Die ICT-Branche startet heiter ins neue Jahrzehnt
Zum 18. Mal hat die ICT-Networkingparty die Entscheidungsträger der ICT-Branche in den Berner Kursaal gelockt. "Kunst" lautete das Motto. Es ging um die Kunst, sich selbst richtig einzuschätzen, gute Entscheidungen zu fällen und das Publikum zum Lachen zu bringen.
Im Berner Kursaal ist die traditionelle Jahresauftaktfeier der ICT-Branche über die Bühne gegangen. Die ICT-Networkingparty wartete laut Veranstalter zu ihrer 18. Ausgabe mit 1400 Anmeldungen auf. Begrüsst wurde das Publikum von Gastgeberin Vania Kohli, die auch das Motto des Abends vorstellte. Nach den "Extremen" im vergangenen Jahr lautete es 2020 schlicht: "Kunst".
Als erster Referent des Abends trat Marcel Dobler, Präsident von ICT-Switzerland auf die Bühne. Er begrüsste das Publikum aus Vertretern von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft im Namen des Branchen-Dachverbandes. Anschliessend stellte er drei Felder vor, auf denen er sich in den kommenden Monaten engagieren wolle. Alle drei Felder seien für den Erfolg der Schweiz im digitalen Wandel kritisch, sagte er.
Was bei ICT-Switzerland 2020 auf der Agenda steht
Erstens: die E-ID. Bis heute verfüge die Schweiz über keine staatlich geprüfte und anerkannte elektronische Identität (E-ID). Ein Unding, so Dobler, denn ein sicheres Login würde die Identifizierung von Schweizerinnen und Schweizern im Internet weitaus einfacher und billiger machen. Gegen das vom Bundesrat beabsichtigte Modell, bei dem Private eine staatlich anerkannte E-ID anbieten, wurde allerdings das Referendum ergriffen. Der voraussichtliche Abstimmungstermin am 27. September 2020 sei deshalb ein wichtiger Termin. Zusammen mit Allianzpartnern wolle ICT-Switzerland in diesem Abstimmungskampf die Ja-Kampagne führen.
Nummer 2: die Initiative Graber im Ständerat. Das Arbeitsgesetz müsse flexibler werden, sagte Marcel Dobler. Insbesondere bei Führungs- und Fachkräften würden die heutigen Regelungen nicht mehr dem Arbeitsalltag entsprechen. Viele Arbeits- und Lebensformen seien nach Massgabe des Arbeitsgesetzes illegal, Gesetzgebung und Realität drifteten immer weiter auseinander. Als Lösung schlug Dobler vor, dass Führungskräfte und Spezialisten ihren Arbeitseinsatz im Rahmen eines Jahresarbeitszeit-Modells auf den jeweiligen Bedarf ausrichten könnten.
Das Publikum im Kursaal Bern lauscht Gastgeberin Vania Kohli. (Source: Netzmedien)
Als Drittes lag Dobler die Berufsbildung in der IT-Branche am Herzen. Die von ICT-Switzerland unterstützte Initiative ICT-Berufsbildung Schweiz schaffe ein breites Bildungsangebot und sei einer der stärksten Treiber für das Fachkräftewachstum. "Sie liefern die Nachfrage, wir liefern das Angebot", sagte Dobler zum Publikum im Saal. Um dieses Angebot auch in Zukunft leisten zu können, brauche es die Unterstützung aus der Wirtschaft. Nur so sei es möglich, dem Bedarf nach ICT-Fachkräften über alle Branchen hinweg gerecht zu werden.
Komödiantisches Trio
Zum Abschluss seines Vortrags verwies der Präsident von ICT-Switzerland noch auf die zweite Ausgabe der Swiss Cyber Security Days. Der Event findet am 12. und 13. Februar in Fribourg statt und soll eine Plattform für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Entscheider im Kampf gegen Cyberkriminalität sein. Dobler stellte auch das ICT-Jahrbuch 2020 vor. Wer das Jahrbuch an der Party nicht mit nach Hause nahm, kann es hier erwerben.
Anschliessend mündete die ICT-Networkingparty in den komödiantischen Teil. Kolumnist Rolf Dobelli stellte praktische Tipps aus seinen mittlerweile vier "Kunst"-Büchern vor. Sie sollen für eine bessere Selbsteinschätzung und mehr Gelassenheit im Alltag sorgen. Eher für Befremden bei den anwesenden Medienvertretern sorgte die Kritik, mit der Dobelli den Journalismus überzog. Er lese, sehe oder höre seit Jahren keine Nachrichten mehr und sei damit glücklich, sagte er. Er störe sich zum einen an der hohen Zahl für ihn nicht relevanter News, zum anderen daran, dass Journalisten in der Regel keine Experten seien, sondern nur das wiederholten, was sie anderswo gehört hätten.
Der Kabarettist Florian Schroeder zog über Werbung, deutsche Politiker und das "Entscheiden in der Multioptiongesellschaft" her. Was das Publikum von Dobelli und Schroeder lernte: Erfahrungen machen glücklicher als Produkte, einen klaren Fokus zu haben ist im digitalen Zeitalter wichtiger denn je, L'Oréal hat eine Menge Shampoos im Angebot - und wenn man sich nicht entscheiden kann, hilft es oft, jemanden mit Ahnung um Rat zu fragen.
Helga Schneider erzählte von ihren Erfahrungen mit Migros, SUVs und Zürcher Restaurants. (Source: Netzmedien)
Am meisten Heiterkeit im Kursaal verbreitete die Komikerin Regula Esposito, besser bekannt als Helga Schneider. Sie zog alle Register des Schweizer Humors, witzelte mal kleinlaut, mal lauthals über Klimasünden, Grosseinkäufe, SUVs, empfindsame Melonen, freundliche Berner und unerfreuliche Besuche in Zürcher-Hipster-Restaurants. Subjektiver Höhepunkt: Ein Loblied auf die Migros und ihre Duttweiler'sche Konsumreligion.
Nach diesem Trio eröffnete Gastgeberin Vania Kohli den gemütlichen Teil der ICT-Networkingparty. Bevor es bei Bier und Kaffee ans Networken ging, gab sie noch den Termin für die nächste Ausgabe des Events bekannt: der 21. Januar 2021.