Ricoh will Drucken zum Service machen
Nach Managed Print Services ist für Ricoh Printing-as-a-Service das nächste grosse Ding. Bei den Ricoh Innovation Days präsentierte der Hersteller seine Zukunftsvision. Für einen Kunden kann es aber nicht schnell genug gehen.
Der 15. März war der Startschuss für die Ricoh Innovation Days in Ricohs Firmensitz in Wallisellen. Der Spezialist für Druck und Dokumentenmanagement zeigte interessierten Kunden und Partnern, was sich im vergangen Jahr getan hat und wie sich das Unternehmen in der Zukunft aufstellen will.
Ricoh baut Marktstellung aus
Ricoh-Schweiz-Chef Daniel Tschudi eröffnete den Event. Ricoh konnte im vergangen Jahr seine Marktstellung in der Schweiz noch weiter ausbauen, sagte er. Bei der Strategie präsentierte er die gleiche Folie wie im Vorjahr. "Es ist auch nicht so schlecht, wenn sich die Strategie nicht jedes Jahr ändert", begründete er dies.
Der Event stand im Wesentlichen unter dem Motto "Printing as a Service". Tschudi formulierte als Ziel, Drucken wie Strom oder Wasser anzubieten. Noch sei Ricoh nicht ganz so weit. Ungefähr 95 Prozent dessen, was dafür nötig ist, könne das Unternehmen aber bereits anbieten. Anschliessend zeigte Richard Gaechter, wie er sich die Zukunft des Printing-as-a-Service vorstellt. Gaechter ist Head of Major Accounts und Head of Strategic Accounts bei Ricoh Schweiz.
Revolution im Druck steht an
Mit der Frage: "Gibt es nicht wichtigere Dinge zu tun, als sich um Printing zu kümmern?", leitete Gaechter seinen Vortrag ein. Ja, meinte er, denn das Drucken sollte jemand anderes übernehmen, damit die hochbezahlten Mitarbeiter ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen können. Daher trug Gaechters Vortrag den seiner Ansicht nach ketzerischen Untertitel: "Printing as a Service - None of your Business".
Gaechters Einschätzung nach wird der nächste grosse Durchbruch beim Drucken nicht von der Technologie kommen. Schnellere, sparsamere und wartungsärmere Drucker seien nur eine Evolution der Technologie. Die Revolution zeichne sich mit dem Printing-as-a-Service ab. Als Vergleich dazu zog der den elektrischen Strom heran. Vor über 150 Jahren kümmerte sich in den Fabriken noch eine ganze Armee von Arbeitern darum, die Maschinen mit Energie zu versorgen. Jetzt sei der Strom einfach da. Diese Entwicklung sieht er auch beim Drucken kommen.
In Zukunft werde der Kunde einfach eine bedruckte Seite verlangen und nicht mehr einen Drucker wollen. Auch Ricoh müsse seine Firmenkultur anpassen, um dies möglich zu machen, sagte er. Besonders bei der Bilanzierung von Umsätzen sei dies eine Herausforderung, die das Unternehmen aber meistern könne. Wenn sich eine Firma für einen Anbieter von Printing-as-a-Service entscheidet, dann sei dies wie eine Hochzeit, fügte Gaechter weiter an. Es brauche ein sehr grosses Vertrauen zwischen den Parteien, denn das Drucken sei in vielen Firmen ein zentraler Bereich.
"Drum prüfe wer sich ewig bindet…"
Laut Gaechter sollten sich Unternehmen sehr genau überlegen, für welchen Partner sie sich beim Printing-as-a-Service entschieden, sagte er in einem Gespräch. Denn die Scheidung könnte, wie auch im echten Leben, schwierig werden. Besonders wenn die Prozesse sehr eng verzahnt sind und das Printing-as-a-Service etwa auch auf das Dokumentenmanagement und andere Dienste ausgeweitet wird.
Printing-as-a-Service werde seiner Meinung nach aber nicht zu einer Commodity werden, denn Drucker seien nicht so mobil und die vielen beweglichen Teile würden die Nutzer herausfordern. Der Service-Anbieter könnte daher nicht so einfach gewechselt werden. Einen Drucker als austauschbare Commodity, hergestellt von einem nullachtfünfzehn Hersteller, sieht er in der nahen Zukunft eher nicht.
Im Moment seien nur sehr wenige Firmen in der Lage, Printing-as-a-Service anzubieten, meinte er weiter. Dennoch werde der Service zum Trend. Dieser könnte Gaechter zufolge zu einer deutlichen Konsolidierung am Markt führen.
Drucken wo und wann immer der Kunde will
Nachfolgend sprach der Ricoh-Kunde Marc Moser. Er ist IT-Chef bei CRH Swiss Distribution, einem der grössten Bauzulieferer in der Schweiz. Die Firma beschäftigt 2200 Mitarbeiter an 140 Schweizer Standorten. Für die Bestellungen ist das Drucken in seiner Branche immer noch von zentraler Bedeutung. Rund 1,8 Millionen Bestellungen gingen im Jahr ein und hinter jeder sei sehr viel Papier dahinter, sagte Moser.
Da CRH vor allem durch Zukäufe wuchs, herrschte noch vor einigen Jahren ein sehr grosses Chaos bei den Druckern vor. Über 120 verschiedene Modelle von 8 Herstellern und 4 Lieferanten waren im Einsatz. Mit Ricoh vereinheitlichte CRH diese Druckerflotte. Aktuell sei CRH beim Managed Print Service von Ricoh angekommen. Dies ist Moser aber noch nicht genug, wie er betonte.
Er will sich als Kunde und IT-Leiter eigentlich nicht um die Drucker kümmern. Idealerweise ist das Drucken einfach da. Er wolle wann und von welchem Gerät auch immer drucken. Beispielsweise möchte er etwa auch einen Ricoh-Drucker nutzen können, der bei einem Kunden irgendwo in der Schweiz steht. Dies idealerweise mit dem Smartphone und ohne Umschweife.
Drucken soll zur Commodity werden
Auch die eigene Druckerflotte würde er gerne nur noch als Service nutzen und die Geräte nicht leasen, wie dies bis anhin der Fall war. Alle Dienstleistungen sollten von einem Ansprechpartner kommen, der alle mühsamen Serviceleistungen übernimmt. "Ich habe diese Anforderungen, mach mir einen Preis", forderte er Ricoh heraus. Gleichzeitig erwartet er von einem Partner auch, dass er die Druckerflotte überwacht und Verbesserungsvorschläge einbringt. Für diesen Zusatznutzen wäre er auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen, sagte er.
Hierfür brauche es aber nicht nur bei den Herstellern und Druckanbietern ein Umdenken, sagte er weiter. Denn auch in Firmen müsse die Devise "dies ist mein Drucker" verschwinden. Hierfür sei aber noch sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
Das Drucken müsste zu einer Commodity werden. Einfach klicken und das bedruckte Papier entgegennehmen. Alles was dahinter passiert, sollte weder die Unternehmens-IT noch den Anwender belasten. Es muss einfach nur funktionieren. Gefragt, ob er für einen solchen Service auch von Ricoh zu einem anderen Anbieter wechseln würde, sagte er klar "ja". Wenn jemand anderes den Service anbieten könne, den er möchte, dann würde er sicher wechseln.