Websites sind noch zu selten barrierefrei
Bei der Barrierefreiheit von Websites gibt es in der Schweiz noch einiges zu tun. Zu dieser Erkenntnis kommt die "Accessibility-Studie" der Stiftung "Zugang für alle". Vor allem Onlineshops, Newsportale, Hochschulen und Städte müssten noch einiges tun.
Die Stiftung "Zugang für alle", hat ihre vierte "Accessibility-Studie" vorgelegt. Darin untersucht die Stiftung, wie zugänglich Websites in der Schweiz für körperlich eingeschränkte Personen sind. Das Ergebnis offenbart deutlichen Verbesserungsbedarf, wie es in einer Mitteilung heisst. Getestet wurden rund 100 Websites von Bund, Kantonen, Gemeinden aber auch privaten Anbietern wie Onlineshops und Newsportalen.
Laut den Studienautoren sind 20 Prozent der Bewohner der Schweiz körperlich beeinträchtigt, dazu gehören etwa Seh- und Hörschwächen wie auch Beeinträchtigung im Bewegungsapparat oder kognitive Einschränkungen. Diese Personen müssten durch die Websites beim Surfen unterstützt werden, was jedoch bei weitem noch nicht in allen Bereichen der Fall sei.
Bund hat Hausaufgaben gemacht
Am besten schnitten im Test Websites der Bundesbehörden ab. 10 von 11 Websites waren grösstenteils barrierefrei, heisst es in der Mitteilung. Ebenfalls gute Noten bekamen die Post und die SBB.
Weniger gut sehe es hingegen bei den Kantonen und Städten aus. Nur 11 von 26 untersuchten Websites sind für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zugänglich. Am besten schnitten die Kantone Bern, Aargau und Basel Stadt ab. Luzern, Nidwalden und Obwalden erhielten nur zwei von fünf möglichen Punkten in der Gesamtwertung.
Bei den zehn grössten Schweizer Städten schnitt die Hälfte der Websites mit "ungenügend oder schlecht" ab. Volle Punktzahl erhielten die Städte Zürich, Basel, Bern und Winterthur. Lugano, Biel und Lausanne vielen durch.
Besonders negativ vielen Websites von Hochschulen auf. Die Mehrheit erfüllt die Kriterien nicht. Diese mache sich besonders in den Bereichen Aus- und Weiterbildung bemerkbar.
Private schneiden schlecht ab
Bei den Websites von privaten Anbietern sprechen die Autoren von einem "bedenklichen Bild". "Die grosse Mehrheit der untersuchten Websites ist nur teilweise oder überhaupt nicht zugänglich", lautet das Urteil. Schlechte Noten zeigten sich besonders bei den getesteten Onlineshops und Newsportalen. Menschen würde so die "unabhängige Informationsbeschaffung sowie die uneingeschränkte Alltagsbewältigung verunmöglicht".
Bei den Newsportalen erhielt einzig Le Temps die volle Punktzahl. Mehr als die Hälfte der untersuchten Sites erhielt nur einen Punkt und fiel damit krachend durch.
Etwas besser schnitten die Apps der Newsportale ab. Bei iOS erhielten 24 heures, Watson und NZZ die volle Punktzahl. Bei Android NZZ und Corriere del Ticino.
Spitzenreiter bei den Onlineshops ist brack.ch mit vier von fünf Punkten. Digitec kommt mit nur einem Punkt auf den letzten Platz. Alle anderen untersuchten Onlineshops haben jedoch auch nur zwischen drei und zwei Punkten, ungenügend für die Studienautoren.
Oft ist fehlendes Wissen schuld
Gerade das Internet biete gemäss der Studienautoren viele Möglichkeiten für die Inklusion von Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Die Potenziale würden aber bei weitem nicht ausgenutzt.
Vor allem das fehlende Wissen in diesem Bereich machen die Autoren dafür verantwortlich. Barrierefreiheit würde bei der Planung von neuen Apps und Websites zu wenig berücksichtigt. Dabei könnten Websitebetreiber mit einem vergleichweise geringen Arbeitsaufwand einen deutlich grösseren Nutzer- und Kundenkreis ansprechen.
Die vollständige Studie mit allen Resultaten der getesteten Websites kann kostenlos auf der Website von "Zugang für alle" heruntergeladen werden. Als Hauptsponsoren der Studie engagierten sich das Bundesamt für Kommunikation und die Post.