellschaften zustande.
Egloff: Aus einer Strategie- und UX-Perspektive scheint mir der internationale Aspekt weniger relevant als die grundsätzlich breit gefächerten Ausgangslagen und Bedürfnisse der einzelnen Kundenorganisationen. Die entsprechend wichtige Phase der Nutzerforschung und Bedürfnisanalyse lieferte daher wertvolle Insights, um diese Landschaft zu skizzieren. Auf dieser Grundlage war es danach deutlich einfacher möglich, Entscheidungen auf allen Ebenen, von Schnittstellen und Datenstruktur über Strategie bis hin zu Branding und User Experience zu fällen.
Auf welches technologische Feature von Bucher Connect sind Sie als Umsetzungspartner besonders stolz, und warum?
Stucki: Nach über einem Jahr in Betrieb bin ich vor allem mit der zuverlässigen Datenverarbeitung zufrieden. Benötigte die Verarbeitung früher mehrere Stunden und nicht selten 30 Sekunden für die Generierung von einfachen Reports für die Benutzer, können wir mit der neuen Plattform die Daten innert kürzester Zeit verarbeiten und in Sekundenschnelle auch komplexe Reports über ganze Flotten aufbereiten. Hierfür war es entscheidend, Kompromisse an der richtigen Stelle zu machen und so ein effizientes System zu entwickeln. Dies ermöglicht den Kunden, schnell und zuverlässig Antworten auf ihre Fragen in Bezug auf Leistung, Verbrauch und Zustand ihrer Flotten zu erhalten.
In welchem Bereich mussten Sie Abstriche machen?
Stucki: Die Liste der möglichen Erweiterungen ist lang. Wir haben uns entschieden, uns auf die Kernfeatures zu fokussieren und so den Market Fit zu erreichen. Bei der initialen Entwicklung mussten wir aufgrund von Ressourcenengpässen bei Bucher Abstriche beim Know-how-Transfer zum Bucher-Entwicklungsteam machen. Mittlerweile konnten wir dies aber dank konsequenter Patterns, solider Dokumentation und engagiertem Know-how-Transfer ausgleichen, sodass Bucher selbstständig Erweiterungen nach bestehenden Mustern vornehmen kann.
Egloff: Auch im UI-Design gäbe es noch viele Ideen, wie die grossen Datenmengen noch attraktiver zugänglich gemacht und präsentiert werden könnten. Unter Berücksichtigung der Komplexität und weiterer Faktoren, wie etwa der Wiederverwendbarkeit der Komponenten, musste halt da und dort die «Fancyness» der Vernunft den Vortritt lassen.
Bucher Connect ist kein reines Webprojekt, sondern setzt auch auf IoT. Wie schwierig ist es, Software und Hardware aufeinander abzustimmen?
Stucki: Es bedarf solider Planung und einer engen Zusammenarbeit zwischen den involvierten Partnern. Insbesondere die Vielfalt der Hardware von Bucher-Municipal-Fahrzeugen, wie etwa Kehr-, Schwemm- oder Kanalreinigungsfahrzeugen, ist eine Herausforderung. Diese Vielzahl bedeutet, dass unterschiedliche Sensoren, Antriebsarten, Betriebsarten und weiteres berücksichtigt werden müssen. Zudem muss man Updates sorgfältig und rückwärtskompatibel planen, da Fahrzeuge über längere Zeiträume mit älterer Software in Betrieb sein können.
Sie haben schon mehrfach mit Trendtechnologien wie KI, AR und dem IoT erfolgreiche Projekte realisiert. Welchen künftigen Techtrend sehen Sie aufsteigen?
Stucki: Für mich sind neue Technologien weniger Selbstzweck als vielmehr Mittel für die Zielerreichung. Statt auf Trends wie Blockchain zu fokussieren, sehe ich das Potenzial für viele unserer Kunden in der konsequenten Anwendung bereits etablierter, aber weiterhin innovativer Technologien wie IoT, Machine Learning – als Teil von KI – und AR beziehungsweise 3-D-Grafik im weitesten Sinne. Zukünftig werden meiner Einschätzung nach vor allem jene Ansätze an Bedeutung gewinnen, die es schaffen, Mehrwert für die Kunden zu generieren.
Egli: Spatial Computing eröffnet neue Möglichkeiten, wie virtuelle Räume und physische Objekte miteinander interagieren. Insbesondere Anwendungen mit realistischem Augmented Reality (AR) haben immenses Potenzial. In industriellen Anwendungen könnte die Technologie das Prototyping oder Wartungsarbeiten deutlich beschleunigen.

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