"Software kann Treuhänder nicht ersetzen"
Treuhänder sind die Begleiter eines Unternehmens. Entsprechend müssen auch sie sich mit den Entwicklungen der Digitalisierung befassen. Welche Herausforderungen dabei auf Treuhänder zukommen, erklärt Marc Ziegler, Country Manager Schweiz bei Sage.
Was sind die drei wichtigsten Fragen zur Digitalisierung Ihrer Treuhänder-Kunden?
Marc Ziegler: Es tauchen sowohl bei Treuhändern als auch bei Entscheidern in KMUs immer wieder die gleichen Fragen auf: Wie digitalisiere ich arbeitsintensive End-to-End-Prozesse und wie das Daten- und Dokumentenmanagement, ohne dass ich manuell eingreifen muss? Muss ich in die Cloud gehen und wenn ja, brauche ich zusätzliche Infrastruktur? Und: Werden die Cloud-Daten in der Schweiz gespeichert?
Wie unterstützt Sage seine Kunden im Treuhänder-Umfeld?
Indem wir den Treuhänder befähigen, unterschiedliche Kundenbedürfnisse abzudecken. Gewisse Unternehmer wollen ihre Geschäftsprozesse digital abbilden und dem Treuhänder via Cloud direkten Zugriff auf ihre Buchhaltung geben. Andere wollen ihr "Sage 50 Extra" lieber lokal installieren, lokal arbeiten, ohne auf den sicheren Austausch von Daten, Dokumenten und Dossiers zu verzichten. Beides ist bei Sage möglich. In unser Angebot ist ein gesichertes Portal integriert. Darüber lassen sich etwa Daten mit Kunden austauschen, die mit dem lokal installierten «Sage 50 Extra» arbeiten. Ein weiterer Vorteil unseres Angebots ist, dass weder der Treuhänder noch der Kunde eine eigene Serverinfrastruktur anschaffen und diese unterhalten muss. Das können sich kleine Treuhandunternehmen oft nicht leisten. Deshalb ist das im Angebot von Sage bereits abgedeckt. Datenhaltung und Sicherung erfolgen dabei in Schweizer Rechenzentren bei unserem Partner Swiss Cloud Computing.
Inwieweit zwingt die Digitalisierung Treuhänder dazu, sich zu IT-Spezialisten zu entwickeln?
Wichtig ist, zwischen dem unternehmerisch denkenden Treuhänder, der die Chancen der Digitalisierung und die möglichen Skaleneffekte für sich nutzen will, und dem IT-Spezialisten zu unterscheiden. Wir entwickeln unsere Software, um Geschäftsprozesse zu digitalisieren und dem Treuhänder beziehungsweise dem KMU die Arbeit zu erleichtern, ohne dass sich der Treuhänder zum IT-Spezialisten weiterbilden muss. Für das IT-Spezialisten-Wissen sorgen wir zusammen mit über 600 Vertriebspartnern.
Wie muss sich ein Treuhänder aufstellen, damit er in drei Jahren noch konkurrenzfähig sein kann?
Einfache, repetitive Aufgaben werden über kurz oder lang digitalisiert. Das heisst, der Treuhänder, der sich heute nur auf Soll-Haben-Buchungen konzentriert, wird es schwer haben. Das macht die Software heute schon effizienter und günstiger. Wichtig ist, sich über Aufgaben mit Mehrwert zu positionieren, wie die Beratung in betriebswirtschaftlichen Fragen.
Wird es künftig weniger Treuhänder brauchen?
Es wird bestimmt weniger brauchen, die Soll und Haben buchen. Der Trend zu mehr Regulierung hält aber an. Betrachtet man die Bestimmungen etwa zum internen Kontrollsystem mit verschärfter Haftung für Verwaltungsräte wird deutlich, dass es mehr Spezialisten brauchen wird.
Softwarehersteller wie Sage und Banken wie etwa Valiant bieten KMUs einfache Lösungen für die Finanzbuchhaltung an. Inwieweit erwächst hier den Treuhändern neue Konkurrenz durch dessen eigentliche Partner?
Mit dem Einsatz einer Business-Software erübrigt sich der Treuhänder noch lange nicht. Die Software kann die Beratung, die ein Treuhänder gerade in steuerlicher Hinsicht und im Bereich des IKS oder Riskmanagements leistet, nicht einfach ersetzen. Es ist aber richtig, dass Banken hier über eigenes, spezialisiertes Know-how verfügen und mit den Treuhändern konkurrieren. Auch im Bereich der Software treten die Banken zunehmend als Konkurrenten zu Softwareherstellern auf, indem sie einfache Finanzbuchhaltungstools anbieten.