Container: Wie sich bekannte Technik zum Hype mauserte
Solaris-Administratoren haben für Container maximal ein müdes Lächeln übrig – Sun führte Container in seinem Betriebssystem bereits 2004 ein. Und auch Linux kennt Container schon seit mehr als einem Jahrzehnt.
Wie viele Technologien, die in der Linux-Community entstehen, waren Linux-Container (LXC) für die breite Masse nur sehr schwer nutzbar – es war schlicht zu komplex, um damit zu arbeiten. Eine LXC-Umgebung zu erstellen, setzte umfangreiche Linux-Kenntnisse voraus. Im besten Fall war man auch mit Shell-Scripten vertraut, um den Prozess soweit es geht zu automatisieren.
Docker und Kubernetes bringen den Durchbruch
Der echte Durchbruch für Container kam erst mit Docker. Das Tool basiert auf LXC und machte die Technologie durch die substanziell vereinfachte Nutzung massentauglich. Vor allem die Entwicklergemeinde sprang auf diesen Zug auf und begann schon bald damit, neue Projekte sogleich in Docker-Containern umzusetzen.
Zu Beginn der Docker-Ära standen vor allem die Vereinfachung der Entwicklungsprozesse und die Realisierung von DevOps-Pipelines im Vordergrund, Themen wie Betrieb, Skalierung und Ausfallsicherheit wurden in dieser Phase wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Container allein sind keine heilbringende Lösung. Die Entwickler sind damit zwar glücklich, aber die Teams, welche die Container betreiben müssen, rümpfen irritiert die Nase. So kam es, dass sich bei vielen Unternehmen die DevOps-Initiativen eher als "Dev vs. Ops"-Initiativen beschreiben lassen. "Wie betreibe ich diese Container, damit ich meine SLAs einhalten kann?", heisst es häufig.
Mit Kubernetes kam dann eine massentaugliche Lösung, die sich als Standard durchsetzte und die betrieblichen Anforderungen erfüllt. Einfach wird die Container-Welt aber auch mit Kubernetes nicht, im Gegenteil. Kubernetes bringt sehr viele neue Herausforderungen ins Spiel. Entwickler wie Systemadministratoren müssen neue Paradigmen lernen; Container werden nach Bedarf hoch- und runterskaliert, nicht mehr händisch gepflegt, die Persistierung der Daten muss neu durchdacht werden etc. Inzwischen ist die Lösung aber nicht mehr wegzudenken und bietet die Basis für sehr viele Applikations-Workloads auf allen Hyperscalern und auch in den Rechenzentren der Unternehmen.
Docker kam, Docker geht
In den letzten Jahren entstand ein riesiges Ökosystem rund um das Thema Container, im Speziellen im Zusammenhang mit Kubernetes. Neue Monitoring-Lösungen, neue Back-up-Methoden, neue Wege, Security zu implementieren und vieles mehr. Sprich: Es haben sich sehr viele Unternehmen und Open-Source-Entwickler weltweit mit dem Thema beschäftigt. Sogar die Docker-Engine kam unter Zugzwang und wurde in diversen Lösungen durch andere Implementierungen, die noch schneller, schlanker und sicherer sind, ersetzt. Man spricht vermehrt nur noch von Containern und nicht mehr von Docker.
Wieso setzen sich Container erst heute durch?
Wir wissen, Container gibt es seit einer halben Ewigkeit und trotzdem gibt es den Hype erst seit ein paar Jahren. Das liegt nicht ausschliesslich an Docker und Kubernetes. Der primäre Grund ist total einfach: Es war an der Zeit.
Die Welt dreht sich schneller und Unternehmen werden gezwungen, mit der Digitalisierung mitzuhalten. Dies erfordert agile Prozesse, um möglichst schnell auf neue Marktgegebenheiten reagieren zu können. Die alten, bewährten Lösungen konnten diesem Anspruch nicht mehr gerecht werden. Der Wechsel auf neue, dynamische Technologien war unausweichlich und entstand ganz automatisch. Niemand kann sich dem Prozess lange entziehen, vergleichbar mit dem Wechsel von Dampfmaschinen zu Verbrennungsmotoren vor über 100 Jahren. Es war einfach an der Zeit; wäre der Ottomotor nicht erfunden worden, gäbe es heute einen Johnmotor, der gleich funktioniert. Gäbe es heute kein Kubernetes, wäre es etwas anderes, das die heutigen Probleme zu lösen versucht. Am Ende ist es der Zeitgeist, der die Welt und auch die IT antreibt.
Wenn Unternehmen selbst Software entwickeln, stellt sich schnell die Frage nach dem Einsatz von Containern. Doch was bringt die Technologie eigentlich? Wo liegen ihre Stolpersteine? Antworten finden Sie im Interview mit Matthias Stürmer und Oscar Meier von der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern.