"Die neuen Arbeitsweisen müssen erst erlernt werden"
Gudela Grote ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich und Leiterin der Departements Management, Technologie und Ökonomie. Sie beschäftigt sich neuen Anforderungen im Beruf.

Welche Anforderungen stellt die zunehmende Virtualisierung und Flexibilisierung der Arbeit an die Arbeitnehmenden?
Gudela Grote: Ganz grundsätzlich bringen diese Veränderungen mehr Wahlmöglichkeiten für Arbeitnehmende, aber auch für Unternehmen, am einfachsten illustriert am Beispiel des Arbeitens «any time – any place». Diese neuen Wahlmöglichkeiten beinhalten neue Freiheiten, mit denen man aber auch lernen muss, umzugehen. Wichtig ist, dass dies immer ein Aushandlungsprozess zwischen Unternehmen oder Vorgesetzten und den Mitarbeitenden sein muss, damit diese Freiheiten nicht einseitig zulasten eines der Partner in der Arbeitsbeziehung genutzt werden.
Sind jüngere Mitarbeitende diesen Anforderungen eher gewachsen als ältere?
Jüngere Mitarbeitende sind schon eher mit neuen Technologien und den Freiheiten, die sie bieten, aufgewachsen. Das heisst aber nicht unbedingt, dass sie auch gelernt haben, auf gute Weise mit ihnen umzugehen. Viele Junge sind überfordert mit den Entscheidungen, die sie treffen müssen, und vertrauen dabei vielleicht auch zu schnell auf die Technik. Wie man am besten in einem Team arbeitet, dessen Mitglieder über mehrere Städte, Länder oder gar Kontinente verteilt sind, müssen wir alle lernen und unter Umständen auch immer wieder neu lernen, weil jede Gruppe ein wenig anders funktioniert.
Welche Antworten müssen Unternehmen auf diese Probleme finden? Welche Hierarchieebene sollte zuständig sein?
HR-Abteilungen können unterstützen, indem sie bei der Ausarbeitung von Regeln für die Nutzung der technischen und organisatorischen Möglichkeiten helfen. Ein einfaches Beispiel sind Regeln für das Arbeiten von zuhause oder für die Nutzung von E-Mails. Auch können HR-Abteilungen Vorgesetzte und Mitarbeitende durch Trainings oder Coaching besser darauf vorbereiten, in weniger homogenen Teams zu arbeiten, etwa in verteilten Teams mit sehr unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. Von der Unternehmensleitung müssen aber auch klare Signale kommen, dass mehr Flexibilität zum Nutzen für Unternehmen und Beschäftigte angestrebt wird.
Inwieweit können die von Ihnen beschriebenen «psychologischen Verträge» die Arbeitssituation verbessern?
Psychologische Verträge beinhalten die gegenseitigen, aber nicht notwendigerweise übereinstimmenden Erwartungen und Angebote von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden. Sie bilden das Fundament für eine gute Arbeitsbeziehung, wenn diese Erwartungen und Angebote und auch die unterschiedlichen Sichten darauf möglichst offen diskutiert werden und eine gemeinsame Perspektive gefunden wird. Dies ist im Zusammenhang mit flexibler und virtueller Arbeit besonders wichtig, da mehr Spielräume für die Gestaltung der Arbeitsbeziehung und damit auch mehr Gefahren für ein Auseinanderdriften von Erwartungen gegeben sind.
Welchen Beitrag können neue Technologien leisten? Sind sie eher Unterstützung oder verschärfen sie das Problem zusätzlich?
Neue Technologien sind ein wesentlicher Bestandteil des Wandels der Arbeitswelt. Sie können aber auf sehr verschiedene Arten genutzt werden, das heisst sie haben keine vorbestimmte Wirkung, sondern der Umgang mit den neuen Möglichkeiten muss von allen Beteiligten erprobt und ausgehandelt werden.

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