Zielbild 2020

FMH will Ärzte für die Digitalisierung begeistern

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Der Schweizer Ärzteverband FMH hat ein Leitbild für die Digitalisierung im ambulanten Gesundheitsbereich formuliert. Es beruht auf einer Risikoanalyse und beinhaltet zehn Kernaussagen, Erfolgsfaktoren sowie eine Vorstellung davon, wie ein digitalisiertes Gesundheitswesen aussehen sollte.

(Source: kreefax / Fotolia.com)
(Source: kreefax / Fotolia.com)

In den Arztpraxen der Schweiz kommt die Digitalisierung eher schleppend voran. Nur etwa die Hälfte der hiesigen Praxisärzte führt eine elektronische Krankengeschichte, wie "Medinside.ch" berichtet. Deswegen formulierte der FMH ein Leitbild für die Digitalisierung im ambulanten Gesundheitsbereich.

Das Leitbild baut auf einer Risikoanalyse auf. Der FMH benennt gemäss dem Bericht folgende "Stärken und Chancen":

  • Nutzung und Nachfrage digitaler Angebote im Gesundheitswesen nehmen stetig zu. (Beispielsweise Gesundheits-Webseiten, Praxis-Webseiten, Online-Termine, Arzt-Patienten-Kommunikation, Health-Apps, eRezepte, Kommunikation zwischen Gesundheitsversorgern)

  • Die Zahl der Anbieter digitaler Leistungen (z.B. telemedizinische Zentren, Praxen, Spitäler) und Angebote (zum Beispiel Software, Health-Apps, Hardware, Wearables) nimmt stetig zu.

  • Viele digitale Angebote wie die Telekonsultation und Gesundheitsapps bieten einen niederschwelligen, raum- und zeitunabhängigen Zugang zur Gesundheitsförderung und Prävention.

  • Ärzte haben mehrheitlich eine positive Einstellung zu digitalen Gesundheitsangeboten und wünschen sich dort weitere Digitalisierung, wo der Mehrwert durch Vereinfachungen und Verbesserungen in Qualität und Prozessen spürbar ist.

  • Effizienzsteigerung und Kosteneinsparungen sind vor allem ersichtlich bei Behandlungen von gesundheitlichen Störungen, die einfach zu erfassen und schnell lösbar sind sowie bei der Therapierung und beim Monitoring gewisser Beschwerden und chronischer Leiden.

  • Orientierungshilfen und Handlungsempfehlungen für die Nutzung digitaler Angebote erleichtern die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Probleme müssen benannt und Lösungen gefunden werden, dann können alle profitieren.

  • Mit dem weiteren Ausbau der digitalen Infrastrukturen sinken die Eintrittsbarrieren und Synergien und Effizienzgewinne nehmen zu.

Anschliessend folgt eine Liste mit "Schwächen und Risiken":

  • Datenschutz und Datensicherheit sind heikle und emotional besetzte Themen mit noch vielen offenen Fragen.

  • Der TARMED-Tarif setzt heute keinen Anreiz für die Nutzung der Telemedizin, da entsprechende Positionen fehlen.

  • Die Rechtsgrundlagen für die Digitalisierung sind kantonal sehr unterschiedlich, fragmentieren die Möglichkeiten und hinken teilweise der Realsituation hinterher.

  • Standards für die Interoperabilität der telemedizinischen Infrastruktur fehlen und/oder werden nicht umgesetzt.

  • Die Treiber der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung sind vielfältig und komplex; gleichzeitig ist die Digitalisierung ein wichtiger Treiber für die Entwicklung der nachhaltigen Gesundheitsversorgung.

  • Die Realsituation sieht so aus, dass vor allem die jüngere Ärzteschaft nachfragebedingt digitale Möglichkeiten pragmatisch nutzt und anbietet – mit suboptimalen Rahmenbedingungen.

  • Wirksamkeits- und Zweckmässigkeitsnachweis digitaler Gesundheitsangebote, insbesondere im therapeutischen Bereich, sind noch unzureichend.

  • Unterschiedliche digitale Affinitäten und Kompetenzen führen sowohl bei der Ärzteschaft wie bei den Patienten zu einem unterschiedlichen Zugang und einer unterschiedlichen Nutzung digitaler Angebote.

Aufgrund dieser Auflistung erarbeitete der FMH sein Leitbild für Ärzte. Es beinhaltet zehn Kernaussagen, Erfolgsfaktoren sowie den wünschenswerten Zustand der Digitalisierung im ambulanten Bereich. Ungeklärt sei noch die Frage, wer die Massnahmen für die Umsetzung dieser Ziele formulieren solle.

So sieht das Leitbild des FMH aus:

(Source: FMH / medinside.ch)

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