Der Cloud-Service-Broker als Vermittler zwischen Business und IT
Immer mehr Unternehmen nutzen Services verschiedener Cloud-Anbieter. Ein Cloud-Services-Broker als Schnittstelle kann helfen, diese Services sinnvoll zu orchestrieren.
Treiber von Veränderungen in der IT ist das Business. Es kommt mit Anforderungen und Ideen, die meist schnell umgesetzt werden sollen. Cloud-Services dienen hierbei oft als geeignetes Mittel. So erstaunt es nicht, dass die Nutzung von Cloud-Services in deutschen Unternehmen in den letzten drei Jahren von 44 Prozent auf 65 Prozent gestiegen ist («Cloud-Monitor 2017», KPMG). In der Schweiz dürfte die Situation ähnlich sein.
Als pragmatischer Ansatz für Cloud Computing haben sich in den letzten Jahren hybride Lösungsmodelle etabliert. Sie nutzen sowohl On-Premises- als auch Cloud-Ressourcen und verhelfen der IT zu mehr Effizienz und meist auch zu mehr Sicherheit. Während so zum Beispiel geschäftskritische Daten und Anwendungen weiterhin on-premises laufen, kann alles andere kostengünstig und skalierbar aus der Cloud bezogen werden.
In jüngster Zeit hat sich die Cloud-Nutzung dahingehend entwickelt, dass immer mehr Unternehmen Services von einer Vielzahl von Cloud-Anbietern nutzen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis Ende 2018 die Hälfte aller Unternehmen mehr als fünf verschiedene Cloud-Dienstleister nutzen wird. Man spricht hier auch vom sogenannten Multi-Cloud-Ansatz, bei dem ein Unternehmen unterschiedliche Cloud-Services integriert.
SaaS-Lösungen an der Spitze
Bei einem Multi-Cloud-Ansatz können Services unterschiedlicher Granularität miteinander kombiniert werden. Als Fundament dienen Infrastructure-Services (IaaS), die grundlegende IT-Ressourcen wie Rechner- und Netzwerkkapazität sowie Storage-Lösungen zur Verfügung stellen. Beispiel für IaaS-Angebote sind die Amazon Elastic Compute Cloud (EC2) oder die Microsoft Azure Compute Services, eine zentrale Cloud-Plattform für skalierbare Rechenkapazität. Auf der nächsten Ebene stellen Plattform-Services (PaaS) Datenbank, IoT, BI, Programmiermodelle und Entwicklerwerkzeuge bereit, um cloudbasierte Anwendungen zu erstellen und auszuführen. Ein Platform-as-a-Service ist beispielsweise die BI-, Analytics- und Entwicklungsumgebung von Microsoft Azure. SaaS repräsentiert die oberste Schicht im Cloud-Modell, bei dem der Provider den Nutzern seine eigenen Anwendungen bereitstellt. Beispiele hierfür sind die Microsoft Office 365 und Dynamics CRM Online sowie Salesforce.
Von IaaS, PaaS und SaaS wird heute unterschiedlich häufig Gebrauch gemacht. Laut dem Cloud Security Spotlight Report 2017, der auf einer umfassenden Onlineerhebung unter 1900 Cybersecurity-Spezialisten beruht, nutzen 67 Prozent der Unternehmen bereits SaaS, 50 Prozent IaaS und 38 Prozent PaaS. Dies ist damit zu erklären, dass insbesondere SaaS häufig Antworten auf Businessanforderungen darstellen. Sie sind nicht selten hochspezialisiert und bedienen eine bestimmte Nische – so gibt es etwa SaaS zur automatisierten Erstellung von Geschäftsberichten oder Abrechnungen. In der Schweiz ist gemäss dem Swiss Software Industry Survey der Anteil der Hersteller massgeschneiderter Softwarelösungen mit 36,3 Prozent auch sehr hoch. In Zukunft dürfte diese Zahl weiter steigen.
Gerade im Bereich SaaS nutzen Unternehmen heute also bereits eine Vielzahl verschiedener Anbieter, während es bei IaaS und PaaS nur ein paar wenige sein dürften.
Aggregation, Integration und Customization
Die steigende Anzahl der Cloud-Services-Anbieter mit ihren verschiedenen Bereitstellungsoptionen und Kostenstrukturen gestaltet es für Unternehmen sehr schwierig, den richtigen Anbieter/Service zu identifizieren. Häufig werden SaaS-Dienste auch an der IT «vorbei» gebucht, womit ein Wildwuchs vorprogrammiert ist. Abhilfe schaffen kann hierbei eine Stelle, die die verschiedenen Cloud-Services und -Service-Bestandteile zu einem ganzheitlichen Service orchestriert.
Für diese Stelle hat sich in den letzten Jahren der Begriff des Cloud-Service-Brokers (CSB) etabliert. Laut Definition des National Institute of Standards and Technology (NIST) ist diese als Einheit zu verstehen, die den Einsatz, die Performance und die Bereitstellung von Cloud-Services managt sowie zwischen Cloud-Services-Anbieter und -Nutzer vermittelt. Gartner sieht dabei drei zentrale Aufgabenbereiche, die ein CSB im Hinblick auf Cloud-Services wahrnehmen muss: Aggregation, Integration und Customization, also die individuelle Anpassung an Kundenbedürfnisse. Als Schnittstelle zwischen IT und Business stellt der CSB die Qualität, Sicherheit, Compliance und Performance entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Services sicher.
Business-Manager und IT-Experte
Ein CSB kann – genauso wie andere Cloud-Services – über einen externen Dienstleister als Service in Anspruch genommen werden. Da die Komplexität der vorhandenen Cloud-Services auch in Zukunft weiter zunehmen dürfte, sehen Analysten hier immenses Potenzial. Schätzungen zufolge wird der globale Markt für CSB-Services bis 2020 einen Wert von 13,3 Milliarden Dollar erreichen.
Alternativ kann der Cloud-Service-Broker als eigene Stelle innerhalb des Unternehmens angesiedelt sein. Hierfür sind weder Spezialisten noch Generalisten geeignet – es sind Versatilisten, die die idealen Kandidaten für die Rolle als CSB darstellen. Sie verfügen nicht nur über tiefe Fachkenntnisse, sondern auch über ein breites Business-Wissen, das ihnen eine umfassende Sicht auf die Geschäftsprozesse erlaubt. Als Versatilist vereint ein Cloud-Service-Broker also die Kompetenzen eines Business-Managers mit denjenigen eines IT-Experten auf sich, ist Integrator und Transformator zugleich.
Cloud-Services-Broker können sich innerhalb eines Unternehmens zu wichtigen Beratern und einflussreichen Entscheidungsträgern entwickeln. Dabei wird oftmals auch auf Unterstützung von externen Spezialisten und Beratern gesetzt.