Bier neben Pampers erhöht den Umsatz
An der gestrigen E-Business-Konferenz haben Unternehmensvertreter über Big Data, Walmart und Online-Shops gesprochen. Auch das "Milch-Chäschtli", das einsame Versandpakete aufbewahrt, war ein Thema.
An der E-Business-Konferenz, die gestern Donnerstag an der Universität in Bern stattgefunden hat, trafen sich nationale und internationale Fachleute, um die Zukunft und neue Marktchancen von E-Business zu diskutieren. Die Konferenz ist Teil einer zweitägigen Veranstaltung – der heutige Freitag ist dem Thema E-Marketing gewidmet.
Stefan Regli, Leiter Verkauf, Marketing, Kommunikation, E-Commerce und Mitglied der Geschäftsleitung Postlogistics, referierte in seiner Keynote über die Logistik als Knackpunkt im E-Commerce bei der Schweizerischen Post. In seinem Referat erzählte Regli anfangs nichts Neues: Der Onlinehandel wachse und dies zu Lasten des Detailhandels, sagte er. Auch die Bestellungen über mobile Geräte nähmen immer mehr zu. Diese Aussagen belegte er mit verschiedenen Grafiken und Marktzahlen.
Dann aber begann sein Humor durchzuschimmern: Ein Kunde zeige nicht immer die gleiche Menge an Geduld, je nachdem, welche Art von Ware er bestelle, so Regli weiter. "Wenn ich ein Hemd kaufen will, spielt es nicht so eine grosse Rolle, ob ich das morgen oder übermorgen erhalte – wir gehen jetzt mal davon aus, dass ich immer noch ein sauberes Hemd im Schrank hängen habe", meinte er trocken. Bei einem elektronischen Gerät hingegen sei dies anders: Die Evaluierung dauere dann vielleicht gut zwei Wochen, "aber in dem Moment in dem ich das Gerät bestelle, will ich es haben!"
Pakete per Drohnen zustellen?
Ein weiteres Thema seines Referats war die Zustellung von Paketen. Bekanntlich sind die wenigsten Leute gerade dann zuhause, wenn ihr Paket eintrifft. Dennoch verfüge die Post über eine Erstzustellrate von 90 Prozent, so Regli (zum Vergleich: In Deutschland beträgt diese anscheinend nur 60 bis 70 Prozent). Zu verdanken sei dies den sogenannten Schweizer "Milch-Chäschtli".
Die Post habe sich darauf spezialisiert, die Grösse ihrer Pakete so anzupassen, dass sie just in diese Milchkästen passten. Es gibt auch Unternehmen, die damit schon fast einen Leistungssport betreiben: "Zalando beispielsweise hat seine Pakete so perfekt angepasst, dass man sie nur noch aus dem Milchkasten entfernen kann, wenn man ein Loch in das Paket schlägt und es so rauszieht, da links und rechts nur noch ein oder zwei Millimeter Platz übrig bleiben", illustrierte Regli das Problem, wobei der ganze Saal herzlich lachte. Im Internet finden sich dazu auch Beispiele.
Regli liess es sich übrigens nicht nehmen, in seinem Referat tüchtig die Werbetrommel für die Schweizerische Post zu rühren und Services wie Pickpost, Pick@Home und Yellow Cube anzupreisen. Zudem zeigte er einige durchaus hübsch gemachte Werbespots der Post. Zuletzt kam er auf das Thema Drohnen zu sprechen. Amazon hatte diesbezüglich die Diskussion angeheizt, als das Unternehmen im Dezember 2013 ankündigte, künftig Pakete per Drohnen verschicken zu wollen. Die Post, so Regli, habe bereits eineinhalb Jahre vor Amazon über dieses Thema nachgedacht und auch erste Testläufe gestartet. Leider seien aber die Drohnen (oder zumindest eine davon) abgestürzt. Wie es scheint, wird die Post also vermutlich in nächster Zeit keine Drohnen einsetzen, um Päckli zu verschicken.
Big Data und Co.
Das nächste Referat kam weniger verspielt daher. Daniel Fasel, CEO und Gründer von Scigility, sprach über Big Data und dessen Bedeutung. Er zeigte auf, wie wichtig es ist, auch historische Daten in Systeme wie Hadoop einzuspeisen, um diese Daten auch wirklich nutzen zu können. Ansonsten würden diese auf alten Datentapes vergessen gehen, gab er zu bedenken. Dark Data, nannten sich solche Daten, die oft auch in Intranets von Unternehmen zu finden seien.
Anschliessend sprach Olivier Heuberger, Jurist bei Burkhalter Legal, über das Schweizer Datenschutzgesetz, das nicht mehr wirklich der aktuellen Datensituation entspricht. Oder, um es mit den Worten von Heuberger auszudrücken: "Wir sind sozusagen in der Steinzeit stehen geblieben." Heuberger sprach unter anderem über das Recht auf Vergessen, von dem auch Google betroffen ist, sowie über AGBs.
Ein Nutzer könne schon in AGBs einwilligen, das Problem sei nur, dass er nur in etwas einwilligen könne, von dem er genau wisse, was es sei. Oder, anders gesagt: Weiss Google zum Voraus genau, welche Daten wann und wo an wen vergeben werden? Und auf welchen Servern werden diese Daten dann gespeichert? Denn das wiederum hat einen Einfluss darauf, welches Gesetz angewendet wird.
Pampers neben Bier
Eines der letzte Referate an diesem Nachmittag widmete sich dem Thema Personalisierung im Online-Business. Der Referent, Rolf Koch vom deutschen Marketing- und Technologieunternehmen Adtelligence, visualisierte das Thema anhand den Einkäufen von Pampers und Bier bei Walmart: Der US-amerikanische Detailhändler stellte eines Tages fest, dass nach 18 Uhr öfters Pampers und gleichzeitig Bier gekauft werden.
Die Kunden waren also vermutlich junge Väter, die nach der Arbeit zum nächstbesten Walmart fuhren, Pampers für ihr Baby und nebenbei noch einen Kasten Bier kauften. Walmart reagierte darauf, indem das Unternehmen die Bierkästen direkt neben die Pamperspackungen stellte, um den Umsatz von Bier zu erhöhen.
Organisiert werden die beiden Konferenzen durch die Unternehmen iQual, Xovi und Garaio mit Unterstützung der Institute für Wirtschaftsinformatik sowie Marketing und Unternehmensführung der Universität Bern und dem E-Business Kompetenzzentrum Bern. Eventpartner ist die Schweizerische Post.