Welche Schweizer App ist die beste?
Am 12. November wird die beste Schweizer App prämiert. Die Jury eruierte in den Räumen von Digicomp die Shortlist für den Best of Swiss Apps Award 2015. Die Redaktion war dabei.
Wer gewinnt den Best of Swiss Apps Award? Das ist die grosse Frage im Vorfeld des beliebten Schweizer App-Events, der zum dritten Mal stattfindet. Gesucht wird der Nachfolger der UBS-App Sumup, die es 2014 zuoberst auf das Treppchen schaffte. 2013 ging der Sieg an das iPad-Puzzlespiel Liquidsketch des Programmierers Tobias Neukom.
60 Juroren, 203 Einreichungen
Bei Best of Swiss Apps dreht sich alles um die Schweizer App-Economy. Hinter der Veranstaltung stehen der Verlag Netzmedien und der Branchenverband Simsa. Sie zeichnen analog zu Best of Swiss Web mit einer Werkschau die besten Schweizer Apps aus. 2015 gibt es 203 Einreichungen. Gegenüber den 103 aus dem letzten Jahr ist das fast eine Verdoppelung. Die Veranstalter akzeptierten Apps, die in den letzten zwölf Monaten neu erstellt wurden.
Der Sieger wird am 12. November gekührt. Dann findet im Aura in Zürich die Preisverleihung statt. Bevor es aber so weit ist, wurde jede App auf Bits und Bytes geprüft. Die Jury stand vor der sehr schwierigen Aufgabe, eine Vorselektion zu machen. Die Favoriten der rund 60 Juroren landeten auf der sogenannten Shortlist. Unternehmen und Entwickler, die es auf diese Liste schaffen, haben die erste Hürde übersprungen. Sie haben theoretisch die Chance, die Konkurrenz hinter sich zu lassen und als alleiniger Sieger aus dem Wettbewerb hervorzugehen.
Neue Wettbewerbskategorien
Im Vergleich zum Vorjahr gibt es einige Änderungen, die in Zusammenarbeit mit der App-Entwickler-Szene umgesetzt wurden. Rund 20 Vertreter von Agenturen nahmen am 14. April an einem Roundtable teil, um die Herausforderungen der Branche und die Ansprüche an den Wettbewerb zu diskutieren. Herausgekommen ist dabei die neue Kategorienordnung – es gibt nun neun Basis- und drei Spezialkategorien. Sie orientieren sich stärker an den Kompetenzen und dem Know-how der Agenturen.
Die Zahl der mobilen appfähigen Endgeräte nimmt weiter zu. Dazu kommen die Wearables: Mit über 11 Millionen verkauften Geräten hat sich der Absatz im globalen Wearable-Markt im ersten Quartal 2015 gegenüber der Vorjahresperiode gemäss IDC verdreifacht. Wearables wurde denn auch zum Sonderthema 2015 erkoren.
"Dafür gibt es doch schon Wikipedia"
Die Vorjurierung dauerte dieses Jahr ganze fünf Tage. Die Jury fand sich dafür bei Digicomp in Zürich ein, um die Shortlist zu erstellen. Dabei wurde heiss diskutiert, und unterschiedlichste Ansichten prallten aufeinander. Apps mit ungenügender Usability erhielten schlechte Noten, Spiele mit nerviger Musik wurden abgestraft, und Anwendungen ohne Use Case scharf kritisiert.
Die Diskussionen in der Jury zeigten, dass es nicht reicht, bloss eine gute App einzureichen. Eines der Jurymitglieder kritisierte etwa, dass eine der Apps zwar flüssig laufe und ein tolles Design habe, aber völlig an der Zielgruppe vorbeischiesse. "Das ist technisch sauber umgesetzt – aber macht es auch Spass?", fragte ein anderer Juror, während er auf dem iPhone eine App testete. "Spass heisst für jeden etwas anderes", relativierte sein Kollege.
Spass hatte auch die Jury, die für einige Lacher sorgte. Aussagen wie "Immerhin: Es ist ästhetisch nicht abschreckend" regten zum Schmunzeln an. "Müssen wir wirklich eine Goldmedaille vergeben?", fragte ein Juror. "Dafür gibt es doch schon Wikipedia", witzelte sein Kollege.
"Kommt ihr weiter als Level 3?"
"Was bringt die schöne Grafik, wenn die Story keinen Tiefgang hat?", fragte einer der Juroren. Ein anderer rieb sich daran, dass einige Entwickler immer noch nicht wüssten, welche Funktion der Zurück-Button auf Android habe. Ein weiteres Jurymitglied fand es lästig, dass er einen Prozess in einem Spiel nicht unterbrechen konnte: "Im Single-Player-Modus muss das immer möglich sein."
Kritisiert wurden auch schwammige Steuerungen ("Das spielt sich immer noch gleich unpräzise wie vor drei Jahren!"), zu steile Lernkurven ("Kommt ihr weiter als Level 3?") und Websites, die immer noch nicht responsive sind. Unübersichtliche Navigationen, mangelndes Feedback ("Ich vermisse den Fortschrittsbalken!") und Apps, die den Nutzer in die Irre führen ("Wieso ist denn dieses Bild nicht klickbar?") fanden ebenfalls nur wenig Anklang.
Nicht jede App hat einen Use Case
Eine hitzige Diskussion gab es darüber, ob eine App drehbar sein muss. Ein Juror war der Meinung, dass der Nutzer entscheiden solle, wie er sein Tablet oder Smartphone halte. Sein Kollege entgegnete, dass es eine Design-Entscheidung der Agentur sei. Ein Spiel könne auch schlechter werden, wenn man es im Quer- statt im Hochformat spiele.
Auch einige Apps für die Apple Watch sorgten für Gesprächsstoff. Bemängelt wurde vor allem, dass es gar nicht sinnvoll sei, jede App auf die Uhr zu portieren. "Oh! Apple hat nun eine Smartwatch! Wir müssen sofort unsere App dafür rausbringen", gab sich ein Juror sarkastisch. Unternehmen und App-Entwickler müssten sich immer fragen, ob es überhaupt einen Anwendungsfall für eine spezifische App auf einer Smartwatch gebe. Es wurde aber auch ein positives Beispiel genannt: Während ein Einkauf mit einer Smartphone-App mühsam sein könne, habe man mit einer Smartwatch stets beide Hände frei.