Schweizer Integratoren fehlen Fachkräfte
Das Jahr 2016 ist für die grössten Schweizer Digital-Signage-Integratoren gut verlaufen. Das behaupten sie zumindest selbst. Exakte Zahlen zum Markt sind rar. Und es gibt ein paar Probleme.
Der Schweizer Markt für Digital Signage ist sehr fragmentiert. Es tummeln sich viele unterschiedliche Anbieter auf dem Markt. Das macht es sehr schwierig, den Markt detailliert zu erfassen. Mangels verfügbarer Daten befragte die Redaktion die 15 grössten Schweizer Integratoren. 7 von ihnen antworteten.
Die Geschäfte liefen 2016 demnach gut. Zusammengenommen realisierten die 7 Integratoren rund 315 reine Digital-Signage-Projekte. Die bescherten ihnen einen Umsatz von etwa 44 Millionen Franken.
Digital Signage gewinnt an Bedeutung
Bei der Frage nach den wichtigsten Branchen sind sich die Integratoren zum Teil uneins. Einige nennen etwa Banken als die grössten Kunden. Bis zu 60 Prozent der Digital-Signage-Umsätze generierten sie in der Finanzbranche. Bei anderen ist der Handel mit 40 Prozent Umsatzanteil das stärkste Zugpferd. Die befragten Anbieter nannten ausserdem Versicherungen, Spitäler, Telekommunikation, Automotive und die öffentliche Hand.
Einige verzichten hingegen bewusst auf einen klaren Fokus. Bison IT Services etwa. "Wir haben zurzeit keinen Branchenfokus und somit einen guten Branchen-Mix", sagt Bison-Sprecher Tobias Stöckli. Eine Strategie, die sich bewähren könnte. Denn Digital Signage gewinnt weiter an Bedeutung und dringt in die unterschiedlichsten Branchen vor, wie Stephanie Briner von JLS Digital sagt.
Multi-Channel befruchtet den Markt
Unabhängig von den Branchen müssten die Digital-Signage-Anbieter zu digitalen Brückenbauern werden, um Kunden auf digitale Informations- und Kaufkanäle zu lenken, sagt Briner. "Die Multi-Channel-Entwicklung befruchtet in gewissem Masse den Markt für Digital Signage."
Die meisten der befragten Anbieter stellten zwar im vergangenen Jahr neue Mitarbeiter ein. Doch für einige war dies kein leichtes Unterfangen. Es sei schwierig, ausgeschriebene Stellen schnell und gut zu besetzen, sagt Pierre Farine, CEO von Screenfoodnet. JLS Digital stand im vergangenen Jahr vor dem gleichen Problem.
Anbieter preisen sich falsch an
Anbieter wie Screenfoodnet und JLS Digital bemängeln zudem, dass im Markt viele Anbieter Fähigkeiten vorgaukeln, die sie nicht besitzen. "Viele preisen sich als Partner für Digital-Signage-Gesamtlösungen an, obwohl sie ihre Kompetenzen eigentlich nur in Teilbereichen haben", sagt Briner von JLS. Für Unternehmen sei es deshalb schwierig, den Markt richtig einzuschätzen.
Die Folge sind Kunden mit Lösungen, die nicht "den gewünschten Mehrwert liefern", wie Farine von Screenfoodnet sagt. Meist werde das den Kunden erst im Projekt bewusst und sie würden dann oft den Anbieter wechseln. "In solchen Fällen erfordern die strapazierten Budget- und Zeitressourcen sowie die hohen Erwartungen des Kunden eine gute Planung, transparente Kommunikation und einen Sondereffort beider Seiten, um solche Projekte retten zu können."
Die Anforderungen der Kunden werden entsprechend komplexer. "Unsere Kunden fragen nach Systemen, mit denen sie Geld verdienen und kommunizieren können", sagt Ulrich Jost, CEO von Kilchenmann. "Für dekorative Systeme, die ausschliesslich dem Image dienen, interessiert sich niemand mehr." Die Goldgräberstimmung im Digital-Signage-Markt habe sich massiv abgeschwächt. Grundsätzlich biete der Markt aber immer noch viele Chancen.